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Rezension zu
Das Gedächtnis des Baumes

Die Vergessenheit

Von: Erdmännchen
19.10.2021

Das Buch „La Memoira de l’arbre“ von Tina Vallès wurde 2017 mit dem Anagram Award ausgezeichnet. Jetzt gibt es die deutsche Übersetzung unter dem Titel „Das Gedächtnis des Baumes“. Die Erzählung wird aus Sicht des zehnjährigen Jungen namens Jan berichtet. Als seine Großeltern bei ihm und seinen Eltern einziehen, ändert sich für die Familie von Heute auf Morgen alles. Doch die Gründe für den Einzug weiß Jan nicht, aber er spürt, dass es wohl kein freudiger Anlass ist. Jan verbringt viel Zeit mit seinem Opa Joan und allmählich merkt er, dass sein Opa nicht immer auf die gestellten Fragen antwortet oder Dinge erzählt, nach denen gerade keiner gefragt hat. Jan erlebt hautnah die Demenzerkrankung seines Opas mit. Dabei erhalten Bäume plötzlich eine ganze neue Bedeutung für ihn. Der inspirierende Roman von Tina Vallès ist emotional und berührend. Er schafft es auf eine ganz besondere Weise für das Thema Demenz zu sensibilisieren. Die Leser erfahren aus der Sichtweise eines Kindes, was es heißt einen geliebten Menschen loslassen zu müssen. Der Schreibstil ist verständlich, deutlich und klar. Aufgebaut ist der Roman in 11 verschiedene Kapitel, welche jeweils in 11 Abschnitte untergliedert sind. Vielleicht wurde absichtlich eine wiederkehrende Zahl gewählt, da eine feste Struktur und Kontinuität für demenzkranke Menschen sehr wichtig ist. Die einzelnen Abschnitte sind sehr kurz und reichen im Durchschnitt über eine Buchseite. Hier kamen mir sofort die Stichworte ‚knapp’ und ‚abgehackt’ in den Sinn. Menschen mit Demenzerkrankung sprechen häufig durcheinander, nicht in vollen Sätzen und wechseln schnell das Thema. Das Cover des Buches ist mit der Gesichtshälfte eines älteren Mannes gestaltet. Ich finde es eine sehr gute fotografische Leistung und bereits den Anblick sehr inspirierend. Der Titel des Buches macht Lust auf das Lesen, da man gerne erfahren möchte, was es mit dem Gedächtnis des Baumes auf sich hat… na habt ihr auch Lust darauf zu erfahren, was sich dahinter verbirgt? Ich empfehle den Roman auf jeden Fall weiter. Er regt zum Nachdenken an und ist sehr berührend. Besonders gut geeignet ist er in meinen Augen, für Leser, die selbst Erfahrungen im Umgang mit Demenzerkrankung haben. Vor allem um auf das Thema vorbereitet zu werden. Mir persönlich hat es mehr Klarheit gebracht und noch mehr vor Augen gehalten, wie schwer es ist, einen geliebten Menschen loslassen zu müssen, obwohl er noch da ist. Auch ich muss seit einiger Zeit meinen Opa in seine eigene Welt ziehen lassen und zusehen wie er selbst wieder zum Kind wird. Mein Lieblingszitat aus dem Buch lautet: „Ich bewahre es nicht im Gedächtnis im Kopf auf, sondern im Gedächtnis meines Herzens“. Denn auch wenn demenzkranke Menschen zunehmend alles vergessen, einen nicht mit Namen ansprechen können und einen vielleicht auch nicht mehr erkennen, im Herzen sind sie immer noch mit einem verbunden… die Herzlichkeit bleibt für immer.

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