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Rezension zu
Zen und die Kunst, die Welt zu retten

Fruchtbares Buch vor allem für Menschen, die bisher eher weniger mit Buddhismus zu tun hatten.

Von: Koreander
23.06.2022

Im Moment ist es wirklich leicht zu verzweifeln. In Europa herrscht Krieg und es wird sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Gleichzeitig gerät die Klimakatastrophe in den Hintergrund, dabei hat sie genau das gleiche Potenzial die gesamte Menschheit auszulöschen. Pandemien, Wirtschaftskrisen, Ausbeutungen, Rassismus und Verschwörungsglauben, Flucht und Vertreibung, die Liste der Ungerechtigkeiten und der Lebensfeindlichkeit scheint endlos. Der kürzlich verstorbene großartige buddhistische Mönch Thich Nath Hanh hat zahlreiche wunderbare Bücher geschrieben, mit „Zen und die Kunst, die Welt zu retten“, liegt jetzt eines seiner letzten vor. Und es geht um nicht weniger als „Heilung und Harmonie für sich selbst und die Erde“. Dabei ist das Buch sowohl eine Einführung in zentrale Thematiken des Buddhismus als auch eine Anleitung für Meditation, Achtsamkeit und der Erfahrung von Stille. Dabei sind Meditation und Achtsamkeit „kein Opiat, um dem, was da geschieht zu entkommen, sondern ein Weg, um den Geist zu beruhigen.“ Private Medien leben davon eine Schreckensmeldung nach der anderen zu produzieren. Die Aufmerksamkeit der Menschen soll auf das Produkt „Nachricht“ gelenkt werden. Nicht nur, dass das menschliche (Zusammen)Leben sowieso schon grundlegend Leid produziert, unsere Lebensweise und wie wir uns darüber informieren potenziert dies noch ins Maßlose. Es gilt sich aus diesem Teufelskreis von Angst und Leid zu befreien. Man muss quasi erst sich selbst retten, bevor man die Welt retten kann. Wobei es natürlich gar nicht darum geht, dass man selbst die gesamte Welt rettet, aber im Verständnis des Buddhismus, ist die Welt in uns und wir sind die Welt. Also ändert man sich selbst, ändert man bereits die Welt. Unser Wirken in der Welt. „Viele von uns kann man kaum als wach bezeichnen. Wir leben in der Welt, aber wir können sie nicht wirklich sehen; es ist als ob wir schlafwandelten.“ Wer die Probleme der Welt erkennt, aber sein leben nicht ändert. Ist nicht wach (im Sinne des Zen). Illusion und Erwachen Im Wesentlichen geht es bei Zen und die Kunst, die Welt zu retten um Erkenntnisse aus dem Diamant-Sutra, einem der grundlegenden Texte des (Zen-)Buddhismus. Dabei muss allerdings gesagt werden, dass die Ausführungen im vorliegenden Buch zwar gut verständlich sind, aber einfach viel zu kurz geraten sind, um wirklich nachvollziehen zu können, was hier eigentlich gemeint ist. Insofern ist es zu empfehlen sich mit dem Diamant-Sutra vorher oder auch nachher auseinanderzusetzen. Da das Sutra selbst aber zumindest für eine westliche Lesart kaum zu verstehen ist, sollte auf eine kommentierte Version zurückgegriffen werden. Und wie es der Zufall so will, gibt es im Verlag Edition Steinrich ein kleines Büchlein von Thich Nhat Hanh „Das Diamant-Sutra. Der Diamant, der die Illusion durchschneidet.“ Auch nicht einfach zu verstehen, aber eine wichtige Grundlage. Zen und die Kunst, die Welt zu retten, ist in drei Abschnitte unterteilt. Am Anfang steht die Erkenntnis oder auch die Notwendigkeit des Erwachens. Wobei Thich Nhat Hanh eine wirklich schöne unesoterische und dennoch spirituelle Denkweise an den Tag legt. "Ein erleuchteter Mensch hat eine klare Vorstellung von sich selbst und von der Realität – also sowohl von seiner eigenen Natur als auch der gesellschaftlichen Wirklichkeit, in der er lebt. Dieses Verständnis ist das wertvollste Geschenk, das Zen anbieten kann." Wenn man sich der eigenen Handlungen und Wirkungen bewusst wird, und sich die Wechselwirkungen von allem Leben auf der Erde verdeutlicht, legt man den Keim für die Veränderung des eigenen Lebens. Der Weg entsteht durch das Gehen Der zweite und größte Teil beschäftigt sich mit der Praxis. Wie können wir unser Leben ändern, so dass wir selbst und die Welt mehr Harmonie erleben und letztlich uns selbst und die Welt retten können. Der letzte und kürzeste Teil handelt von der Gemeinschaft, die wir benötigen, um größere Wirkmächtigkeit zu erreichen. Der*die kundige Leser*in entdeckt hier bereits die Drei Juwelen oder Drei Kostbarkeiten des Buddhismus: Buddha, Dharma, Sangha. Also Erwachen, Lehre und Gemeinschaft. Wobei Lehre, immer auch die Lehre der Praxis ist. Denn im Buddhismus ist nun mal das Erleben der Meditation elementarer Bestandteil der Lehre. "Achtsamkeit … ist kein Werkzeug um etwas zu bekommen – und sei es Entspannung, Konzentration, Frieden oder Erwachen. Sie ist kein Mittel zum Zweck, zur Verbesserung unserer Produktivität, unseres Wohlstands oder Erfolgs. Mit wahrer Achtsamkeit kommen wir bei jedem Schritt ans Ziel. Dieses ist Mitgefühl, Freiheit, Erwachen, Frieden und Furchtlosigkeit. Wahre Achtsamkeit kann niemals von Ethik getrennt werden." Insgesamt ist es ein sehr gewinnbringendes Buch vor allem für Menschen, die bisher eher weniger mit Buddhismus zu tun hatten. Für Thich Nhat Hanh „Fans“ ist es nichts neues, aber dennoch wieder einmal eine schöne und ergänzende Lektüre. Und immer wieder werden alt bekannte Tatsachen mit neuen Formulierungen deutlicher und leichter verständlich. Was allerdings ein wenig ärgerlich ist, ist der offensichtliche Zeitdruck, mit dem dieses Buch herausgegeben wurde. Offenbar wollte man den Tod Thich Nhat Hanhs noch werbewirksam nutzen. Denn selten habe ich so viele Fehler in einem Buch eines großen Verlages gesehen. Natürlich geht es um Inhalte und nicht um die Form. Aber hier sind die Fehler dermaßen massiv, dass es beim Lesen zu stören beginnt.

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