Rezension zu
Die kalte Mamsell
Ein historischer Krimi auf Norderney
Von: Frau KnopfDa ich seit einem halben Jahrhundert jedes Jahr wenigstens einmal auf die Insel Norderney fahre, war ich sehr gespannt auf den dritten Band der Seebad-Serie der Autorin Elsa Dix. Ohne großes Vorgeplänkel fängt das Buch gleich mit einem Verbrechen sowie einem dubiosen Fund an, welches durch den Kriminalassistenten Christian Hinrichs und seine reizende Freundin Viktoria Berg schleunigst geklärt werden soll, auch wenn zwischen beiden Protagonisten nicht immer Einigkeit herrscht. Mehr werde ich nicht verraten...nur so viel... es gibt einige offene Fragen und versteckte Geheimnisse, die es zu lüften gilt. Die erfreulich genauen Beschreibungen der Örtlichkeiten wie Georgshöhe, das Seehospiz, diverse Logierhäuser und die Weiße Düne als FKK-Revier haben mich zum Schmunzeln gebracht. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass die Damen (man bedenke die für unsere Maßstäbe „einschnürende“ Bekleidung in der Zeit der Belle Epoque) tatsächlich solch lange Spaziergänge vom Conversationshaus bis hinaus zur Ostspitze der Insel getätigt haben ohne in Ohnmacht zu fallen. Interessant waren auch die detaillierten Beschreibungen der gewaltigen Unterschiede innerhalb einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Auf der einen Seite die auf der Promenade flanierenden Gäste, die ihre Sommerfrische (übrigens, ein wunderschönes Wort, welches wert ist nicht in Vergessenheit zu geraten) genießen, und auf der anderen Seite die ärmlichen Verhältnisse der arbeitenden Bediensteten, die sich glücklich schätzen durften, wenn sie einen halben Tag im Monat frei bekamen. Mein Fazit: Ein rundum gut recherchiertes Portrait eines Seebades um 1913 als Hintergrund für ein grausames Verbrechen. Unbedingt lesenswert!
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