Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Glasperlenmädchen

Von Wurzeln und Flügeln

Von: Marinheira
15.03.2021

Der Inhalt in eigenen Worten Louisiana, USA 1875: Die Sklaverei ist seit 10 Jahren verboten, doch die Wunden der jahrhundertelangen Menschenrechtsverletzungen liegen offen. Hannie Gosset wurde ihrer Mutter als Kind brutal entrissen und an andere Plantagenbesitzer verkauft. Auch ihre vielen Geschwister und Verwandten sind in alle Winde verstreut. Als Hannie durch eine Verkettung vieler unglücklicher Umstände gezwungen wird, die Töchter des Plantagenbesitzers auf eine Fahrt zu begleiten, startet eine gefährliche Reise, die Hannie auch mit ihrer Geschichte konfrontiert. Louisiana, USA 1987: Benny Silvas Start ins Referendariat gestaltet sich alles andere als entspannt. Sie soll an einer staatlichen Schule unterrichten, deren Schüler*innen größtenteils aus prekären Verhältnissen stammen und im wahrsten Sinne des Wortes über Tische und Bänke gehen. Erst ein Geschichtsprojekt weckt das Interesse der Rasselbande und fördert Familiengeschichten zutage, die viele lieber vergessen würden. Mein Leseerlebnis Lisa Wingates Schreibstil hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Durchgängig habe ich mit beiden Protagonistinnen in den zwei Zeitebenen mitgefiebert und konnte mich für die Geschichte beider Frauen begeistern. Die unvorstellbaren Zustände während und nach der Sklaverei sowie die Schicksale der sozial abgehängten Kinder in den 80ern werden in aller Deutlichkeit beschrieben, sodass ich durchaus immer wieder Entsetzen und Mitleid empfunden habe. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass Wingate ihre Figuren mit sehr viel Respekt und Wohlwollen durch die Geschichte leitet. Ich kann mir vorstellen, dass sich Leser*innen, deren Lebensgeschichten sich in diesem Buch spiegeln, gut aufgehoben fühlen. Dieser Spagat zwischen authentischen Schilderungen, die nichts beschönigen, und lebensbejahenden Perspektiven sind für mich ein Zeugnis von Lisa Wingates großem schriftstellerischen Talent. Beide Protagonistinnen sind mir auf Anhieb sympathisch gewesen. Sie wissen grundsätzlich was sie möchten, sind aber aufgrund der fehlenden Lebenserfahrungen ein bisschen naiv. Beide lassen sich nicht unterkriegen und sind zupackend und hilfsbereit. Lisa Wingate arbeitet hier sehr schön zwei starke Frauen heraus, die vieles gemeinsam haben, aber in zwei verschiedenen Jahrhunderten leben und deren Lebensumstände gar nicht vergleichbar sind. Auch die Nebencharaktere sind sehr gut ausgearbeitet und haben Tiefe. Eine detaillierte Beschreibung des Settings sorgt in beiden Erzählebenen für eine imaginäre Reise in die Südstaaten, mit Baumwollplantagen, Schaufelraddampfern, Sümpfen, Krokodilen, Hitze und Unwettern. In beiden Zeitsträngen spielen Bücher eine wichtige Rolle. Da ich nicht spoilern möchte, betone ich an dieser Stelle einfach, dass sich Buchliebhaber*innen und Leseratten an einigen Stellen sehr wohl fühlen werden. Das Cover und der Titel des Buches haben sofort mein Interesse geweckt und ich finde beides auch nach dem Lesen sehr passend gewählt. Für mich transportiert das Bild der beiden Frauen das Gefühl von Heimat, Familie (Mutter & Tochter?), aber auch den Blick nach vorne in eine Zukunft. Es ist passend zum Cover des ersten Romans von Lisa Wingate „Die Libellenschwestern“ gestaltet, sodass Buchsammler*innen auf ihre Kosten kommen. Fazit DIE GLASPERLENMÄDCHEN ist ein anrührender historischer Roman über die Suche nach den eigenen Wurzeln, die Akzeptanz der eigenen Geschichte und die Kraft, seine Zukunft selbst zu gestalten. Definitiv ein Lesehighlight in diesem Monat.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.