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Rezension zu
Wenn die Hoffnung erwacht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein wunderbar atmosphärisch dichtes Panorama der Nachkriegsjahre und eine fesselnde Geschichte voller Liebe, Hoffnung und Überraschungen!

Von: Buch_zeit
26.10.2021

Lilli Beck nimmt uns in ihrem wunderbaren 480-seitigen Schmöker „Wenn die Hoffnung erwacht“, erschienen am 14. Juni 2021, mit nach Regensburg und München der Nachkriegszeit zwischen 1947 und 1951. Vielen lieben Dank @bloggerportal, @blanvalet.verlag und @lilli.beck.9 für das kostenlose Rezensionsexemplar! Regensburg 1947: Die Stadt ist noch immer von den Kriegszerstörungen gezeichnet und Hunger, Obdachlosigkeit und Not bestimmen den Alltag, Lebensmittel sind - sofern sie überhaupt zu bekommen sind- rationiert. Die junge Apothekertochter Nora Längsfeld begleitet ihre beste Freundin Heidi zu einer deutsch-amerikanischen Silvesterfeier, eigentlich nur, um das versprochene üppige Buffet zu plündern und sich endlich einmal satt essen zu können. Auf der Feier begegnet sie jedoch William Bowman, dem attraktiven Captain der US Air Force. Für Beide ist es Liebe auf den ersten Blick und sie beginnen eine heimliche Affäre, hinter dem Rücken von Noras strengem Vater, der ihr jeden Kontakt mit den Besatzern verboten hat. Nora und William schwelgen in Glück und Verliebtheit, bis er zurück in die USA beordert wird und Nora feststellt, dass sie ein Kind erwartet. Noras Vater ist außer sich und Nora wird als ledige Mutter zu einer gesellschaftlich Geächteten. Um einer von ihrem Vater arrangierten, finanziell vorteilhaften Zweckehe zu entgehen, flieht Nora mit ihrem Sohn Willi nach München, wo sie durch eine überraschende Wendung des Schicksals Zuflucht in der Villa der wohlhabenden Familie Wagner findet und sich ein neues Leben aufbauen kann… Ich war von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt von diesem historischen Roman und bin förmlich durch die Seiten geflogen. Noras Geschichte hat mich fasziniert, vor allem durch die gekonnte und gut recherchierte Einbettung in den historischen Zeitrahmen. Lilli Beck ist es gelungen, ein authentisches Bild der ersten Nachkriegsjahre zu zeichnen. Denn die Entbehrungen endeten keinesfalls mit Kriegsende und auch noch 1947 herrschten für die meisten Deutschen katastrophale Lebensbedingungen; Hunger, Obdachlosigkeit und Not waren an der Tagesordnung. Und der Schwarzmarkt blühte. Für diejenigen mit Geld oder Wertsachen war alles zu bekommen, obgleich zu exorbitanten Preisen. Die Sorgen und Nöte der Bevölkerung sind unglaublich plastisch geschildert, aber auch die Hoffnung und Lebensfreude der Menschen, das Sehnen nach einem besseren Leben. Im Laufe des Romans wird deutlich, wie das Leben bis Anfang der 50er Jahre schrittweise leichter und besser wurde. Der Leser erlebt das aufkeimende Wirtschaftswunder. Und währenddessen wird man vollständig in Noras Geschichte hineingezogen. Von der jungen Frau, die sich nach Liebe, Leben und einem Ausbruch aus der bürgerlichen Enge des Elternhauses und Regensburgs sehnt, wo die verstaubten Moralvorstellungen des Nazi-Regimes weiter bestehen, über ihre Sorgen und die Ächtung als ledige Mutter und ihre überstürzte Flucht nach München und die existentiellen Ängste bis hin zu einer selbstbewussten und beruflich erfolgreichen Frau. Ihre Entscheidungen konnte man gut nachvollziehen. Es hat unglaublich Spaß gemacht, Noras Entwicklung vom naiven jungen Mädchen zur emanzipierten Frau zu lesen und ihr Schicksal spiegelt gleichzeitig das Schicksal vieler Frauen ihrer Generation wieder und führt auch vor Augen, mit was für einem antiquierten und tradierten Frauenbild sie konfrontiert wurden. So durften Frauen Anfang der 50er Jahre ohne die Erlaubnis ihres Vaters oder Ehemanns nicht einmal den Führerschein machen! Der Roman wird wechselseitig aus verschiedenen Perspektiven erzählt und behandelt den Zeitraum zwischen der Silvesternacht 1947 und Ende 1951, sodass man nicht nur Einblick in das Leben der Protagonistin erhält, sondern auch die durchweg vielschichtig und ausdrucksstark gezeichneten Charaktere, wie die Vaterfigur Wolf Wagner oder den charmanten Luis Doll besser kennen lernt, aber auch die schillernden Nebenfiguren. Zudem ist der Roman voller überraschender Wendungen und durchweg spannend zu lesen. Lilli Beck ist ein atmosphärisch dichtes Panorama der ersten Nachkriegsjahre gelungen und eine fesselnde Geschichte voller Überraschungen, einer großen Liebesgeschichte ohne Kitsch und mit ausdrucksstarken Charakteren! Eine große Leseempfehlung und der perfekte Schmöker für graue Herbsttage!

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