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Rezension zu
Der Astronaut

Eine packende Robinsonade

Von: Chridhe
18.07.2021

Andy Weir enttäuscht auf keiner Seite. In dem vertrauten lockeren und humorvollen Schreibstil mit einem dezent sarkastischen Unterton liefert der Autor die gleiche Mischung aus Wissenschaft und bewegender Geschichte, Humor, Dramatik und Spannung, wie man sie bereits aus „Der Marsianer“ kennt. Der amerikanische Titel „Hail Mary“ spiegelt dabei besser als der deutsche wider, dass wir es hier mit einem Himmelfahrtskommando zu tun haben. Ein Hail-Mary-Pass bezeichnet nämlich im amerikanischen Football einen sehr langen Vorwärtspass, der nur eine geringe Aussicht auf Erfolg hat und deshalb fast ausschließlich gegen Ende des Spiels versucht wird. Und als im Roman die Verantwortlichen auf der Erde das Raumschiff Hail Mary in die Weiten des Alls entsenden, ist auch das ihr Hail-Mary-Pass – die letzte Option für eine verzweifelte Menschheit. Dabei wird die Geschichte nicht chronologisch erzählt, sondern spielt auf zwei Erzählebenen. Weir geht hier ganz geschickt vor: Er streut die Vorgeschichte ganz organisch in Form von Erinnerungsfetzen ein, die dem Protagonisten Schritt für Schritt die entsetzliche Wahrheit und seine Rolle darin eröffnen. Andy Weir klammert in seiner Geschichte psychologische Themen weitgehend aus bzw. thematisiert diese eher zwischen den Zeilen – zwischen all den wissenschaftlichen Fakten, den Forschungen und Entdeckungen. Der überlebende Astronaut Ryland Grace kämpft zwar lange mit der Verwirrung über die ungewöhnliche Situation, in der er sich wiederfindet, doch seinen Humor und seine Widerstandskraft verliert er nie. Einerseits ist es schade, dass Weir dieses Problem nicht auslotet: Was macht es mit einem Menschen, wenn er sich allein im Weltall wiederfindet, ja, sogar in einem fremden Sternensystem? Verwirrt und von zwei Leichen umgeben? Wenn er rasch erkennt, dass seine Überlebenschancen im Grunde nicht existent sind, dass er offenbar auf der Suche nach der Lösung für ein Problem ist, das die gesamte Menschheit vernichten könnte, und er im Grunde gleich aufgeben könnte, weil selbst die klügsten Köpfe auf der Erde diese nicht gefunden haben? Wenn er tagein, tagaus um die Wahrheit ringt und wiederholt Rückschläge erlebt? Dennoch war es bewegend mitzuerleben, wie Grace zunehmend an Selbstvertrauen gewinnt. Stattdessen richtet Andi Weir sein Augenmerk auch in „Der Astronaut“ auf den wissenschaftlichen Teil der Handlung. Ich muss gestehen, dass ich wenig Ahnung von den Naturwissenschaften habe und nicht sagen kann, ob die wissenschaftlichen Erklärungen, auf deren Spur Ryland sich begibt, korrekt sind, ob die unterschiedlichen chemischen Stoffe tatsächlich so miteinander reagieren wie beschrieben oder ob bestimmte Lebensformen in den beschriebenen Umgebungen wirklich (über-)leben oder sterben. Aber da Weir diese Dinge „idiotensicher“ beschreibt, war das beim Lesen auch völlig egal! Viel faszinierender war Rylands Ideenreichtum, wenn er teilweise „macgyvernd“ um sein Überleben und die Lösung des großen Problems kämpft. Weir schildert diese Aspekte der Handlung so detailliert, dass man fast meinen könnte, dass er alles selbst ausprobiert hat. Zumindest wirken diese Aspekte perfekt recherchiert, obwohl sie zweifellos in der Realität teilweise nur Gedankengebilde und wissenschaftliche Spielereien sind! Vor diesem facettenreichen Hintergrund behält das Buch aber trotz aller Schwere eine unglaubliche Leichtigkeit bei, sodass man beim Lesen nicht gefrustet ist (eigentlich genau wie Grace), sondern den Astronauten immer wieder anfeuert. Und das hat auch einen guten Grund, denn die Art und Weise, wie und wodurch Grace schließlich den „Stein der Weisen“ findet, ist so besonders und ungewöhnlich, dass ich an dieser Stelle nicht mehr verraten möchte. Mein Fazit: Wissenschaftliche Science-Fiction, die alles andere als anstrengend oder langweilig ist. Weir beweist auch in seinem neuen Roman wieder, dass Wissenschaft unterhaltsam sein kann. Und dass man nicht alles verstehen muss, um die Abenteuer seines neuen Robinsons zu lieben! Humorvoll und erstaunlich actionreich und spannend entführt uns der Bestsellerautor mit seinem Helden in ein fremdes Sonnensystem, immer auf der Suche nach noch nicht da gewesenen wissenschaftlichen Erkenntnissen, um die Vernichtung der Menschheit in letzter Minute abzuwenden.

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