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Rezension zu
Die Diplomatenallee

Spannende Zeitgeschichte der 70er Jahre

Von: buchundkaffee
27.04.2022

"In einer Handschrift offenbarte sich alles, was einen Menschen ausmachte, und das war intim, faszinierend. Wer es einmal begriff, den ließ es nie wieder los.“ (S. 46) Ich möchte mich nochmals ganz herzlich beim Bloggerportal und Blanvalet-Verlag für die Zusendung dieses Buches bedanken. Heike lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern zurückgezogen in Bonn. Sie betreiben einen Schreibwarenladen, den Heike von ihren Eltern geerbt hat, und in dem die Politprominenz ein- und ausgeht, um feinstes Büttenpapier und andere schöne Schreibwaren zu kaufen. Mit ihrer Vergangenheit als Graphologin möchte Heike nichts mehr zu tun haben, aber als plötzlich ihr ehemaliger Uniprofessor Erik Buttermann vor ihr steht und sie zwingt, wieder für ihn tätig zu werden, gerät ihr geordnetes Leben plötzlich aus den Fugen. Annette Wieners widmet sich hier einem eher unbekannten Terrain. Die Graphologie hatte in den 60er und 70er Jahren in Deutschland viel Macht. Behörden, Unternehmen und selbst Geheimdienste verließen sich auf die Schriftanalyse. Im Jahr 1974 sucht die Ständige Vertretung der DDR gerade ihr Personal für Bonn aus. Professor Erik Buttermann von der Bonner Universität am Institut für Graphologie soll Schriftgutachten für die DDR erstellen, damit die Stasi ihre Leute nach Bonn in die Ständige Vertretung der DDR einschleusen kann. Nach und nach erfährt der Leser/die Leserin, warum Buttermann so viel Macht über Heike hat, um diese wieder gefügig zu machen und für ihn zu arbeiten. Es geht um Schuld und Geheimnisse aus der Vergangenheit und um ein Graphologiegutachten, das Heike erstellt hat, und das tragische Folgen hatte. Die Geschichte kommt relativ ruhig daher, obwohl sie sehr brisant ist und unterschwellig durchweg spannend geschrieben ist. Ich habe förmlich Heikes Zerrissenheit gespürt, und wie schwer ihr die Vergangenheit zu schaffen macht. Die Geschichte wird abwechselnd aus Heikes und Peters Sicht erzählt, wobei Heikes Part eindeutig mehr Raum einnimmt. Oft wurde ich auch verwirrt und habe mich gefragt, wem ich eigentlich glauben kann und wer auf wessen Seite steht. Stasi, BND, Doppelagenten … Das hat die Autorin sehr gut hinbekommen. Ich lese sehr gerne Bücher aus dieser Zeit und habe durch das mir bisher unbekannte Thema viel lernen können. Darüber hinaus hat die Autorin einen sehr schönen Schreibstil, so dass sich das Buch flüssig lesen lässt, obwohl die Thematik nicht einfach ist. Wer in dieser Zeit gerne liest und mal ein anderes Kapitel deutscher Geschichte kennenlernen möchte, dem kann ich dieses Buch sehr gerne empfehlen. Das Cover finde ich im Übrigen sehr gelungen! Mich hat es jeweils neugierig gemacht, das Buch zu lesen.

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