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Rezension zu
Jonathan Strange & Mr. Norrell

eine epische Mischung aus Fantastik, Historik und Gesellschaftskritik

Von: überalldiewörter
18.05.2021

England, 1806: In York lebt eine Gilde von Zauberern. Sie forschen über Zauberei, lesen alte Werke und veröffentlichen neue, nur eins tun sie nie: zaubern. Sie sind theoretische Zauberer, und in der britischen Gesellschaft ist dieser Berufsstand hoch geachtet. Praktische Zauberei gibt es schon lange nicht mehr – glaubt man zumindest. Auftritt Mr. Norrell: Der ältere Mann lebt zurückgezogen auf dem Land, ist – Überraschung! – praktischer Zauberer und scheint auch noch ein besonderes Talent für diese Kunst zu haben. Als die Gilde von seiner Zauberei erfährt und ihn herausfordert, tritt Mr. Norrell aus den Schatten und wird schnell in ganz England zur Berühmtheit. Er zieht nach London, wird Teil der High Society und lernt Jonathan Strange, einen zweiten praktischen Zauberer, kennen. Viele bedeutende Persönlichkeiten fordern jetzt die Unterstützung der beiden Zauberer, bei scheinbar trivialen persönlichen Anliegen, aber auch beim zukunftsentscheidendem Krieg gegen Napoleon. Erst nach und nach wird klar, wie mächtig die Zauberei dieser zwei Männer wirklich ist ... Was Susanna Clarke hier genial macht: Sie entführt ihre Leser:innen in eine alternative Realität, die vollkommen echt wirkt. In langen Fußnoten teilt sie historische Informationen zum England der Zauberer, lässt immer wieder Personen auftreten, die es wirklich gegeben hat, und schreibt dabei so, dass man glaubt, das Buch sei wirklich im 19. Jahrhundert entstanden. Dabei verwebt sie geschickt fantastische Elemente mit den großen Fragen des Lebens, diskutiert die Grenze zwischen Gut und Böse oder Genialität und Wahnsinn. Scheinbar nebenbei äußern die Charaktere außerdem immer wieder Gesellschaftskritik, sei es in Bezug auf die Wahrnehmung der Frau um 1800, die britische Klassengesellschaft oder Rassismus in der Politik. Trotzdem hatte für mich insbesondere der zweite Teil einige Längen und ja, vielleicht hätte man die 1.050 Seiten doch ein bisschen kürzen können – wer hier also etwas Kurzweiliges wie „Piranesi“ erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Was aber die Sogwirkung und die absurde Genialität angeht, steht Clarkes Debüt ihrer zweiten Veröffentlichung in nichts nach. Ein richtig gutes Buch, um sich an einem regnerischen Wochenende von Samstagfrüh bis Sonntagabend in eine andere Realität zu lesen!

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