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Rezension zu
Besuch aus ferner Zeit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wo ist sie ?

Von: katikatharinenhof
15.05.2021

Liv hat innerhalb weniger Monate zwei Schicksalsschläge zu verkraften - die Trauer um ihr totgeborenes Kind und das rätselhafte Verschwinden ihres Vaters scheinen sie regelrecht von Innen auszuhöhlen. Der Umzug in das Haus ihres Vaters bringt aber nicht die erhoffte Linderung, sondern erschüttert Livs ohnehin gebeutelte Nerven noch mehr. Mitten in der Nacht hört sie einen Säugling weinen - ist das alles nur ein schlechter Traum ? Katherine Webb öffnet den Zeitvorhang und lässt den Leser einen Blick in die Vergangenheit werfen, die geheimnisvoll, aufregend und schon nach wenigen Seiten fast hypnotisierend wirkt. Mit der schon fast magischen Atmosphäre in Martins Buchladen fängt alles an und man sieht mit dem Lichteinfall durchs Fenster die kleinen Staubteilchen durch den Raum flirren, die wie Türöffner in eine andere Zeit funktionieren. Seltsame Dinge passieren und Liv muss sich immer wieder fragen, ob sie wach ist oder träumt. Ihre innere Zerrissenheit, die tiefe Trauer um das totgeborene Kind und den Verlust des Vaters sind für den Leser schmerzlich spürbar und schneiden ihm selbst tiefe Wunden ins Herz. Die Ereignisse in der Gegenwart sind mysteriös und mit dem Auftauchen von Adam Freeman setzt die Autorin den Schnittpunkt für den Erzählstrang in der Vergangenheit. Der Leser fühlt sich wie ein Weltengänger, wenn er immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit pendelt und so Zeuge einer unglaublichen Geschichte wird. Die Ereignisse in den 1830er Jahren werfen ihre Schatten voraus und man muss schon das ein oder andere Mal heftig schlucken, wenn der raue Umgangston aus den Seiten schlägt. Sklaverei und die damit verbundene Unterdrückung von Menschen anderer Hautfarbe ist hier Teil des Romans und lässt in Figur von Bethia all die Schlechtigkeiten ans Tageslicht dringen, die damals zur Tagesordnung gehört haben. Wo andere Menschen ein Herz haben, sitzt bei Bethia nämlich ein großer Stein, denn diese Frau ist gefühlskalt und berechnend und sie lässt mit einer selbstgefälligen Arroganz und Überheblichkeit jeden ihre gesellschaftliche Stellung spüren, der vom Rang und Stand unter ihr rangiert. Ihre abwertende Haltung - erst recht der Ton - gegenüber den Sklaven ist einfach nur menschenverachtend. Liv in der Gegenwart versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, das Geheimnis zu lüften. Zwar hat sie noch schwer an den beiden Verlusten zu tragen und man möchte sie ununterbrochen in den Arm nehmen und trösten, doch so einfach lässt sie sich nicht ins Bockshorn jagen und stellt ihre Nachforschungen an. Und je mehr die Geschichte ihren Fortgang nimmt, desto mehr ist eine spürbare Veränderung bei Liv zu verzeichnen- sie öffnet sich, kann ihr Schicksal annehmen und akzeptieren und lernt, damit umzugehen. Katherine Webb legt mit ihrem bildhaften und sehr lebendigen Schreibstil zwei Geschichtsbücher offen, die wie kleine Wunderkammern der Fantasie wirken. Zwar vergisst sie im Mittelteil des Buches, den Leser an die Hand zu nehmen, da sie sich in weitschweifiges und und unnötiges Ausschmücken der Erzählung verliert, bekommt aber noch rechtzeitig die Kurve, um zu einem großartigen Schlussakkord auszuholen. Mysteriös, geheimnisvoll, historisch sehr gut recherchiert - eben typisch Katherine Webb und daher gebe ich gerne eine Leseempfehlung !

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