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Rezension zu
Fräulein Wunder

Deutschland zur Zeit des Wirtschaftsaufschwungs Ende der 1950er-Jahre: Der erste Band der neuen Sylt-Saga von Gisa Pauly

Von: Susanne Edelmann
11.03.2022

Schon seit langem bin ich ein großer Fan der Mamma-Carlotta-Krimis von Gisa Pauly, ich habe alle bisher erschienenen 15 Bände verschlungen. Mit „Fräulein Wunder“ beweist die Autorin, dass sie auch historische Romane kann – und wie! Ich habe diesen dicken Schmöker an einem Wochenende regelrecht weggesuchtet und das Lesen nur unterbrochen, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Darum geht es im Buch: Die 16-jährige Brit lebt 1959 in einem kleinen Dorf irgendwo im Nirgendwo. Ihr Vater betreibt eine Schreinerei, später soll Brit dort das Büro führen und einen netten Mann aus der Umgebung heiraten. Doch Brit ist es zu eng in dem Kaff, sie will hinaus in die weite Welt. Groß ist deshalb die Aufregung, als ihre Schulklasse eine Reise nach Sylt unternimmt. Dort trifft sie Arne, einen reichen Hotelerben, wovon Brit aber nichts ahnt. Arne arbeitet unter falschem Namen als Hotelpage, um das Geschäft von der Pike auf zu lernen. Brit und Arne verlieben sich, vom ersten Moment an fühlen beide eine tiefe Verbundenheit. Als Brit wieder heimreisen muss, bleiben sie in Verbindung – heimlich, denn ihre Eltern würden die Verbindung nicht gutheißen. Da Brit erst mit 21 volljährig wird, muss sie sich fügen. Doch dann entdeckt sie, dass sie schwanger ist und die Aufregung ist groß. Arne verspricht, für sie und das Kind zu sorgen, aber dann verschwindet er spurlos. Stattdessen taucht Arnes Vater bei Brits Eltern auf. Er bietet ihnen eine Menge Geld, wenn sie Brit in ein Heim für ledige Mütter stecken. Dort soll Brit ihr Baby bekommen und anschließend zur Adoption freigeben. Da Brits Eltern den Skandal fürchten, willigen sie ein – nicht ahnend, welche schlimmen Zustände in dem Heim herrschen. Nach qualvollen Monaten gelingt Brit kurz vor der Entbindung die Flucht, fortan lebt sie in der Angst, von ihren Eltern gefunden zu werden, die ihr ihre kleine Tochter wegnehmen könnten. Hilfe bekommt Brit von ihrer früheren Schulfreundin Romy und deren Nachbar Olaf und so landet Brit schließlich wieder auf Sylt, in der Hoffnung, dass sie dort niemand findet, der sie zur Heimkehr und zur Trennung von ihrem Baby zwingen könnte. Doch auch auf Sylt bleibt Brit nicht unentdeckt und schließlich begegnet sie auch Arne wieder… Wie gesagt, ich habe den Roman regelrecht verschlungen. Von der ersten Seite an war ich mittendrin im Geschehen, wobei mir sicherlich zugute kam, dass ich einige der Handlungsorte selbst kenne: Sylt und Hamburg, in Achim bei Bremen, wo im Buch das Entbindungsheim angesiedelt ist, wohnt eine Verwandte von uns und auch das fiktive Dorf Riekenbüren, aus dem Brit stammt, konnte ich mir bildlich vorstellen. Ganz wunderbar gelingt es der Autorin, das Spannungsfeld der damaligen Zeit zu beschreiben: Einerseits die Aufbruchstimmung, das Wirtschaftswunder, der neue Wohlstand (für viele, aber längst nicht für alle), andererseits die althergebrachten Traditionen, das Festhalten an Altbewährtem und die Angst vor Neuem. Dazu kommen die Sprachlosigkeit der Generation, die den Zweiten Weltkrieg aktiv miterlebt hat, und der Lebenshunger derjenigen, die im Krieg noch Kinder waren. Brit kämpft gegen ihren strengen Vater, ihre Wut und Hilflosigkeit konnte ich gut nachvollziehen. Ihre Entwicklung hin zu einer selbstständigen, toughen, durchsetzungsfähigen Frau mitzuerleben, hat mir beim Lesen große Freude bereitet. „Fräulein Wunder“ ist der erste Teil einer dreiteiligen Sylt-Saga: Teil 2 heißt „Café Hoffnung“ und erscheint im September 2022, darin geht es um Brits Tochter, die Geschichte spielt in den 1980er-Jahren. Teil 3 namens „Hotel Freiheit“ spielt in der Gegenwart. Die Geschichte um Brits Enkelin erscheint im März 2023. Ich muss mich also noch ein gutes halbes Jahr gedulden, bis die Saga weitergeht. Zum Glück erscheint aber bereits Ende April 2022 der nächste Mamma-Carlotta-Krimi namens „Schwarze Schafe“, damit kann ich die Wartezeit sicher gut überbrücken.

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