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Rezension zu
Todland

Knüpft nahtlos an den starken Auftaktband an

Von: Büchermonster
27.04.2022

Rund sechs Monate sind vergangen, seit die beiden Polizisten Signe Kristiansen und Martin „Juncker“ Junckersen in „Winterland“ die Geschehnisse um einen verheerenden Terroranschlag mit zahlreichen Toten und Verletzten in Kopenhagen aufgeklärt haben – wobei von einer lückenlosen Aufklärung auch ein halbes Jahr nach der Katastrophe eigentlich keine Rede sein kann. Die Attentäter konnten zwar gefasst werden, kamen im Rahmen des Zugriffs aber ums Leben, sodass die genauen Tathergänge und Verbindungen zu möglichen Hintermännern nie richtig ermittelt wurden. Ganz im Gegenteil deuteten viele Hinweise auf eine regelrechte Verschwörung hin, deren Aufdeckung möglicherweise sogar von höchsten politischen und geheimdienstlichen Kreisen behindert werden sollte. Wer wusste vom verheerenden Kopenhagen-Terror? „Todland“, die zweite Gemeinschaftsproduktion des dänischen Journalistenpaares Kim Faber und Janni Pedersen, setzt nun an diese unvollendete Ermittlung an und bringt neben Signe Kristiansen und Martin Juncker eine dritte Hauptfigur auf die Bühne, nämlich Charlotte Juncker – die getrennt lebende Noch-Ehefrau des männlichen Protagonisten, die schon im ersten Band als Nebenrolle auftrat. Als Investigativjournalistin für eine Kopenhagener Zeitung erhält diese plötzlich angebliche Insiderinformationen eines geheimnisvollen Informaten, der vorgibt, mehr über die Hintergründe des Terroranschlages zu wissen. Auf die Mithilfe ihres Mannes kann Charlotte bei ihrer Recherche jedoch kaum hoffen, denn einerseits ist dieser gerade in seinem beruflichen Exil in der dänischen Provinz mit der Aufklärung des Mordes an einem bekannten und berüchtigten Anwalt beschäftigt, zum anderen hat Martin Juncker bereits unangenehme Erfahrungen mit Personen gemacht, die ihr Desinteresse an einer Einmischung in die Anschlagsermittlungen unmissverständlich klargemacht haben. Mehr Glück könnte die Journalistin allerdings bei Signe Kristiansen haben, welche die unbefriedigenden Ermittlungen der Polizei in diesem Fall auch mit einigen Monaten Abstand kaum mit ihrem Gewissen vereinbaren kann… Komplexe Figuren mit komplexen Problemen Wie schon beim Auftaktband der Trilogie setzen Kim Faber und Janni Pedersen wieder auf überwiegend getrennt verlaufende Handlungsstränge um die drei Hauptfiguren, wobei es allerdings immer wieder Berührungspunkte zwischen den jeweiligen Ermittlungen gibt, die alleine schon von der persönlichen Nähe der Charaktere herrührt. Gleich bleibt auch, dass die Figuren wieder viel persönlichen Ballast mit sich herumtragen. So kämpft Signe nicht nur um ihre Integrität als Polizistin sondern auch um den Fortbestand ihrer Ehe, Martin muss sich unter anderem von seiner Tochter unangenehme Fragen zum Verhältnis zu seinem inzwischen verstorbenen Vater stellen lassen und Charlotte ist regelrecht besessen davon, sich in einer von Männern dominierten Redaktionsgruppe mit einer explosiven Story zu beweisen. Ein solch hohes Maß an privaten Problemen und Verstrickungen muss man als Leser:in sicherlich mögen, dem Autorenpaar gelingt es aber sehr gut, diese Elemente mit den polizeilichen bzw. journalistischen Ermittlungen zu verschmelzen, sodass kaum etwas davon aufgezwungen oder wie Füllmaterial wirkt. Ermittlungen auf Leben und Tod Generell bleibt in „Todland“ wenig Raum zum Durchatmen, denn auch wenn die Erzählung immer wieder auch ruhigere Töne anschlägt bleibt das Spannungsniveau erneut durchgehend auf einem sehr hohen Niveau, was vor allem durch die düster über allem schwebende Verschwörung befeuert wird, denn die Protagonist:innen setzen hier nicht nur ihre beruflichen Karrieren aufs Spiel, sondern laufen mitunter sogar Gefahr, durch ihre eigenwilligen Nachforschungen ihr Leben zu riskieren. Dass sich Signe, Juncker und Charlotte dabei nicht immer besonders clever anstellen und sich mitunter eine teilweise unerklärliche Naivität erlauben muss wohl ebenso zur erzählerischen Freiheit gezählt werden wie die Ignoranz ihrer Vorgesetzten, die von den Alleingängen ihrer Mitarbeiter wenig mitzubekommen scheinen – aber ein Thriller wäre wohl auch nur halb so spannend, wenn immer alles wie in der drögen Realität ablaufen würde. Knüpft nahtlos an den starken Auftaktband an Insgesamt ist das aber erneut großes Kino, was Kim Faber und Janni Pedersen hier auffahren und so schließt „Todland“ nicht nur inhaltlich, sondern auch qualitativ nahtlos an den Vorgänger „Winterland“ an. Die Charaktere sind interessant, vielschichtig, voller Schwächen und dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) sympathisch, ergänzen sich trotz so mancher Sturheit hervorragend wenn es darauf ankommt, und lassen auch nach zwei dicken Thriller-Bänden noch viel ungenutztes Potenzial erkennen. Ähnliches gilt für die Geschichte, die auf die vermeintlich abgeschlossene Handlung des ersten Buches nochmal ein komplexes und mindestens genauso spannendes Story-Geflecht drauf setzt. Da kann man eigentlich nur hoffen, dass der Trilogie-Abschluss „Blutland“ nicht die letzte Co-Produktion aus dem Thriller-Haushalt Faber/Pedersen sein wird.

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