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Rezension zu
Der Unbekannte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Verwirrende Vergangenheit

Von: Michael Sterzik
29.05.2022

Der aktuelle Titel: „Der Unbekannte“ ist der vierte Band einer Reihe um Nathaniel, der Journalistin Milla Nova und dem Ermittler Sandro Bandini. Man kann die drei vorherigen Bände „Blind“, „Die Patientin“ und „Der Bruder“ unabhängig voneinander lesen, aber empfehle ich es nicht, da man sonst die Charaktereigenschaften der Protagonisten nur schwer folgen kann. Die Story spielt in der Schweiz und siehe da, auch hier erzählt die Autorin von paramilitärischen Einheiten, die von einer geheimen Regierungseinheit gesteuert werden. Alte Sünden ehemaliger Nachrichtenoffiziere und auch der Linksextremismus und die Unterstützung der Terroreinheit RAF werden hier als Themengebiete verwendet. Christine Brand jongliert diesen Themen gekonnt und verbindet sie am Ende alle. Die Perspektive der Opfer und Täter und manche Figuren sind beides – ist sehr spannend gelungen. Nathaniel ist blind – seit seinem elften Lebensjahr, als sein Vater die gesamte Familie tötete und nur Nathaniel verletzt überlebte. So hat es ihm die Polizei erzählt, an die Geschichte glaubt Nathaniel seit nun drei Jahrzehnten. Er beschließt, sich endlich seiner traumatischen Vergangenheit zu stellen und verlangt Einsicht in die Fallakten. Doch die Unterlagen offenbaren Ungereimtheiten. Es scheint, als ob die Polizei etwas, was damals geschah, unter Verschluss halten möchte. Nathaniel realisiert, dass der wahre Mörder seiner Familie womöglich noch immer auf freiem Fuß ist – und sein Vater unschuldig sein könnte. Doch seine gute Freundin, die TV-Reporterin Milla, scheint ihm dieses Mal nicht helfen zu können, noch dazu da deren Freund Sandro Bandini als Polizist in die Vertuschung der Wahrheit über Nathaniels Familie verwickelt sein könnte. Es scheint, als sei Nathaniel auf sich allein gestellt ...(Verlagsinfo) Da ich die anderen Titel vor diesem nicht gelesen habe, fällt meine Kritik ggf. etwas hart aus. An dieser Stelle kann ich nur noch einmal dringend empfehlen – die Vorgängertitel zu lesen. Die Figuren und auch die Story ist mir viel zu oberflächlich ausgemalt. Letzteres ist mir zu wenig im Detail ausgebaut. Der Hintergrund ist mir zu wenig definiert. Die erzählerische Aussicht ist mir zu unentwickelt, dabei hätten manche Personen so viel zu berichten gehabt. Die Story wirkt authentisch, ist aber im Grunde natürlich fiktiv. Man kann sich die neutrale Schweiz schwerlich als ehemaligen Geheimdienstposten vorstellen. Das klang bisweilen ein bisschen absurd. Gegen Ende des Romans nimmt die Spannung und die Unterhaltung wirklich Fahrt auf. Nicht nur ebendiese Spannung, sondern auch viel Sensibilität zeichnen das letzte Drittel aus. Leider gibt es da zu wenig davon – in dem langweiligen Intro passiert zwar viel – aber eben nicht im angemessenen Tempo. Lobenswert ist der unterschwellige Humor, der in vielen Szenen schmunzeln lässt. Die Situationskomik beherrscht die Autorin und sie hat ein Faible für gesellschaftliche Randgruppen, ein Blinder, eine Kleinwüchsige und einige andere, interessante Charaktere menscheln munter hin und her und ganz klar gibt es viele Sympathiepunkte für die Blindenhündin, die schonmal etwas die Orientierung verliert. Christine Brand schriftstellerischer Stil, ihr Umgang mit Sprache und Ausdruck ist hervorragend. Spielerisch entwickelt sich neben munterer Situationskomik dann selbstverständlich sehr sensible Szenen, die unter die Haut gehen. „Der Unbekannte“ ist ein sehr solider, spannender Titel – den ggf. inhaltsvoller, ansprechender empfindet, wenn man die Vorgängertitel gelesen hat. Fazit Spannende Vielseitigkeit – intelligenter Humor und eine ansprechende Sensibilität. Michael Sterzik

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