Rezension zu
Landpartie

Zu Beginn der Pandemie lädt der russisch stämmige Schriftsteller Senderovsky einen ausgewählten Kreis an Freunden in seine Bungoalow-Anlage weit draußen im Hinterland von New York ein. Nicht wissend wie lange das Exil dauern mag und was sie in der sozialistisch anmutenden Ferienanlage erwarten mag, gesellen sich drei Jugendfreunde, eine junge Studentin und der Schauspieler zu seiner Familie und versuchen ein Leben als Kommune. Schnell sehen sie sich im Auge eines perfekten Sturmes aus Pandemie, den rassistischen Unruhen und den politischen Unwägbarkeiten Amerikas im Jahre 2020. In der kleinen Gemeinschaft wird geliebt, geneidet, gestritten und sich versöhnt. Es werden alte Geheimnisse enthüllt, neue Mythen gebildet und unentwegt ein guter Umgang mit der drohenden Ansteckung, der politischen Krise und der wirtschaftlichen und persönlichen Unsicherheit gesucht. Shteyngard inszeniert den schicksalhaften Beginn der Pandemie fast wie ein Kammerspiel auf kleinstem Raum. Die Figuren seines Romans stellen dabei einen nahezu perfekten Querschnitt der amerikanischen Einwanderungsgesellschaft dar und beleuchten aus unterschiedlichsten Perspektiven klug die Krisen der Zeit. Die Gemeinschaft auf Zeit wird liebevoll und ein wenig spöttisch gezeichnet und erweist sich als perfekte Projektionsfläche für absurd komische ebenso wie für anrührende und aufwühlende Gedanken. Sprachlich ist das ein Genuss und es wurde von Nikolaus Stingl gekonnt übersetzt. Die Stimmen der Protagonisten werden jedenfalls noch lange in mir nachhallen.