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Rezension zu
Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Leben zwischen den Kulturen

Von: Lossiemouth
25.10.2021

Der autobiografische Roman „Im Winter Schnee, nachts Sterne“ ist die Fortsetzung des Romans „Im Meer schwimmen Krokodile“ und erzählt die eigene, wahre und erstaunliche Lebensgeschichte von Enaiatollah Akbari. Als junger Afghane und Angehöriger der ethnischen Minderheit Hazara wird er als 10-jähriges Kind von seiner Mutter, die ihn vor den Taliban schützen will, in Pakistan ausgesetzt. Es beginnt eine jahrelange Reise, die ihn über mehrere Etappen nach Italien bringt. Dort gelingt ihm die gesellschaft-liche Integration. Er nimmt verschiedene Arbeitsstellen an, die es ihm erlauben, eine erste eigene Wohnung anzumieten, holt seinen Schulabschluss nach und studiert Politikwissenschaften, schließt Freundschaften und führt ein strukturiertes Leben. Dann erst findet er den Mut, sich wieder seiner Vergangenheit zu stellen und nach seiner Familie in Afghanistan, die er viele Jahre nicht gesehen hat, zu suchen. Nach Überwindung bürokratischer und diverser anderer Problemen gelingt es ihm, nach Pakistan zu reisen, wo er seine Schwester und ihrer Familie begegnet und letztendlich auch seine große Liebe kennenlernt und heiratet. Der Autor erzählt seine Geschichte aus der Ich-Perspektive, so dass er für den Leser als Person greifbar wird. Er vermittelt seine Gedanken und Überlegungen zu bestimmten Themenbereichen sowie seine Sorgen und Ängste. Der Leser kann sich so in die Situationen hineinversetzen, er hofft, lächelt und ist mit seinem Erzähler gleichermaßen empört, wenn er unhaltbare Zustände schildert. Zudem wird man mit den schwierigen Lebensumständen der Menschen in Afghanistan konfrontiert, die einerseits aufgrund von politischen Hintergründen (Bombardierung der Amerikaner als Reaktion auf den Terroranschlag vom 11. September, Gewalt der Taliban) und andererseits auch wegen der vorherrschenden Klimabedingungen (Dürre) bestehen. An manchen Stellen führt die Ironie und Komik mit der Sachverhalte oder geschichtliche Abrisse geschildert werden dazu, dass man trotz der schrecklichen Ereignisse unwillkürlich schmunzeln muss: ...“Aus allen Landesteilen kommen Leute, um sich für wenig Geld einen Hazara zu kaufen. Bestimmt gab es auch Rabattaktionen“... . Die großen Themen der Geschichte sind unter anderem: die menschliche Existenz zwischen zwei Kulturen, Identität, Verlust der Heimat und das Leben im Exil, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, die Bedeutung von Familie, Freundschaften und Liebe. Diese Themen werden verknüpft mit der Geschichte von Afghanistan, des Volksstammes Hazara sowie dem hochaktuellen Flüchtlingsthema. Der klare, fließende Stil mit der inneren Einsicht in die Gefühle des Erzählers weckt Emotionen und führt parallel dazu, dass das Buch verständlich und leicht zu lesen ist. Die Authentizität der Geschichte wird durch die Verwendung von vielen landestypischen Begriffen unterstützt, die entweder sofort in Klammern oder im anhängenden Glossar erklärt werden. Die Geschichte von Enaiatolla Akbari ist ein eindringliches Plädoyer für das Leben und dass es sich lohnt, entschlossen für die Erreichung seiner Ziele zu kämpfen und nicht entmutigt aufzugeben. Zudem sollte man immer in Bewegung bleiben und bereit sein, neue Erfahrungen zu machen, um auch Veränderungen herbeiführen zu können. Das Buch ist aufgrund der Aktualität des Flüchtlingsthemas sehr zu empfehlen. Man erhält aufgrund der Schilderung eines Einzelschicksals einen Einblick in die Situation entwurzelter Menschen und wie es trotzdem möglich ist, ein stabiles Leben aufzubauen. Das Buch eignet sich sicherlich auch als Schullektüre für die Prävention ethnischer Vorurteile, Diskriminierung und Intoleranz.

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