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Rezension zu
Ein Hauch von Amerika

Angenehme Lesestunden: Die Geschichte plätschert dahin, die Charaktere tun es auch

Von: Anna Katharina
12.10.2021

Ich hatte beim Beginn des Lesens schon geahnt, was auf mich zukommen würde, ohne bereits ein Buch der Autorin Petra Grill gelesen zu haben: „Ein Hauch von Amerika“ als ein typischer historischer Liebesroman. Ein Roman zum Genießen, welcher jedoch an manchen Stellen seine eindeutigen Längen hat. Man taucht hinein in eine Welt, teils eine zu idealisierte Welt, teils schwarzweißmalerische Charaktere, teils seichter Schreibstil und dennoch liest man voller Spannung weiter und wundert sich wie schnell das ging. Dies zu meinen vorherigen Erfahrungen mit historischen Liebesromanen, welche ich zu Haufe gelesen habe, doch häufig nicht mehr auseinanderhalten kann, eine weitere Eigenschaft des Genres. Doch was macht nun „Ein Hauch von Amerika“ lesenswert im großen Meer dieser Literaturgattung? Denn ich lag in meiner Vermutung richtig, dass man in „Ein Hauch von Amerika“ einen aufbaumäßig typischen Stil vorfindet, aber auch nur aufbaumäßig. Der Roman ist die Geschichte der jungen Kunststudentin Amelie Werner aus Berlin, welche sich zusammen mit ihrem opportunistischen Vater und der Mutter 1933 auf eine Odyssee durch die westliche Welt begibt, dabei immer wieder erneut auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Sie leben so einige Zeit in Paris und später in den USA, wo die von nun an Amy genannte Amelie den amerikanischen Soldaten Jim McCoy heiratet. Viele Jahre später tritt die vom Leben müde Amelie erneut auf deutschen Boden, um mit ihrem Ehemann beim deutschen Militärstützpunkt zu sein. Man lernt Amelie, die Ich-Erzählerin, als eine sehr meinungsstarke künstlerische junge Frau kennen, welche sich von Beginn an deutlich gegen die Nazis stellt und deren anfängliche Zeit in Deutschland nur relativ kurz in den anfänglichen Szenen erwähnt wird. Die Entwicklung des Hauptcharakters Amelie ist interessant zu beobachten, da sie immer und immer wieder in eine neue Gesellschaft geworfen wird. Man sieht wie sich ihre pazifistischen Werte bestärken, während sie sich in den Künstlercafés Paris herumtreibt, man erkennt wie ihr Sinn und die Muse zur Kunst während der Zeit in den USA häufig zum Stillstand kommen und während all dem, der gespannte Blick auf Deutschland aus dem Exil. Neben dem Handlungstrang, welcher Amelies Geschichte während des Krieges erzählt, gibt es noch die Entwicklung 1951 in der Pfalz. Hier trifft man auf die Dorfbevölkerung: Es gibt junge Mädchen, wie Erika, welche sich nicht bändigen wollen und voller Hoffnung nach Amerika blicken, Siegfried, ein Heimkehrer aus den russischen Straflagern, welcher seinem alten Ich völlig entgleist ist, seine Verlobte Marie, eine der wichtigsten Bezugspersonen Amelies, ihre Gleichgesinnte bei Fragen der Kunst, eine unabhängige und talentierte Frau, doch in ihrer Bestimmung als Mutter und Hausfrau ein verlorenes Talent. Dies bringt uns zu den wichtigsten Themen des Romans, welche einerseits die Selbstverwirklichung in vorbestimmten Verhältnissen ist und andererseits der Traum und das Platzen des Traumes von einer Welt in der alles möglich ist. Man sieht junge Mädchen und ihren Traum vom freien Amerika und beobachtet auf der anderen Seite den inneren Zerfall Amelies in dieser Perfektion. Während alles so ist wie es sollte, wenn alles so ist, wie man es sich immer wünschte, verliert das Leben seinen Reiz. Das Leben der Ehefrau gibt ihr nicht das große Glück, obwohl ihr Ehemann eben doch das Glück ihres Lebens ist. Kritikpunkte wären jedoch, dass ich mich in keinen der Charaktere nötig hineinversetzen konnte und für keinen mehr als ein Häuflein Sympathie empfand, da man sie teils nur sehr kurz kennenlernte. Sie sind recht einseitig in Meinung und Handlung und können ignorant auf ihr Umfeld reagieren. Alles in allem würde ich den Roman an alle Freunde des Genres „historischer Liebesroman“ weiterempfehlen, allerdings nicht als „Must-Read“. Genussvolle Stunden sind zu versprechen, eine neue Perspektive ist zu erkunden, jedoch keine neue Welt des Lesens.

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