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Rezension zu
Die hundert Jahre von Lenni und Margot

Hej då! Warum sterbe ich?! Charmant entwaffnend, feurig, mit scharfem Verstand. Wenn das Lachen weint.

Von: Eric Maes
23.04.2022

Wieso sterben manche jung und manche alt? Den Versuch der Antwort auf diese Frage gibt Marianne Cronin in diesem Roman anhand zweier sehr mitreißender und bezaubernder Leben im Glasgow Princess Royal Hospital in Glasgow. Einmal Lenni, 17 Jahre mit schwedischen Wurzeln, deren Status terminal – also lebensverkürzend – ist und Margot, welche im Alter von 83 Jahren schwer erkrankt ist und auch gern mutig im Abflug-Terminal auf Reisen geht. Das Buch ist im schönen Hardcover herausgegeben und in viele kleine kurze Kapitel unterteilt, welche den Lesefluss verflüssigen und das Buch kurzweilig machen. Der Roman ist wunderbar geschrieben und beinhaltet zwei Ich-Perspektiven: einmal Lenni und einmal Margot. Sowohl in der Gegenwart als auch der Vergangenheit. Lenni Pettersson und Margot treffen sich zufällig bei Pippa im Kunstkurs im Rosensaal im Krankenhaus in Glasgow. Lenni kommt immer im rosa Schlafanzug und Margot in Lila. „Wer seine Tage im Schlafanzug verbringt, braucht sich nicht im irgendein Datum scheren.“ Lenni ist die Hauptperson im Buch und stellt sich bzw. stellen sich die anderen die Frage: Warum stirbt sie?! Eines Tages wird sie ausgelöscht sein. So jung. Die Warum-Fragen sind immer die kniffligsten. Diese kann auch der Priester des Krankenhauses nicht beantworten. Bei diesem sucht Lenni Zuflucht und was sie findet ist jemand, der dringend ihre Hilfe benötigt. Und so wird Pater Arthur, der bald in Rente geht ihr bester Ersatzvater. Er hat sonst fast keine Besucher zu seinen Gottesdiensten und schließt Lenni ins Herz, obwohl sie ihn mehr als einmal in seiner Ruhe erschrickt. Margot wird ihre Ersatzmutter. Lennis und Margots Herzen schlagen, ihre Augen sehen und ihre Ohren hören. Also sind sie nicht am Sterben, sondern am Leben. Sie malen 100 Bilder für 100 Jahre und erzählen sich zu jedem Jahr und Bild ihre Lebensgeschichten in kleinen Anekdoten. Es geht um Liebe und Männer, eigene Kinder und deren Verlust, eine Mutter ohne Kind, Ehemann und eine Tochter ohne Eltern. Weiter eine Badewanne mit einer schwarzen Linie, eine extravaganter gedeckter Frühstückstisch, der entsetzte Blick eines Skeletts, den ersten Kuss, ein Baby mit einem gelben Mützchen und eine Frauenliebe, Margots Hochzeit, Lennis erster Schultag, eine Bombe auf einer geblümten Bettdecke und den Sternenhimmel und die weit entfernten Sterne und viele weitere kleine, traurige, spaßige, sehnsüchtige und schicksalhafte Geschichten. Das beste Bild von Lenni: ein weißes Blatt mit hundert Herzen. 83 in Lila und 17 in Pink. Es ist traurig und hat gleichzeitig etwas Befreiendes. Die Leute, die gehen müssen, soll man gehen lassen. Ihnen die Freiheit geben, die sie brauchen. Bringt es Vorteile, wenn man im Sterben liegt? Werden die Leute dann netter zu einem? Wann verabschiedet man sich, bevor man unausstehlich wird? Irgendwo auf der Welt sind all die Menschen, die uns berührt oder geliebt haben oder vor uns davongelaufen sind. Auf diese Weise werden wir weiterleben. Wow, so viele Bilder. Lennie und Margot waren hier! Ich will nicht sterben! Im letzten Teil des Romans wird es poetisch und wenige wundervolle Gedichte sind enthalten. „In der anfänglichen Stille wuchsen kleine Blätter und Triebe.“ Der Hundertste Geburtstag. Wie fühlt man sich da? „Als wäre ich gestern noch siebzehn gewesen.“ „Ich sehe keinen Tag älter aus als dreiundachtzig.“ Es war ein langes Leben, und es war ein kurzes Leben. „Mir werden deine Wahrheiten fehlen, und mir wird dein Lachen fehlen, aber am meisten wird mir deine überbordende Fantasie fehlen.“ Ein Roman, der berührt, lachen lässt, tief geht und auch Tränen hervorbringt! Danke Lenni und Margot! Danke Marianne für dieses berührenden Roman! Und den Sternenhimmel! 5-mal eine Vernissage mit 100 wunderbaren Bildern für diesen Roman! „Wer wie ich die Sterne liebte, fürchtet sich nicht vor der Nacht.“ Hej då! P.S. Wusstest Du, dass die Sterne, die wir am klarsten sehen, längst tot sind?

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