Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die neun Leben der Rose Napolitano

Die Entscheidungen, die wir treffen

Von: Franziska_J
07.06.2022

Was wäre, wenn wir uns in dieser oder jener Situation anders entschieden hätten? Welchen Verlauf hätte unser Leben genommen, wenn wir einen anderen Weg gegangen wären? Das dürften sich sicher viele Menschen schon einmal gefragt haben. In ihrem Debütroman Die neun Leben der Rose Napolitano (erschienen im Mai 2022 bei btb) spielt Donna Freitas mit genau dieser Was-wäre-wenn-Frage, indem sie ihre Hauptprotagonistin an einem entscheidenden Wendepunkt ihres Lebens neun verschiedene Versionen einer Zukunft durchleben lässt. Darum geht´s: Rose Napolitano ist eine erfolgreiche Professorin und eine Frau, die weiß was sie will. Auch wenn sie glücklich in ihrer Ehe ist, waren Kinder nie Teil ihrer Lebensplanung. Ihre Ehemann Luke hat ihr vor der Heirat versprochen, dass Kinder auch für ihn nicht wichtig seien. Doch nun hat er seine Meinung geändert. Er bedrängt Rose mit Schwangerschafts-Vitamintabletten, doch Rose, die sich nicht sicher ist, ob sie überhaupt Mutter sein will, nimmt diese nicht. Es kommt zum Streit. Nicht nur einmal, denn an diesem Punkt beginnt ein kaleidoskopartiges Spiel mit verschiedenen Ausgängen des entscheidenden Streits, das in neun ganz unterschiedliche Zukunftsversionen mündet. Doch egal, wie der Streit endet oder wie Rose sich entscheidet, ihr Leben wird danach nie wieder wie zuvor sein. Der Roman ist nicht nur erzähltechnisch absolut faszinierend, sondern er macht zugleich auf ein zentrales Problem unserer Gesellschaft aufmerksam: Den Druck, der noch immer von allen Seiten auf Frauen ausgeübt wird, wenn es um ihre Familien- und Karriereplanung geht. Denn eines wird ziemlich deutlich: »Ganz gleich, wie ich entscheide, ich werde verurteilt, wenn ich ein Kind bekomme, aber auch, wenn ich keines bekomme.« In jedem ihrer neun Leben droht Rose an dem Druck, der auf sie ausgeübt wird, zu zerbrechen und sich selbst zu verlieren. Da ist zum einen ihr Ehemann, der plötzlich unbedingt ein Kind will und natürlich gibt es auch noch ihre Schwiegereltern, die sie bedrängen und ein Enkelkind wollen. Auf der anderen Seite sind da aber auch die Arbeitskolleginnen, die Rose verurteilen, weil sie in einem Leben doch schwanger wird und damit doch angeblich ihre weibliche Selbstbestimmung aufgibt. Mit Rosa hat Freitas eine starke und mutige Hauptprotagonistin geschaffen, denn egal in welchem ihrer neun möglichen Leben sich Rosa grade befindet und welche Entscheidung sie auch trifft, sie versucht stets, sich selbst irgendwie treu zu bleiben, sich zu behaupten und für sich einzustehen. Es ist beeindruckend, wie die Autorin es geschafft hat, trotz der zum Teil sehr unterschiedlich verlaufenden Lebensentwürfe, einen einheitlichen, authentischen Charakter zu schaffen, dessen Lebensweg man als Leser gerne verfolgt.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.