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Rezension zu
Der Markisenmann

70er Jahre Markisen im Ruhrpott

Von: die.buecherdiebin
30.07.2022

Inhalt: Nach einem von ihr verschuldeten tragischen Vorfall wird die 15-jährige Kim in den Sommerferien kurzerhand zu ihrem leiblichen Vater abgeschoben. An Roland Papen, von Kims Stiefvater ironisch nur „der feine Herr Papen“ genannt, kann Kim sich allerdings nicht erinnern, denn sie war erst zwei Jahre alt, als er sie und ihre Mutter verließ. Seitdem hatten sie keinen Kontakt. Natürlich hat sich Kim in ihrer Phantasie ein Bild von ihm gemacht und als sie ihn zum ersten Mal sieht, ist sie maßlos enttäuscht. Ein kleiner Mann, mit dünnem Haar und schiefer Brille. Und zu allem Überfluss lebt er in einer Lagerhalle und verkauft hässliche Markisen aus Restbeständen der ehemaligen DDR. Doch nach und nach werden Vater und Tochter zu einem tollen Team und der Sommer wird für beide unvergesslich… Meine Meinung: Jan Weiler erzählt die Geschichte aus der Sicht der damals 15-jährigen Kim. Inzwischen ist sie um die dreißig Jahre alt und erinnert sich an diesen besonderen Sommer. Das Cover ist so hässlich wie die Markisen, die Ronald Papen verkauft. Hätte ich nicht im Internet gegeisterte Rezensionen gelesen, so hätte ich das Buch auf keinen Fall beachtet. Das ist schade, denn hinter dem Cover steckt eine gute Geschichte. Kim ist eine verwöhnte und unzufriedene 15-jährige, der es zwar nicht an materiellen Dingen fehlt, dafür aber an Verständnis und Liebe. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und dem jüngeren Halbbruder, der die volle Aufmerksamkeit und Zuneigung der Eltern bekommt. Kim fühlt sich unverstanden und es kommt zu einer plötzlichen und völlig unerwarteten Reaktion von ihr, die für ihren Bruder schmerzvolle und weitreichende Folgen hat. Den Urlaub bei ihrem leiblichen Vater hält sie für eine Strafaktion und verhält sich zunächst bockig. Ronald Papen wohnt in seiner Lagerhalle und verkauft im Haustürgeschäft ziemlich erfolglos seine Markisen. Er nimmt die Arbeit als seine Strafe für etwas an, das wir erst am Ende des Buches erfahren. Er ist ein bescheidener Mann und scheinbar zufrieden mit seinem Leben. Seine Tage sind durchstrukturiert und haben meistens den gleichen Ablauf. Weder stellt er Kim Fragen, noch versucht er, sie zu erziehen und macht dadurch unbewusst alles richtig. Er wird als ziemlich skurril, aber auch äußerst liebenswert beschrieben, ebenso wie seine Freunde, mit denen er abends in Rosis Pilztreff zusammensitzt. Alle Charaktere sind mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen. Durch Kims manchmal etwas fragwürdige und absurde Ideen, verkaufen sie zusammen mehr Markisen als jemals zuvor und erleben einige sehr schräge und witzige Situationen. Je besser Kim und Ronald sich kennenlernen, desto mehr mögen sie sich und es macht Spaß die beiden auf ihrem tragisch komischen Weg zu begleiten. Denn „Der Markisenmann" ist eigentlich eine ernste Geschichte über nicht wieder gutzumachende Fehler in der Vergangenheit, über das Erwachsenwerden und über Freundschaft und Familienbande. Jan Weiler ist es gut gelungen, die Tragik mit Humor zu verbinden und eine unterhaltsame Geschichte zu schreiben.

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