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Rezension zu
My Body

Selbstreferenzielle Biographie, nicht, 'was es heißt eine Frau zu sein'

Von: Anna
28.03.2022

Ich muss zugeben, dass ich das Buch schon eine Weile lesen wollte und mich entsprechend gefreut habe als Testleser ausgewählt zu werden. Ich mag kein Fan von Emily Ratajkowski sein, fand aber ihren sehr öffentlichen Diskurs der eigenen Wahrnehmung und Selbstbestimmung der weiblichen Sexualität als Feministin sehr interessant. Aufgrund der unglaublich guten Bewertungen hatte ich auf eine Abhandlung gehofft, wenn auch gleich ich diese nicht erwartet habe, doch leider wurde ich enttäuscht und meine Erwartungen bestätigt: es handelt sich bei my Body eher im kluge, gut geschriebene, schonungslose Anekdoten aus dem Leben eines Bikinimodels als um das nächste feministische Manifest. Wenn das abwertend klingt, dann ist es nicht beabsichtigt, denn als Autorin schreibt EmRata sehr gut, flüssig und erzählt in einzelnen Essays aus dem Leben einer jungen Frau an, die mit ihrem Körper Geld verdient, selbst aber nie richtig weiß ob sie sich dafür verurteilen oder loben soll. Häufig bekommt man das Gefühl in einer Therapiesitzung mit ihr zu sitzen, wenn sie aus ihrem Leben und von ihren Gefühlen in bestimmten Situationen erzählt, wie sie zum Beispiel vor allem von Männern benutzt und in die Enge getrieben oder auch wie sie Opfer eines sexuellen Übergriffs wurde. Das ist unangenehm zu lesen und mutig von ihr, sich dem so öffentlichen zu stellen, was sie erlebt hat. Als Frau, kann ich viele Anekdoten nachvollziehen, selbst ihren Kampf um Selbstbestimmung ihres hautsächlich sexuell wahrgenommenen Körpers und die frühe Indoktrination das Aussehen eine Rolle spielen kann, jedoch kann Emily Ratajkowski keine Antworten geben, keinen Ausweg und keinen Hinweise wie eine Frau beides sein kann, sexy und selbstbestimmt. Es fehlt der Diskurs und eine Betrachtung des Feminismus in der modernen Welt und wo sich Frauen in dieser Welt einordnen können, die mit ihrem Körper Geld machen und sich dennoch nicht verkaufen. Nun frage ich mich, wie ich überhaupt auf die Idee kam und muss sagen, die vielen positiven Bewertungen, selbst auf dem Einband, suggerieren, dass hier der Jugendwahn hinterfragt und Machtdynamik und Misogynie in der Unterhaltungsbranche kritisiert werden, dass es sich hierbei um wichtige Lektüre handle. Fragen stellt Emily Ratajkowski, das ist richtig, Antworten hat sie keine. Ich mache es ihr nicht einmal zum Vorwurf, denn sie sieht laut ihrer Einleitung, ihre eigenen Aussagen zum Musikvideo, dass sie über Nacht hat berühmt werden lassen, als in "Entstehungszeit von feministischen Blogs, Sheryl Sandbergs Beststeller Lean ln" getroffen und noch vor der Popularisierung des Begriffs 'feministisch' durch Beyoncé und der Modewelt durch T-Shirts mit dem Aufdruck 'Feminist'. Durch Aussagen wie dieser gibt sie selbst den sehr beschränken Rahmen ihres Verständnisses von feministischer Kultur und Historie preis noch bevor das Buch überhaupt anfängt. Es verwundert dann auch nicht, das keinerlei Geschichte herangezogen wird, um die eigenen Fragen zu beantworten oder dem Untertitel gerecht zu werden. Nach dem Lesen weiß ich nach wie vor nicht, 'was es heißt eine Frau zu sein', sondern nur was es heißt Emily Ratajkowski, eine schöne, weiße Frau aus Mittelklasseverhältnissen zu sein und stelle es zu all den anderen Biographien. Einen Platz neben all den feministischen Büchern in meinem Regal hat My Body leider nicht verdient.

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