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Rezensionen zu
Little Brother – Sabotage

Cory Doctorow

Little Brother (3)

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€ 15,00 [D] inkl. MwSt. | € 15,50 [A] | CHF 21,50* (* empf. VK-Preis)

Masha Maximova, eine gute Bekannte von Marcus Yallow, dem Protagonisten der vorherigen Little Brother Romane, verrichtet üble Drecksarbeit. Extrem gut bezahlte Drecksarbeit. Ihr Gewissen beruhigt sie, indem sie den AktivistInnen die sie überwacht Tricks gegen diese Überwachungstechniken vermittelt. Zu Beginn des Romans befindet sich Masha in Slostvakien, einer fiktiven aber beklemmend realistischen osteuropäischen Auto- und Kleptokratischen Republik, deren Demokratielevel gegen Null geht. Dort unterstützt sie als Angestellte von Xoth die korrupte Regierung dabei, das Volk zwecks Machterhalt zu überwachen und zu unterdrücken. Aus schlechtem Gewissen und zum Ausgleich freundet sie sich mit mit einer slostvakischen Aktivistin an und versucht diese samt ihrer MitstreiterInnen mittels ihres Insiderwissens vor Folter und Gefangennahme zu schützen. Auch die wohlbekannte Carrie Johnstone, Marcus Yallows Alptraumgegenerin erscheint wieder auf der Bildfläche.Rückblickend erfährt man, dass Masha auch für sie bereits gearbeitet hat. Mashas Charakter wird durch Rückblenden und Zeitsprünge vertieft und der Thriller Sog leidet auch ein wenig unter den Hackerdetails und den Einblicken in die technologischen Möglichkeiten, die wohl die meisten LeserInnen nicht komplett verstehen, aber zumindest ansatzweise nachvollziehen werden können. Diese bieten einen interessanten Einblick in die Möglichkeiten Menschen mittels Handys und der von speziellen Anbietern bereitgestellten sonstigen Tools zu überwachen, zu kontrollieren und zu unterdrücken. Autonome Autos sind in diesem Zusammenhang besonders kritisch zu betrachten. Masha ist keine strahlende Heldin. Sie erschien mir anfangs sehr unsympathisch, überspielt ihre Verletzlichkeit hinter supertougher Fassade. Ihre Wandlung geschieht langsam, dadurch aber umso nachvollziehbarer. Sie arbeitet für viel Geld und ihr wird recht bald klar, dass sie nicht für die „Guten“ arbeitet. Es ist ein langer Prozeß, bis sie den Mut aufbringt, sich dem Kampf gegen Überwachung und Unterdrückung zu stellen. Mit Unterstützung ihrer wiedergewonnenen Freunde Tanisha und Marcus wendet sie sich gegen die Firmen die den Regierungen weltweit ihre Produkte zur Unterdrückung anbieten. Die Thematik aller „Little Brother“ Romane dreht sich um die technologischen Möglichkeiten die, in den falschen Händen zu einer Bedrohung und Waffe gegen Demokratie und Menschenrechte werden und es zeigt sich, dass jene die das Kapital haben auch hier immer die Sieger sein werden. Sie sind nicht mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, doch womit dann? Cory Doctorow schreibt für Menschen jeden Alters. Nicht ohne Grund benannte er die Reihe, in Anlehnung an George Orwells Großen Bruder, aus dem Roman 1984, Little Brother. Wir alle nutzen Handys, soziale Medien, das Internet täglich und wir werden getrackt, mit Werbung zugemüllt und unsere Daten werden interessiert von geldgeilen Konzernen abgesaugt. Jene von uns die noch in demokratisch regierten Ländern leben und ihre Freiheiten genießen sollten die Little Brother Romane unbedingt lesen und sich ihre Politiker und deren Gesetzesentwürfe kritisch anschauen. Die anderen dürfen es nicht. Demokratie, Grundrechte, Meinungsfreiheit, freier Journalismus und unabhängige Gerichte sind ein hohes Gut. Bei Doctorow ist nachzulesen weshalb wir alle darauf achten müssen dies zu schützen und was wirklich ausschlaggebend ist. Ein starker, wie immer bei diesem Autor brandaktueller, gesellschaftspolitischer Thriller.

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"Little Brother – Sabotage" ist der dritte Teil der "Little Brother"-Reihe. Marcus Yallow, Hauptfigur in den vorherigen Büchern, ist dieses Mal eine Nebenfigur. Jetzt steht die ehemalige Nebenfigur Masha Maximow im Mittelpunkt des Interesses. Die Geschichte ist etwa zehn Jahre später angesiedelt und die Figuren sind keine Teenager mehr. Logische Konsequenz ist, dass "Sabotage" kein Jugendbuch ist, sondern sich an eine erwachsene Leserschaft richtet. Es ist eine harte und sehr technische Dystopie, in der Cory Doctorow versucht, die Menschen auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die unsere digitale Privatsphäre bedrohen. Die Frage ist, wie fiktional das Buch tatsächlich ist. Wenn man die Nachrichten zu diesem Thema verfolgt oder Sachbücher darüber liest, stellt man fest, dass die Geschichte gar nicht so sehr von dem ablenkt, was um uns herum bereits passiert, ohne dass wir es bemerken (oder uns darum kümmern, was eigentlich viel schlimmer ist). Es macht durchaus Sinn, dass Doctorow das Buch den Whistleblowern gewidmet hat, die ihre Freiheit und manchmal sogar ihr Leben riskieren, während sie versuchen, den unwissenden Nutzern all dieser digitalen Technologie etwas Bewusstsein zu vermitteln. Die Geschichte ist unterhaltsam, wenn man sich ein wenig mit Computern, Netzwerken und Software auskennt. Diejenigen, die das nicht tun, werden das Buch wahrscheinlich gar nicht in die Hand nehmen oder aufgeben, bevor es wirklich interessant wird. Wir bekommen einen Einblick in die Art von Arbeit, die Masha ausübt, während Rückblenden zeigen, welche beruflichen Wege sie gegangen ist, bevor sie dort gelandet ist, wo sie jetzt ist. Rückblenden und Gegenwart gehen nahtlos ineinander über und die Übergänge zwischen den Zeitebenen sind sinnvoll. Es ist jedoch klar, dass der Stil und der Inhalt seiner Bücher Doctorows Publikum einschränken. Andererseits macht es keinen Sinn, die Geschichte auf andere Weise zu erzählen. Wenn es zu sehr zu einem fiktiven Märchen wird, wird es mehr Lesern gefallen, aber mehr von ihnen werden auch die Dringlichkeit der in der Geschichte versteckten Botschaft verwerfen. Die Botschaft? Wahrscheinlich sollte es Botschaften im Plural heißen, denn neben der Geschichte über digitale Privatsphäre und Überwachung gibt es auch eine über Menschen, die sich gegen ein repressives Regime wehren, und eine über #BlackLivesMatter. Doctorow hat eine Variante der letzteren in das Buch aufgenommen, die so genannte Black-Brown Alliance, die für Mascha einen wichtigen Wendepunkt darstellt. Ich fand das Thema Privatsphäre allerdings am spannendsten. Die beiden anderen Themen könnten Maschas Denken über ihr Leben und das, was ihr wichtig ist, verändern, aber sie ist zu leicht zu überzeugen. Diese Handlungsstränge hätten ein bisschen mehr persönliches Drama und etwas mehr Widerstand von Masha vertragen können. Nichtsdestotrotz versteht es Doctorow, sehr reale (politische, ethische und soziale) Themen auf (größtenteils) glaubwürdige Weise in eine fiktive Geschichte zu verpacken. Es lohnt sich auf jeden Fall, das Buch zu lesen.

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