Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Gefrorenes Herz

Spannender Reihenauftakt mit interessanten Hintergründen

Von: Büchermonster
11.02.2022

„Doppelt hält besser“ – diese Redewendung drängt sich förmlich auf, wenn man die Entwicklung der skandinavischen Kriminalromane in den letzten Jahren näher verfolgt hat. Ob Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt, Cilla und Rolf Börjlind, Alexandra und Alexander Ahndoril (unter dem Pseudonym „Lars Kepler“) oder zuletzt Thomas Enger und Jørn Lier Horst oder Kim Faber und Janni Pedersen – Autorenduos scheinen im hohen Norden derzeit voll im Trend zu liegen und der Erfolg ihrer verschiedenen Romanreihen gibt diesem Konzept meist auch absolut Recht. Die neuesten Namen, die sich nun in diese jüngste Tradition einreihen, sind die der Investigativjournalistin Line Holm und der Fernsehmoderatorin und Kriminalreporterin Stine Bolther. Arbeitsteilung bei Autorinnen und Hauptfiguren Das Motto der Arbeitsteilung gilt bei ihrem gemeinsamen Roman „Gefrorenes Herz“ auch bei den Hauptfiguren der Geschichte, wobei eine der drei Protagonist:innen typisch skandinavisch daherkommt: Kommissar Mikael Dirk ist nämlich ein erfahrener und kompetenter Ermittler, der abseits seiner Karriere jedoch wenig auf die Reihe bekommt. Sein fordernder Job und eine daraus resultierende Drogen-Eskapade haben zum Scheitern seiner Ehe geführt und dafür gesorgt, dass er seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem kleinen Sohn hatte. Dagegen wirkt sein neuer Partner Frederik Dahlin wie ein selbstbewusster Sonnyboy, der in seinem Leben bisher alles locker gemeistert hat und auch bei der Kopenhagener Polizei voll durchstarten will. Aus dem Museumsarchiv mitten in einen Mordfall So weit, so gut, doch richtig interessant wird es eigentlich erst bei der Dritten im Bunde, der Polizeihistorikerin Maria Just. Diese arbeitet nämlich gegenüber der Polizeistation im Polizeimuseum der dänischen Hauptstadt und hat mit aktuellen Ermittlungen normalerweise überhaupt nichts zu tun, sondern bereitet gerade eine Ausstellung zum Thema „100 Jahre ungelöste Mordfälle“ vor. Doch als fast direkt vor ihrer Tür der Generalsekretär des dänischen Roten Kreuzes ermordet und seine Leiche öffentlichkeitswirksam inszeniert wird, entdeckt Maria plötzlich eine rätselhafte Verbindung zu einem der alten Fälle, die sie während ihrer Recherche zur Ausstellung studiert hat… Eine Kopenhagen-Krimi mit Cold-Case-Elementen Bereits auf den ersten Seiten werden die drei Hauptfiguren eingeführt und kreuzen durch einen geschickten Kniff der Autorinnen auch schon einmal kurz die Wege, allerdings verläuft die Geschichte im Anschluss zunächst getrennt auf zwei Ebenen: während die Ermittler Mikael Dirk und Frederik Dahlin in dem brisanten Mordfall ermitteln, der die Kopenhagener Bevölkerung bis in die höchsten gesellschaftlichen und politischen Kreise in Aufruhr versetzt, wühlt sich Zivilistin Maria Just erst einmal durch alte Fallakten im Archiv des Polizeimuseums, um ihre Chefin mit einem überzeugenden Konzept für die anstehende Ausstellung zu beeindrucken. Diese Mischung aus aktuellen Ermittlungen und Cold-Case-Elementen funktioniert gut und sorgt durch die wechselnden Perspektiven und Methoden für viel Abwechslung, allerdings wirkt manche Verbindung der beiden Handlungsebenen mitunter etwas willkürlich und treibt die Geschichte schon mal durch zweifelhafte Zufälle voran. Spannender Reihenauftakt mit interessanten Hintergründen Nichtsdestotrotz bilden die drei Figuren ein spannendes Trio und sind alle auf eigene Weise sympathisch, weil alle drei eben auch gewisse Schwächen offenbaren und sich dadurch sehr menschlich präsentieren. Manchmal ist dabei vielleicht etwas zu viel Gefühlsduselei im Spiel und der Fokus stellenweise zu stark auf den privaten Baustellen der Charaktere, trotzdem haben alle drei Protagonist:innen das Potenzial, über diesen ersten Band hinaus interessant zu bleiben. Auch die Handlung selbst weiß zu überzeugen und kombiniert gekonnt den Kriminalfall mit historischen sowie politischen Hintergründe, wobei vor allem das mitunter schwierige Verhältnis des dänischen Festlands zur ehemaligen Kolonie Grönland im Fokus steht. Die größte Insel der Erde genießt zwar seit mehr als vier Jahrzehnten Autonomie, trotzdem gibt es in der langen dänisch-grönländischen Geschichte noch einige dunkle Kapitel, die in vielen Teilen immer noch nicht richtig aufgearbeitet wurde. Dieser Konflikt gibt der Geschichte einen spannenden Hintergrund, der im großen Genre der Skandinavien-Krimis auch bisher kaum thematisiert wurde. Insgesamt legen Line Holm und Stine Bolther mit „Gefrorenes Herz“ also einen gelungenen Reihenauftakt hin, der zwar an manchen Stellen nicht immer ganz ausgewogen ist und den ein oder anderen Feinschliff hätte vertragen können, aber über die gesamten fast 600 Seiten gut unterhält und Lust auf weitere Fälle dieser ungewöhnlichen Ermittlerkonstellation macht.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.