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Rezension zu
Avas Geheimnis

Eine tiefgründige und sensible Erforschung der Einsamkeit

Von: _loving.literature_
03.04.2022

Dass Bärbel Schäfer gut reden kann und sich ohne Zweifel mit wichtigen Fragen auseinandersetzen kann, dürfte jedem bewusst sein. In ihrem neuen Buch „Avas Geheimnis“, setzt sich die bekannte deutsche Fernsehmoderatorin und -produzentin mit dem vermeintlichen Tabuthema Einsamkeit auseinander, und geht dabei schrittweise verschiedenen Aspekten von Einsamkeit auf den Grund. Dabei zeigt sie, einfühlsam und tiefgründig, die verletzlichste Seite des Menschen und des eigenen Selbst. Zum Inhalt: Die Geschichte handelt von Bärbel selbst und von Ava, der Schwester einer ihrer besten Freundinnen. Ava lebt alleine und zurückgezogen in ihrer Wohnung. Man könnte schon fast sagen, fristet ihr Dasein. Nach einem Unfall wird Bärbel von ihrer Freundin Caro gebeten, nach Ava zu sehen und sie im Krankenhaus zu besuchen. Bärbel sagt gerne zu, schließlich kennst sie Ava noch von früher und freut sich darauf, sie wiederzusehen. Auf was sie jedoch nicht gefasst ist, ist die Frau, die sie im Krankenhaus antrifft und die sie doch nicht mehr kennt oder erkennt. Ava hat sich stark verändert, ist abweisend und in sich gekehrt. Zunächst stößt sie Bärbel weg, will sie nicht, will ihre Hilfe nicht. Doch langsam beginnt sie sich ihr gegenüber zu öffnen, erzählt in E-Mails, was sie beschäftigt, was sie umtreibt, was in ihr vorgeht. Ava ist einsam. Doch wie kam es dazu, dass ein Mensch, der eigentlich gut verwurzelt schien, auf einmal jedwedes Interesse am eigenen Leben verliert und dieses schlicht nicht mehr führen kann. Viele Menschen tragen Narben bei sich, sind verletzt worden, haben schon einmal gelitten. Doch sie leben weiter, nehmen ihr Leben weiter in den Griff. Wieso Ava nicht? Was ist mit Ava passiert? Meine Meinung: Wow, ist das erste Wort was mir dazu einfällt. Sprache, Stil und Thema haben mich vollkommen überzeugt. Oftmals musste ich das Buch für einige Zeit aus der Hand legen, da die Fragen, die Bärbel Schäfer aufwirft, zeitweise sehr aufwühlend waren und mich nachhaltig beschäftigt haben. Warum fühlen sich Menschen einsam, ganz gleich ob sie Single oder in einer festen Partnerschaft sind? Ob sie zahlreiche Freundschaften pflegen oder Wenige? Ob sie fest verwurzelt in Familien sind oder auf sich allein gestellt? Und wie kann man Einsamkeit bekämpfen? Wie einsamen Menschen helfen, vor allem dann, wenn sie sich selbst nicht helfen können oder helfen lassen wollen? Was ist überhaupt Einsamkeit? Auch durch verschiedene Interviews versucht Bärbel unterschiedliche Sichtweisen und Aspekte dieses Themas zu beleuchten. Zum einen mit Charlotte Link, die sich in Ihren Büchern oftmals mit der Einsamkeit ihrer Figuren auseinandersetzt und die Vermutung darlegt, dass sich jeder Mensch zeitweise einsam fühlt und dass zeitweilige Einsamkeit damit etwas Natürliches ist. Zum anderen mit Dr. Susanne Bücker von der Ruhr-Universität, die sich an der Fakultät für Psychologie und Psychologische Methodenlehre unter anderem mit dem Thema Einsamkeit als Folge der Pandemie-Bedingungen auseinandersetzt. Gerade in Zeiten einer Pandemie und pandemiebedingter Maßnahmen, wie Kontaktbeschränkungen oder Lock downs, fühlen sich immer mehr Menschen sozial isoliert und von der Außenwelt abgeschnitten. Doch ab wann macht soziale Isolation einsam? Und schließlich auch, in einem Gespräch mit Cornelia Geppert, CEO des Entwicklerstudios Jo-Mei in Berlin, die das Computerspiel "Sea of Solitude" mit entwickelte, das sich mit den Themen Bindungsangst, Einsamkeit, Verlustangst, Depression und Verlorenheit beschäftigt. Sie wirft schließlich die Fragen auf: Ist es okay, manchmal nicht okay zu sein? Probleme verschwinden nun einmal nicht einfach so aus unseren Gedanken, ist es daher nicht besser, das Negative ebenso wie das Positive als Lebenserfahrung anzunehmen? Fazit: Ein wirklich wunderbares Buch, das Kraft spendet, nachdenklich macht und tiefgründig und unerschrocken das Thema Einsamkeit beleuchtet. Am Ende steht die heilsame Erkenntnis: Du bist nicht allein!

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