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Rezension zu
Flucht – Eine Menschheitsgeschichte

Ein Buch, das neue Perspektiven eröffnet

Von: Fredi.liest
06.04.2021

Der Historiker Andreas Kossert hat ein Buch über Flucht und Vertreibung geschrieben. Flucht, für die es viele Be- und Umschreibungen wie Vertreibung, Umsiedlung, ethnische Säuberung, Zwangsdeportation, Gewaltmigration etc. gibt, ist für ihn das "Kernthema der Menschheit“. Ausgehend von der Feststellung, dass Flucht eine historische Konstante ist, die fast nirgends unbekannt ist, hat das Buch das Ziel, die gesellschaftliche Perspektive auf anonyme Kollektiv der „Flüchtlinge“ allgemein zu einem differenzierenden Blick hin zu verändern. So nimmt Kossert Bezug auf zahlreiche belletristische und lyrische Texte, doch seine Quellen sind in erster Linie Tagebücher, Erinnerungen und Autobiografien von Flüchtlingen, aber auch journalistische Reportagen. Kossert betont, dass die Flucht nicht mit der Ankunft im neuen Land beendet ist, denn dort beginnt der Abschnitt des Ankommens und Sich-Einlebens, der ein Leben lang dauern kann, dementsprechend ist das Buch auch in fünf thematischen Blöcken mit den Titelüberschriften „Weggehen“, „Ankommen“, „Weiterleben“, „Erinnern“ und der Frage „Wann ist man angekommen?“ gliedert. Durch den erfahrungsgeschichtlichen Ansatz gibt das erzählende Sachbuch mit den LeserInnen die Möglichkeit, die unmittelbare Betroffenheit mitzufühlen. Setzt man das Buch in den Kontext der neueren Fluchtforschung, die eindringlich vor selektiver und anekdotischer Argumentationen warnt, ist bei Andreas Kossert zu Teilen, eine Komplexitätsreduktion festzustellen und ganze Unterthemenbereiche wie z.b. die DDR Flüchtlinge fehlen gänzlich. Diese wird dadurch hergestellt, dass sein Fokus auf den Gemeinsamkeiten der Fluchterfahrung jenseits verschiedener Ursachen, Kontexte und Epochen liegt, zudem verwendet er die Begriffe Vertriebene und Flüchtlinge oft synonym. Trotz allem insgesamt ein lesenswertes Buch, das mir neue Perspektiven eröffnet hat.

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