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Rezension zu
Die neue Wildnis

Die neue Wildnis eine im positivsten Sinne außergewöhnliche Dystopie

Von: thursdaynext
26.05.2022

Ein eigenartiges Erlebnis bot “Die neue Wildnis“ von Diane Cook. 2020 nominiert für den Bookerpreis, für mich das dann doch überzeugende Aurgument, diese dystopische Geschichte lesen zu wollen. Gefühlt habe ich schon mehr als genug dystopische Zukunftsszenarien gelesen, irgendwann ist es auch gut aber der Hoffnung auf ein Schmankerl des Genres kann ich mich nicht entziehen. Diane Cook nähert sich diesem Genre in ihrem Debütroman auf besondere Art. Sie lässt ihre beiden Hauptpersonen, Bea und Agnes, Mutter und Tochter die geschichte aus ihrer jeweiligen Perspektive berichten, angenehmerweise aber durch einen allwissenden Erzähler und nicht in dem, besonders bei Debütromanen beliebten, mir mittlerweile ziemlich unangenehmen Ich-Erzählermodus. Cook wirft ihre LeserInnen ebenso wie die ProtagonistInnen mitten ins Geschehen und beide müssen irgendwie zurechtkommen. Es dauerte bis ich in den Lesefluss kam doch plötzlich ist man mittendrin in diesem brutalen und doch so nüchtern geschilderten Überlebenskampf. Bea eröffnet sich die Möglichkeit aus der verseuchten, überbevölkerten Stadt herauszukommen und an einer Studie im Wildnisstaat teilzunehmen. Sie ergfreift diese einzige Chance ihre schwerkranke, todgeweihte achtjährige Tochter zu retten und begibt sich mit Glen, einem Wissenschaftler und ihrem Liebhaber in die neue Wildnis. Einer Art Naturschutzreservat, dem letzten Refugium für die Flora und Fauna. Überwacht wird die auserwählte Gruppe von Abenteueren und Verzweiflten von den Rangern. Es gibt ein Handbuch, den Verhaltenskodex und strenge Umweltauflagen die überprüft werden. Die Beziehungen innerhalb der Gruppe, die extrem harten Lebensbedingungen, der alltägliche Kampf um Nahrung, Wasser und wie die Gruppe ihre Sozialleben organsiert mit den Ranger als kontrollierende und Einschränkungen auferlegende Institution, die gerne ihre Macht demonstriert davon berichten Mutter und Tochter die in ihrem eigenen Tanz gefangen sind, ihre Beziehung zueinander immer wieder neu definieren und um Verständnis ringen. Das entwickelt eine sehr eigenwillige Art der Poesie trotz oder vielleicht auch gerade wegen der schlichten Dialoge und Beschreibungen, die aus dem Umgang mit der, und aus dem Blick auf die Natur entsteht. Es gibt Schönheit im Überlebenskampf. Dankbarkeit für die Chance den übervölkerten verseuchten Städten, der Welt da draussen zu entfliehen. Es ist harte Kost, die die Autorin hier entwickelt. Und doch entsteht beim Lesen ein Sog, eine Neugier auf das Kommende die sich nicht an den Hauptpersonen orientiert, denn diese bleiben distanziert. Es ist wie ein Blick ins Terrarium, auf einen Staat den man interessiert beäugt, dessen Verhalten man nachvollziehen kann, dem man aber auf keinen Fall angehören möchte. Faszination und Neugier tragen „Die neue Wildnis“, die aus dem Genre eben wegen der Beziehungseben zwischen Mutter und Tochter so fesselnd und dabei auch so schmerzhaft ist. Was zählt wirklich im Leben, was macht uns Menschen aus, hebt uns heraus? Diesen Fragen nähert sich der Roman und die Antworten darauf mag jede/ LeserIn für sich selbst darin finden. Die Washington Post schrieb: „Die neue Wildnis liest sich wie ein zeitloser Klassiker.“ Dem schließe ich mich an. Ein zwar unbequemer aber reichhaltigerund vielschichtiger Roman, der mir im Gedächtnis bleiben wird.

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