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Rezension zu
Little Brother – Sabotage

„Hast du Schiss und bist allein, lauf im Kreis mit lautem Schrein‘.“

Von: thursdaynext
10.02.2022

Masha Maximova, eine gute Bekannte von Marcus Yallow, dem Protagonisten der vorherigen Little Brother Romane, verrichtet üble Drecksarbeit. Extrem gut bezahlte Drecksarbeit. Ihr Gewissen beruhigt sie, indem sie den AktivistInnen die sie überwacht Tricks gegen diese Überwachungstechniken vermittelt. Zu Beginn des Romans befindet sich Masha in Slostvakien, einer fiktiven aber beklemmend realistischen osteuropäischen Auto- und Kleptokratischen Republik, deren Demokratielevel gegen Null geht. Dort unterstützt sie als Angestellte von Xoth die korrupte Regierung dabei, das Volk zwecks Machterhalt zu überwachen und zu unterdrücken. Aus schlechtem Gewissen und zum Ausgleich freundet sie sich mit mit einer slostvakischen Aktivistin an und versucht diese samt ihrer MitstreiterInnen mittels ihres Insiderwissens vor Folter und Gefangennahme zu schützen. Auch die wohlbekannte Carrie Johnstone, Marcus Yallows Alptraumgegenerin erscheint wieder auf der Bildfläche.Rückblickend erfährt man, dass Masha auch für sie bereits gearbeitet hat. Mashas Charakter wird durch Rückblenden und Zeitsprünge vertieft und der Thriller Sog leidet auch ein wenig unter den Hackerdetails und den Einblicken in die technologischen Möglichkeiten, die wohl die meisten LeserInnen nicht komplett verstehen, aber zumindest ansatzweise nachvollziehen werden können. Diese bieten einen interessanten Einblick in die Möglichkeiten Menschen mittels Handys und der von speziellen Anbietern bereitgestellten sonstigen Tools zu überwachen, zu kontrollieren und zu unterdrücken. Autonome Autos sind in diesem Zusammenhang besonders kritisch zu betrachten. Masha ist keine strahlende Heldin. Sie erschien mir anfangs sehr unsympathisch, überspielt ihre Verletzlichkeit hinter supertougher Fassade. Ihre Wandlung geschieht langsam, dadurch aber umso nachvollziehbarer. Sie arbeitet für viel Geld und ihr wird recht bald klar, dass sie nicht für die „Guten“ arbeitet. Es ist ein langer Prozeß, bis sie den Mut aufbringt, sich dem Kampf gegen Überwachung und Unterdrückung zu stellen. Mit Unterstützung ihrer wiedergewonnenen Freunde Tanisha und Marcus wendet sie sich gegen die Firmen die den Regierungen weltweit ihre Produkte zur Unterdrückung anbieten. Die Thematik aller „Little Brother“ Romane dreht sich um die technologischen Möglichkeiten die, in den falschen Händen zu einer Bedrohung und Waffe gegen Demokratie und Menschenrechte werden und es zeigt sich, dass jene die das Kapital haben auch hier immer die Sieger sein werden. Sie sind nicht mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, doch womit dann? Cory Doctorow schreibt für Menschen jeden Alters. Nicht ohne Grund benannte er die Reihe, in Anlehnung an George Orwells Großen Bruder, aus dem Roman 1984, Little Brother. Wir alle nutzen Handys, soziale Medien, das Internet täglich und wir werden getrackt, mit Werbung zugemüllt und unsere Daten werden interessiert von geldgeilen Konzernen abgesaugt. Jene von uns die noch in demokratisch regierten Ländern leben und ihre Freiheiten genießen sollten die Little Brother Romane unbedingt lesen und sich ihre Politiker und deren Gesetzesentwürfe kritisch anschauen. Die anderen dürfen es nicht. Demokratie, Grundrechte, Meinungsfreiheit, freier Journalismus und unabhängige Gerichte sind ein hohes Gut. Bei Doctorow ist nachzulesen weshalb wir alle darauf achten müssen dies zu schützen und was wirklich ausschlaggebend ist. Ein starker, wie immer bei diesem Autor brandaktueller, gesellschaftspolitischer Thriller.

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