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Rezension zu
Mercury in München

Für Queen– und Mercury-Fans ist dieses Buch fast unverzichtbar

Von: Stage Reptiles
14.10.2021

Freddie Mercury war eine der schillerndsten Figuren der Rockgeschichte. Exzentrisch und schüchtern, ausschweifend und bescheiden. Über kaum einen Rockstar wurde so viel berichtet wie über den Frontmann von Queen, doch über seine Jahre in München von 1979 bis 1985 ist wenig bekannt. Dieses Buch soll das ändern. Es beschreibt ausführlich Freddies genussvollen Lebensstil in der Isarmetropole. Die Münchner Freunde und Freundinnen, Liebhaber und Liebhaberinnen und die damals international bekannte Clubszene sowie Drogenpartys stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie seine musikalischen Ambitionen. (Quelle: Klappentext: Heyne Hardcore/Amazon) Eines gleich vorweg: Bei Freddie Mercury bin ich ein wenig parteiisch, da ich ihn in den 80er Jahren persönlich kennen gelernt und einige Male getroffen habe, weil ich ab 1984/85 selber in der Münchner Musikszene unterwegs gewesen bin. Das soll aber die Eindrücke, die der in Zürich geborene und seit vierzig Jahren in und um München lebende Literatur- und Musikkritiker Nicola Bardola in diesem Buch gesammelt, chronologisiert und aufgeschrieben hat in keiner Weise beeinflussen. Jeder Leser soll sich anhand der Geschichte sein eigenes Bild machen. Eigentlich steht der wirklich passende Titel des Buches auf der Rückseite: „Bavarian Rhapsody“. Im Buch geht es los mit der Vorgeschichte zu einer der größten Rockbands aller Zeiten, dem Werdegang von Queen und deren vier Akteuren Freddie Mercury, Brian May, Roger Taylor und John Deacon. Der Hauptaugenmerk liegt aber immer beim charismatischen Leadsänger Farrokh Bulsara, besser bekannt als Freddie Mercury. Bardola erzählt in einem leicht zu lesenden, fließenden Schreibstil die Geschichte von Freddie Mercury und seinen Mitstreitern, sei es nun innerhalb der Band, als auch außerhalb und im Privatleben. Musikalische Sidemen wie Mischpult-Legende Reinhold Mack kommen ebenso ausführlich zu Wort, wie persönliche Freunde, Weggefährten und Szenefreunde. Sehr vieles davon war bisher nur Insidern bekannt oder nur bruchstückhaft der Öffentlichkeit. Bardola hat aufs Akribischste viel Privates zusammengetragen und sehr gut in Form gebracht. Wenn man selber in der damaligen Zeit in München unterwegs war, erkennt man natürlich sofort viele Örtlichkeiten und Personen und weiß, wo man sich in der Geschichte befindet, und vielleicht auch selbst wiederfindet. Nicht nur die musikalischen Aspekte werden aufs Genaueste beleuchtet, sondern auch sehr viele private Momente. Viele private Freunde kommen zu Wort oder werden zitiert. Bardola beschreibt die ehemalige Szene von Freddies Münchner „Bermuda-Dreieck“ äußerst treffend. Viele erwähnte Clubs oder Bars wie das Sugar Shack, Why Not, East Side, Ochsengarten, New York oder Pimpernel, das Old Mrs. Henderson oder die Deutsche Eiche waren in der damaligen Zeit nicht nur in der Homo- und Lesbenszene ein Begriff. Leider gibt es die meisten davon heute nicht mehr, oder zumindest nicht in der damaligen Form. Das vielmals gerühmte Münchner Laissez-Faire wurde damals gelebt. Die schillerndsten Paradiesvögel standen nebeneinander mit Herr und Frau Biedermann am Tresen. Jeder ließ den anderen leben nach seiner Fasson. Genau dieser Umstand gefiel Freddie Mercury am damaligen München. Original-Zitat Freddie: „Ich habe einen Ort gefunden, der sich München nennt, in dem ich mich unauffällig bewegen kann. Das ist für mich die reinste Entspannung.“ Musikalische Stationen wie die seinerzeit sehr berühmten Musicland Studios von Giorgio Moroder in denen sich neben Queen schon unzählige Musiklegenden wie Bowie, Deep Purple oder die Rolling Stones die Klinke in die Hand gaben, finden in Bardolas Buch endlich ausführlich Erwähnung für den normalen Leser, der bisher noch nicht wusste, welchen legendären Ruf München in der Musik-Szene seinerzeit innehatte. Fünf der erfolgreichsten Queen-Platten wurden neben Freddies Solo-LP hier aufgenommen oder abgemischt. Ein großer Teil des weltbekannten Disco-Sounds entstand hier in München. München bekommt im vorliegenden Buch den musikalischen Rang zugeschrieben, der ihm zusteht. Für den Leser dürften die vielen persönlichen Ansichten über die Privatperson Freddie Mercury sehr interessant sein. Für mindestens 95% aller Menschen weltweit ist Mercury „nur“ der Sänger einer weltbekannten Band, der zu Recht Legendenstatus hat und als einer der größten Frontmänner angesehen ist, der jemals auf den Bühnen dieser Welt stand. Für Nicola Bardola aber stand beim Schreiben dieses Buches immer der Mensch Freddie Mercury im Vordergrund. Von der Privatperson Freddie wissen die meisten Leute gar nichts. Freddie Mercury hatte hier seine vermutlich besten Jahre. Stellvertretend für den privaten Mercury will ich an dieser Stelle ein paar Zeilen zitieren, die diesen Zustand am besten beschreiben. Die ersten stammen von Herbie Hauke, dem Initiator des Rockmuseums auf dem Münchner Olympiaturm. „Freddie war unglaublich bescheiden … sie wussten, wer er war, aber ließen ihn in Ruhe … Die Menschen sahen ihn nicht als Rockstar, sondern als Bürger dieser Stadt … Er war ein sehr zurückgezogener Mensch, der sich dann aber innerhalb von drei Sekunden zum Pfau entwickeln konnte“. Die zweiten Zeilen stammen von Helmut Birner, dem ehemaligen Türsteher vom New York: „Freddie hat einem immer in die Augen geschaut mit einem netten Wort … er war ein Star, aber er war am Boden neben dir … Starallüren hast du da keine gespürt … und das hat auch die Nähe zugelassen … man hat keinen Abstand gebraucht zu ihm, er hat dich rangelassen an sich … er konnte so sein, wie er es eigentlich gerne gehabt hat“. Die Aussagen decken sich zu 100% mit meinen damaligen eigenen Erfahrungen mit dem Menschen Freddie Mercury. Ich hab ihn irgendwann um 1984/85, ich glaube in einer meiner ehemaligen Stammdiscos, dem Sugar Shack kennen gelernt, ihn einige Mal getroffen und ihn genau so erlebt wie im Buch beschrieben. Vom ruhigen, introvertierten Menschen wie Herr und Frau Biedermann zur Lichtgestalt, der Rampensau Mercury innerhalb von drei Sekunden und wieder zurück. Nicola Bardola hat es mit diesem Buch vortrefflich geschafft, den Lesern sowohl den privaten Freddie, als auch den Superstar und Queen-Fronter näher zu bringen. Man nimmt beim Lesen Teil an Mercurys Leben, man wird selbst ein kleiner Teil davon. Mit samt der kompletten Szenerie im damaligen München. Was im Film Bohemian Rhapsody fast komplett ausgelassen wurde, wird hier vortrefflich beschrieben. Sehr interessant sind auch die beiden Straßenkartenausschnitte vorne und ganz hinten in den Buchdeckeln, in denen viele Orte des Buches markiert sind. Für Queen– und Mercury-Fans ist dieses Buch fast unverzichtbar, aber auch Interessierte an Musik, München oder einfach nur Nebenbei-Leser werden es mögen. Es verdient zu Recht die volle Punktzahl von 5 / 5.

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