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Rezension zu
Der dunkle Kristall - Ära der Schatten

Überraschend anders - aber richtig gut!

Von: Aleshanee, Weltenwanderer
06.09.2021

Dazu muss ich etwas weiter ausholen ... im Jahr 2019 hab ich mir ja die Serie The Dark Crystal auf Netflix angeschaut: Die Vorgeschichte zu Jim Hensons Film "Der dunkle Kristall" aus dem Jahr 1982. Mit dem Film konnte ich damals als Kind tatsächlich nicht gar so viel anfangen, auch wenn ich ihn mochte, trotzdem hat mich die neue Serie gereizt und ich muss sagen: sie ist absolut genial gemacht! An die "Puppen" Darsteller muss man sich vielleicht erstmal gewöhnen, aber die wundervolle Optik der Landschaft, die Umsetzung der originellen, phantasievollen Ideen, die passende musikalische Untermalung und die Handlung, das ist einfach ein pures Erlebnis! Dann kam jetzt ganz frisch der erste Band der vierteiligen Buchreihe dazu auf den Markt, auf den ich natürlich mega neugierig war. Ich bin davon ausgegangen, dass hier die Handlung der Serie in Buchform erzählt wird, doch das ist nicht so! J. M. Lee hat sich den Charakter Naia herausgepickt, die zusammen mit Kylan im Mittelpunkt steht. Soweit ich aus den Klappentexten der Fortsetzungen sehen konnte, bleiben diese beiden Figuren auch die Protagonisten der weiteren Handlung. In der Welt Thra leben die Gelflinge, ähnlich den Menschen, aber doch anders und auch mit speziellen Fähigkeiten ausgestattet, indem sie sich an ihre Umgebung und Heimat angepasst haben. Es gibt verschiedenen Klans über weite Gebiete verstreut, die meist unter sich bleiben; dennoch Nachrichten austauschen und sich meist freundlich gesinnt sind, aber durchaus auch Misstrauen hegen. Ebenfalls in Thra leben die Skekse, die als Herrscher in ihrer Burg über den Kristall regieren. Den Kristall, der mit seiner lebensspendenden Musik alles Leben auf Thra durchdringt und im Gleichgewicht hält. Das ist nur der grobe Rahmen dieser verwunschenen und verzauberten Welt, in die man schon auf den ersten Seiten direkt eintaucht. Fremdartig, bizarr und wunderschön war mein Eindruck - wobei ich natürlich noch die Bilder der Serie im Kopf hatte. Aber der Autor weiß sehr anschaulich und bildhaft zu beschreiben und entwirft den Schauplatz dieses fremdartigen Lebensraums mit spielerischer Leichtigkeit. Die vielen fremden Namen der Figuren, Pflanzen- und Tierwelt mögen im ersten Moment ungewöhnlich erscheinen, aber sie fügen sich so problemlos ins Bild, das man sich alles sehr gut vorstellen kann. Es helfen auch die gezeichneten Bilder, die immer wieder auftauchen - grade für diejenigen, die weder Film noch Serie kennen, haben hier die Möglichkeit, eine visuelle Vorstellung zu bekommen. Wobei man auf dem Cover ja auch schon gut erkennt, wie die typischen Vertreter der beiden Völker aussehen :) Naia ist übrigens ein toller Charakter! Sie hat ihre kleinen Ecken und Kanten und wirkt manchmal etwas spröde: sie ist neidisch auf ihren Bruder, der als Burgwache für die Skekse dienen darf, hat Vorurteile gegenüber anderen Klans und hat eben typische positive und "negative" Züge, die sie sehr authentisch machen. Besonders ist vor allem ihr Feingefühl. Denn auch wenn sie gerne lacht, auch über andere, weiß sie sehr gut zu unterscheiden, wann Hilfe und Empathie gefragt ist, oder auch ein Umdenken oder neu sortieren von dem Wissen, das sie bisher aus Erfahrungen gelernt hat. Auf ihrer Mission kommt sie zum ersten Mal aus ihrer Heimat, dem Sumpfgebiet Sogg, heraus und trifft auf andere Gelflinge, deren Klansitten ungewohnt und neu für sie sind. Sie beweist ihre Anpassungsfähigkeit und auch ihren Willen, ihre Aufgabe zu meistern, denn sie hat einige Gefahren zu bestehen, die sie schließlich einen ungeheuren Verrat aufdecken lassen. Als Fantasyleser bin ich eher dickere Schinken gewöhnt und kann nur bewundern, wie J. M. Lee in diesem relativ kurzen Band die Welt so lebendig beschreiben konnte, die Figuren gleichzeitig sehr greifbar gemacht hat und dabei nicht die Handlung aus den Augen verliert. Auf ihrem Weg muss Naia bedrohliche Entdeckungen machen und sich vielen Gefahren zur Wehr setzen, findet aber auch hilfreiche Freunde, die ihr zur Seite stehen. Es war schließlich in Ordnung, anderer Meinung zu sein, solange niemand von ihnen die Ansichten des Gegenübers verachtete. Zitat Seite 202 Es klingen viele Botschaften zwischen den Zeilen durch, die zum Nachdenken anregen, was mich ja immer besonders berührt und der Geschichte eine tiefere Bedeutung gibt. Witzig fand ich z. B. auch die Klarsprache der Drenchen (dem Klan von Naia). Klarsprache heißt, nicht um den heißen Brei herumreden, sondern klar zu sagen, was Sache ist. Entgegen der "Schmeichelsprache", die gerne von anderen benutzt wird. Dafür gibt es aber auch in ihrem Klan wenige Geschichten, Lieder oder Gedichte, die mit fantasievollen Ausschmückungen dekoriert werden, da es eben üblich ist, sich an die Fakten zu halten. Insgesamt hat es mir wirklich äußerst gut gefallen, auch wenn ich mit der "Handlung zur Serie" gerechnet hatte. Naia gibt hier aus ihrer Sicht einen wundervollen Einblick in diese phantastische Welt voller mystischer Wesen und einer Verbundenheit aller, die jedoch durch frevelhaften Verrat vor einer großen Bedrohung steht. Es geht um Vertrauen, Verrat, Misstrauen und Freundschaft - und kommt (bisher) sehr gut ohne Liebesgeschichte aus. Ich freu mich jedenfalls auf die Fortsetzung und bin sehr gespannt, wie es weitergeht!

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