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Rezension zu
Noah – Von einem, der überlebte

Ein berührendes und wichtiges Zeugnis gegen das Vergessen

Von: Buch_zeit
14.05.2021

„Noah Klieger hat sie alle überlebt, Mengele und die Nationalsozialisten, die Exodus und das Meer, die Briten und die Feinde Israels, ein paar Kriege, das Alter, seine Freunde und einen Herzinfarkt. Auschwitz blieb.“ (S.138) Norbert „Noah“ Klieger, 1925 in Straßburg geboren, hat bis zu seinem Tod 2018 ein langes und unglaubliches Leben geführt. Als Jugendlicher half er während der deutschen Besatzung Belgiens einer jüdischen Untergrundorganisation dabei, jüdische Kinder und Jugendliche heimlich in die Schweiz zu bringen. 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und über verschiedenen Konzentrationslager ins Vernichtungslager Auschwitz III Monowitz gebracht. „Noah wusste, ein Wort, eine gehobene Hand oder ein Schritt konnten hier den Tod bedeuten oder das Leben.“ (S. 27) und so meldete er sich, obwohl er noch nie geboxt hatte, freiwillig für die Boxstaffel der Häftlinge. Die tägliche Sonderration Suppe ermöglichte ihm das Überleben. Er überlebte drei Todesmärsche und gelangte über das KZ Mittelbau-Dora ins KZ Ravensbrück, wo er von Rotarmisten befreit wurde. Auch in den schrecklichsten Stunden fand er stets Hoffnung, Widerstand gegen die Deutschen und Verbündete, die ihm das Leben retteten. List und Zufall und eine große Portion Glück retteten ihm das Leben. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er sich für den Zionismus zu engagieren und organisierte 1947 als Beauftragter des Mossad le Alija Bet die illegale Einwanderung von rund 4500 jüdischen Überlebenden auf der „Exodus (from Europe 1947)“ nach Palästina. Das Schiff wurden von der Royal Navy aufgebracht und die Flüchtlinge zurück nach Deutschland deportiert und in Lagern für Displaced Person interniert. 1948 nach der Staatsgründung Israels gelangte Noah endlich nach Israel, nahm am Unabhängigkeitskrieg teil und wurde ein bekannter Sportjournalist. Als Zeitzeuge und Überlebender der Shoah und der Gründung Israels kämpfte er unermüdlich gegen das Vergessen und teilte seine Erfahrungen. Vielen lieben Dank an das @bloggerportal, den @penguin_verlag und @takiswuerger, das wir diese eindringlichen Erinnerungen lesen durften! [kostenloses Rezensionsexemplar] Takis Würger erzählt die Lebensgeschichte des Noah Klieger auf Basis zahlreicher Gespräche in der Tradition der „Oral History“ so, wie Noah seine Geschichte erinnert und Zeugnis seines Überlebens der Shoah und seines Engagements für die Staatsgründung Israels ablegen wollte. Das Buch, das erzählt, aber nicht versucht die Grausamkeiten und das Leid zu erklären, wurde vor seinem Tod von Noah redigiert. „Ereignisse und Taten“ werden beschrieben. Es bleibt jedoch stets Unverständnis und die nicht beantwortbare Frage nach dem Wieso zurück. Der Erzählstil ist reduziert und emotionslos ohne konstruierte Spannungsbögen und mit einfacher Syntax. Kurze, nüchterne Hauptsätze reihen sich aneinander. Diese distanzierte Sprache hat für mich die von Noah überlebten Grauen und Abscheulichkeiten noch eindringlicher und abstoßender zu lesen gemacht. Erinnerungen durchdrungen von nagendem Hungertod, sadistischen Quälereien, Willkür und Brutalität, aber auch berührender Menschlichkeit, Hoffnung und dem unbedingten Willen zu Überleben. Noahs ereignisreiches Leben wird prägnant zusammengefasst und ich habe das Buch fast am Stück gelesen. Zuweilen hätte ich mir ausführlichere Schilderungen gewünscht und mehr Einblicke in Noahs Innenleben, aber dies sind die Erinnerungen, die Noah Klieger bereit war zu teilen. Ein kluges, einfühlsames und beeindruckendes Mahnmal gegen das Vergessen! Ergänzt werden die Erinnerungen durch ein weiterführendes Literaturverzeichnis und drei Nachworte, jeweils von Takis Würger, Noahs Nichte Alice Klieger und Sharon Kangisser Cohen, die Noahs Bericht in familiären und fachlich fundierten Kontext und die Erinnerungskultur des Holocaust einordnen. Kontrovers werden auch Diskrepanzen in Noahs Erzählung zu nachprüfbaren biographischen Fakten aufgeworfen, etwa die Frage, wie lange er in Auschwitz interniert wurde. Eine sehr lesenswerte und informative Ergänzung der Erinnerungen. „Noah – Von einem, der überlebte“ ist ein eindringlicher, aufrüttelnder und lehrreicher Bericht eines Zeitzeugen über die Schrecken des Holocaust und die konfliktreiche Staatsgründung Israels! Eine unbedingte Leseempfehlung! Lest dieses wichtige Zeugnis gegen das Vergessen!

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