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Rezension zu
The Living Dead - Sie kehren zurück

George A. Romero & Daniel Kraus: „The Living Dead – Sie kehren zurück“ (Heyne)

Von: Christian Funke
09.08.2021

Als der damals 28 Jahre alte Regisseur und Drehbuchautor George A. Romero (* 4. Februar 1940; † 16. Juli 2017) im Jahr 1968 sein Freizeitprojekt Night of the Living Dead veröffentlichte, konnte er wahrscheinlich nicht ahnen, welchen Einfluss er auf das Genre des sozialkritischen Horrorfilms haben sollte. Es sollte allerdings einige Jahre dauern, bis Night of the Living zum Kultfilm avancierte und in die Filmsammlung des Museum of Modern Art aufgenommen wurde. Auch wenn Romero sich zeitlebens dem Filmgeschäft widmete und sich neben seinem Debüt in weiteren Filmen den Untoten widmete, war er schon länger mit den Bedingungen im Filmgeschäft unzufrieden, die es ihm immer schwerer machten, seine Visionen zu verwirklichen. Um einen kreativen Ausgleich zu bekommen, begann er schon früh, Texte zu schreiben, die er teils in Magazinen, oder im Internet veröffentlichte. Sein großer Wunsch jedoch war es, einen Roman zu schreiben, der in seinem Living Dead-Universum angesiedelt sein sollte und ihm all die kreativen Möglichkeiten bieten sollte, die ihm das Filmgeschäft verwehrte. Leider war es ihm nicht mehr möglich, seine Geschichte zu vollenden. Mit dem US-amerikanischen Bestsellerautor Daniel Kraus jedoch fand man einen Schriftsteller, der nicht nur ein großer Fan des Filmemachers und seinem Werk war, sondern auch sein Andenken ehren wollte, indem er dessen Rohentwurf so ausarbeitete, dass er der Vision Romeros nahekommt. Zwei Jahre durchforstete Kraus den Nachlass Romeros, um sämtliche Ideen, Entwürfe, Konzepte und Textfragmente zusammenzutragen und in einen lesbaren und in sich stimmigen Guss zu bringen. Herausgekommen ist ein sehr charakterlastiges Buch, in welchem der Autor in längeren und kürzeren Passagen über einen Zeitraum von 15 Jahren den Werdegang seiner zahlreichen Figuren erzählt. Die Protagonisten sind dabei sehr abwechslungsreich und aus allen Bevölkerungsschichten gewählt, sodass wir einen sehr intensiven und umfassenden Blick darauf werfen können, wie sich die globale Apokalypse auf die Menschheit auswirkt und in Einzelschicksalen erkennen, wie diese damit umzugehen lernen. Ein sehr düsteres Szenario, welches von Kraus wortgewaltig in epischer Form ausgebaut wird. Doch – es lassen sich Vergleiche zu Stephen Kings The Stand ziehen - wo dieser alles auf einen gemeinsamen Punkt zu bringen vermag, belässt es Kraus bei seinen Fragmenten. Hier erkennt man den akribischen Willen des Schriftstellers, sämtliche greifbaren Ideen Romeros feinfühlig herauszuarbeiten und in einer Geschichte zu verwenden. Insofern haben wir hier weniger den ultimativen Zombieroman, sondern eine liebevoll ausgearbeitete, in ihrem Ausmaß epische Hommage eines Fans an George A. Romero und sein einflussreiches und wegweisendes Vermächtnis! Fans der Filme werden das Buch dafür lieben, Neueinsteiger jedoch dürften mit der Fülle an Ideen und Figuren überfordert sein! The Living Dead – Sie kehren zurück (Originaltitel: The Living Dead, USA 2020) erscheint in einer Übersetzung aus dem Amerikanischen von Julian Haefs als ansprechend gestaltetes Paperback mit Klappenbroschur bei Heyne (912 Seiten, 16,99€). Im Anhang des umfangreichen Romans befinden sich eine informative, sehr persönliche und ausführliche Anmerkung des Autors Daniel Kraus zum Regisseur Romero, seinem Wirken und seinen Einfluss auf Kraus und der Entstehung des vorliegenden Romans, sowie eine Danksagung des Autors. Schon lange trug der große Regisseur George A. Romero die Idee eines Romans in sich und arbeitete Jahre an dessen Entwicklung. Ihn zu vollenden, gelang ihm leider nicht mehr, weshalb man den mit Filmbüchern und dem Genre erfahrenen Autoren Daniel Kraus hinzuzog, dessen Ideen, Fragmente und Konzepte zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen. Das Ergebnis ist ein 900 Seiten starker Roman, der viele der Ideen Romeros aufnimmt, weiterdenkt und mit eigenen Ideen kombiniert. Ein Roman, der gut und spannend lesbar ist, aber speziell für Romero-Fans und den am Genre interessierten einen hohen Unterhaltungswert haben dürfte. Kraus ist selbst nicht nur ein großer Fan, sondern recherchierte auch akribisch, um diesen Roman in Romeros Sinn zu gestalten. Es dürfte ihm gelungen sein!

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