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Rezension zu
Über die Grenze

Ein spannender und bewegender Kinderroman über den Nationalsozialismus

Von: xxmissletterxx
22.10.2021

Ich wusste nicht viel über Juden. Sie glaubten an Gott, aber nicht an Jesus. Und dann war es so, dass Hitler, der Chef der Nazis, nicht mehr wollte, dass die Juden mit den anderen Leuten zusammenlebten. Deshalb nahm er sie gefangen und schickte sie weg. – S. 49 Neben John Boynes „Der Junge im gestreiften Pyjama“ und „Der Junge auf dem Berg“ sowie Monica Hesses „Das Mädchen im blauen Mantel“ und „Sie mussten nach links gehen“ und – nicht zu vergessen – Judith Kerrs „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ ist auch Maja Lundes „Über die Grenze“ ein Roman, der die Holocaust-Thematik aus der Perspektive eines Kindes authentisch und bewegend aufgreift. In „Über die Grenze“ erlebt die 10-jährige Gerda, wohnhaft in Norwegen, ein gefährliches Abenteuer, das über Leben und Tod zweier jüdischer Kinder entscheidet. Spannend und ergreifend schildert Gerda im Jahr 1942, welche Umstellungen sie nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erlebt: Ihr zwölfjähriger Bruder Otto darf nicht mehr mit seinem besten Freund spielen, weil sein Vater ein Mitglied der NS ist; Lebensmittel wie Eier verschwinden merkwürdigerweise aus der Küche; nachts hört man aus dem Keller fremde Stimmen, die Eltern werden immer schweigsamer. Die aufgeweckte Gerda merkt recht schnell, dass ihre Eltern ein gefährliches Geheimnis hüten und etwas unternehmen, was die Deutschen, die Norwegen besetzen, verärgert: Sie verstecken in ihrem Haus zwei jüdische Kinder. Wie in ihrer liebsten Abenteuergeschichte, „Die drei Musketiere“, macht sich Gerda auf, das Geheimnis zu lüften. Unterdessen gerät sie in das gefährliche Netz der Nationalsozialisten. Sie hießen Sarah und Daniel. Sie war sieben Jahren alt, er zehn, genau wie ich. Und sie waren zwei völlig normale Kinder. Ihr Vater war Lehrer, die Mutter war schon vor langer Zeit gestorben. – S. 49 Gerda ist ein neugieriges und aufgewecktes Mädchen, das sich wie alle Kinder durch ihren Spieltrieb auszeichnet. Wie in ihrem Lieblingsbuch „Die drei Musketiere“ will auch Gerda in ihrem jungen Alter Schwüre leisten, waghalsige Duelle bestreiten, gegen die Intrigen des Schurken Graf Schwarzblut kämpfen und ihren Worten auch Taten folgen lassen: "Einer für alle und alle für einen!“. Dass zwei unschuldige jüdische Kinder von den Nationalsozialisten verfolgt werden, kann Gerda aufgrund ihres Gerechtigkeitssinns nicht nachvollziehen. Sie kann es nicht fassen, dass die Polizei Kinder festnehmen würde. Schließlich hat sie gelernt, dass das die Verhaftung von Kindern „zum Glück verboten“ sei (S. 35). Im Aufzug saßen zwei Kinder. Das eine war ein kleines Mädchen. Das andere ein Junge, der es fest im Arm hielt. […] Sie sahen uns an, und wir sahen sie an. Dann streckte ich die Hand aus und flüsterte ihnen zu: „Ihr könnt herauskommen. Die Polizei ist weg.“ – S. 47 Ich habe Gerda als Protagonistin schätzen gelernt, weil sie sich intensiv mit ihrer Umwelt auseinandersetzt und der Leser durch die kindliche Perspektive die Zustände des Nationalsozialismus und das Schrecken des Krieges kennenlernt, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Die düsteren Inhalte, welche die Wut und die Angst der Kinder widerspiegeln, werden für einen Roman, der für Kinder ab neun Jahren geeignet ist, sensibel und verständlich aufgegriffen. Mich hat besonders fasziniert, dass Gerda und ihre ganze Familie Symbolfiguren darstellen, die bezüglich der bedrohlichen Lebenssituation der jüdischen Kinder, Daniel und Sarah, Hoffnung und Mut repräsentieren. Inmitten dieser Terrorgesellschaft erhält der Widerstrand und die Zivilcourage in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Aufgrund der kindgerechten Sprache und des sensiblen Umgangs mit dem Thema ‚Nationalsozialismus‘ eignet sich „Über die Grenze“, um Kindern die schwere Zeit des zweiten Weltkrieges näherzubringen; insbesondere die Fluchtsituation der jüdischen Menschen.

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