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Rezension zu
Barracoon

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Erschütternde Zeitgeschichte

Von: Elena_liest
06.01.2021

"Barracoon: Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven" ist ein Zeitzeugenbericht von Oluale Kossola, alias Cudjo Lewis. Anfang 1840 in Banté, Benin, Westafrika geboren, wurde er mit gerade einmal 19 Jahren mit anderen Bewohnern seines kleinen Dorfes verschleppt und illegal als Sklave an Bord der "Cotilda" gebracht. Er wurde von seinem eigenen Stamm als Sklave verkauft und so in die USA gebracht, wo er bis zu seiner Freilassung sehr harte körperliche Arbeit leisten musste. Nach der endgültigen Abschaffung der Sklaverei baute er sich mit den anderen ehemaligen Sklaven gemeinsam unter widrigen Bedingungen ein Dorf auf, in dem sie alte Traditionen ihrer Herkunft aufrecht erhielten - sein größter Wunsch, nach Afrika zurückzukehren, wurde ihm aber nie erfüllt. Oluale Kossola musste in seinem Leben unglaublich viele Entbehrungen ertragen. Auch nach seinem Dasein als Sklave währte kein Glück lange. Er verlor zu Lebzeiten all seine Familienmitglieder, war fortwährend mit Rassismus konfrontiert und starb als einsamer Mann. In den 1920er Jahren machte sich die Volkskundlerin und Anthropologin Zora Neale Hurston auf, um Oluale Kossola zu interviewen und so einen authentischen Bericht über das Erleben der Sklaverei, aber auch über das Gefühl des Entwurzelt-Seins und des Nirgendwo-Dazugehörens zu schreiben. Sie führte zahlreiche Gespräche mit Kossola und zwischen den beiden entwickelte sich fast so etwas wie Freundschaft, was sich auch im Ton, in dem das Buch gehalten ist, niederschlägt. Die Autorin hat die Worte so, wie sie aus Kossolas Mund kamen, aufgeschrieben, und so eine Nähe zu dem Zeitzeugen hergestellt, die beim Lesen oft weh tat und fast brutal wirkte. "Barracoon: Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven" ist ein Stück Zeitgeschichte, das unbedingt gelesen werden sollte. Das Buch ist nicht leicht zu verdauen, ist über den Bericht von Cudjo Lewis hinaus aber auch noch mit vielen weiteren Informationen gespickt, sodass man als Leser*in die Chance hat, das Geschriebene auch richtig einzuordnen. Es ist enorm wertvoll, wichtig und bereichernd, die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven eben aus seinem eigenen Mund mit seinen eigenen Worten zu hören - nicht aus dem Mund der Verkäufer oder Sklavenhalter. Erst fast ein Jahrhundert nachdem Zora Neale Hurston das Buch von und über Oluale Kossola geschrieben hat, wurde es auch tatsächlich veröffentlicht. Ich bin froh, dass ich das Buch gelesen habe und kann es allen nur ans Herz legen, auch wenn es sich hier um keine leichte Kost handelt.

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