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Rezension zu
Jenseits von Afrika

Hommage an Kenia

Von: buch_zeit
30.04.2022

Ja was soll man über einen Klassiker der Weltliteratur schreiben über den es zahlreiche akademische Abhandlungen gibt und der auch heute noch Faszination und Sehnsucht ausstrahlt? Ich für meinen Teil werde Euch berichten, wie Tania Blixen mich mit in die alte koloniale Welt Kenias entführt hat und mit mutiger und ehrlicher Stimme das Werk „Jenseits von Afrika“ geschaffen hat. Vielen Dank @manesse.verlag und @bloggerportal für diese Schmuckausgabe im Handtaschenformat und das erleuchtende Nachwort von Ulrike Draesner.  Mit den ikonischen Worten (die einem spätestens seit dem gleichnamigen Film bekannt sind) beginnt die biografische Liebeserklärung an Kenia:  «Ich hatte eine Farm in Afrika...» Die gebürtige Dänin, Brixen, schafft es in fünf poetischen, realistischen, melancholischen und thematisch geordneten Teilen mit  vielen kleinen Anekdote und ausgesprochener Beobachtungsgabe das Wesen Britisch-Ostafrikas (jetzt: Kenia)  aus Sicht einer emanzipierten Weißen einzufangen. Doch auch sie ist Opfer ihrer Zeit und muss sich als erste weibliche Großunternehmerin einer Kaffeeplantage behaupteten. Mutig und mit Hilfe der Ureinwohner und anderer „Kolonialfreunde“ bestreitet sie 17 Jahre ihres Lebens am Fuße der Ngong-Berge. Ganz im Zentrum stehen dabei die ostafrikanischen Ureinwohner und die unverwechselbare Natur. Majestätische Berge deren Ausläufer in die Savanne übergehen sind Schauplatz des täglichen Lebens. Doch auch Safaris oder Flugzeugausflüge weg von jeglicher Zivilisation spielen in ihrem Leben eine große Rolle. Als Leser darf man nicht zimperlich sein, denn das ein oder andere Wildtier wird für sein Fell oder Elfenbein getötet. Im zeitlichen Kontext und ohne eine Wildlife Bewegung mag das normal gewesen sein, aber mir hat es da schon kurzzeitig die Haare aufgestellt. Sie erweckt die echten Persönlichkeiten wie Kamante, einem kranken Kikuyujungen, den sie zum Koch ausbildet, Häuptling Kinanjui, Berkeley Cole, der ihr zum Freund, und Denys Finch-Hatton, der zu ihrem Geliebten wird, zum Leben. Vor allem die Liebesgeschichte wurde durch den Oscar preisgekrönten Hollywood-Film mit Meryl Streep und Robert Redford unvergesslich. Dieser besonders starke Teil des Romans bleibt anfangs für den Leser als Liebesgeschichte unentdeckt. Bemerkenswert vor diesem Zeitkontext ist, das die „Wilden“ (Kikuyus und Massais) bei ihr eine Menschlichkeit erfahren haben, die damals sehr untypisch war. In farbigen Bildern erscheint vor dem geistigen Auge eine längst vergessene Welt von Einsamkeit, Wildnis und beinahe märchenhaften Begegnungen. Die Wahrheit verschwimmt mit Dichtung. So entsteht ein verklärter Hybrid zwischen Wunsch und Wahrheit. Wenn man Blixens biografische Daten mit denen aus dem Buch vergleicht, stimmen grundlegende Ereignisse überein. Jedoch streckt sie manche Begegnung oder sie schmückt manches Erlebnis der Literatur oder der eigenen Verklärtheit willen aus. Dem Leser wird aber auch ihr Scheitern des „Abenteuers Afrika“ und ihre Rückkehr nach Dänemark nicht verheimlicht und somit bekommt Brixen etwas sehr Verletzliches und Nahbares. Tania Blixens große Liebe war Ostafrika. Jahre später als sie in ihrem dänischen Heimatort saß und sich durch das Schreiben in ihre glücklichsten Jahre zurückversetzte, hat sie eine ultimative und sinnliche Hommage über das ferne Land geschrieben. Man atmet Afrika, und das auch gern öfter.

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