Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Glücklichen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der Abgrund naht: Die Glücklichen. Kristine Bilkau.

Von: Martin J. Becker
24.06.2015

Ein Debüt, ein richtig, richtig gutes: Die Glücklichen von Kristine Bilkau. Warum1: Liest sich weg wie nix. Warum2: Die Sprache wird hier wohltuend gut und souverän eingesetzt. Warum3: Wenn Sie zwischen 30 und 40 sind, früher mal zur Generation Praktikum gehört haben und irgendwo im Kulturbereich arbeiten (oder versuchen zu arbeiten), dann geht es um: Sie. Genau. Dann geht es um Ihre Ängste, Ihre Suche nach dem Glück (das sie, so lässt sich Kristine Bilkaus Roman lesen, vielleicht längst schon haben), um Ihre Kinder und Schwiegermütter. Kurzum: Es geht um Sie. Wilkommen in Ihrem Leben. Georg und Isabella jedenfalls führen ein schönes Leben. Er ist Journalist, sie Cellistin. Sie haben Matti, ihr zwei Jahre altes Kind. Sie lieben sich. Sie lieben das Kind. Alles gut also. Nee: Isabellas Führhand zittert, ihr Job ist in Gefahr. Georgs Redaktion zittert, denn die Zeitung, für die er arbeitet, geht den Bach hinunter. Die Glücklichen ist ein Roman über Lebensängste. Wie wunderbar leichtfüßig Kristine Bilkau es versteht, in ihrem Debüt das Leben an sich und die Angst vor Veränderung, dem sozialen Abstieg einzufangen. Chapeau! Ich zitiere (S.215): Da packt sie die kalte Panik, ihnen wird die Luft ausgehen, ganz egal, wohin sie ziehen, zusammen zu scheitern ist schlimmer als allein. Wer allein ist, wird nicht beobachtet, muss keine Haltung bewahren, muss sich nicht als Ursache für das nächstbeste Problem fühlen, und die Frage, wer recht oder unrecht hat, ist auch nicht mehr wichtig. Vor allem ist dieser Roman einer über den Versuch das Gesicht zu wahren, im sozialen Gefüge. Georg und Isabell: Niemand möchte als der dastehen, der er nicht geschafft hat. Vor sich selbst, vor anderen, vor allen. Gute und sehr gute Stellen des Buches habe ich mit Kuli markiert. Öffne ich jetzt dieses Buch, dann könnte man meinen: Du hast aber viel rumgekrakelt in diesem Buch. Habe ich. Weil es so gut ist. Weil es den sprichwörtlichen Nagel auf den Punkt trifft. Weil die Sprache, und dann ist’s ja erst wirklich Literatur, weil die Sprache umwerfend schön ist, und mich staunen lässt, wie es ein paar Wörtchen schaffen, das Gefühl von Dringlichkeit zu erzeugen. Vielleicht auch weil ich zu dieser Generation gehöre, irgendwo zwischen 30 und 40, und weil Kristine Bilkau es schafft, dass ich mich in ihren Figuren wiederfinde, ohne sich mit Klischees und Plattitüden anzubiedern. Ob es Kritiken gibt, in denen der Geschichte Ereignislosigkeit vorgeworfen wird? Dass da gar nicht wirklich viel passiert? Keine Monster aus fremden Welten kommen, und irgendjemand die alle wegballert? Vielleicht. Aber zum glück geht es um andere Dinge. Danke, Kristina Bilkau für ein treffsicheres literarisches Porträt unserer Zeit. http://www.randomhouse.de/Buch/Die-Gluecklichen-Roman/Kristine-Bilkau/e462474.rhd

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.