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Rezension zu
Ich war der Lärm, ich war die Kälte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

berührender Jugendroman auch für Erwachsene

Von: Frank Riepe
21.12.2020

Ich war der Lärm, ich war die Kälte„ ist über weite Strecken ein zartes, fast zärtliches Buch. Es erzählt die Geschichte von Lex. Es erzählt ihre Geschichte sehr liebevoll und ganz konsequent aus der Perspektive der 15-jährigen Lex. Lex erzählt wie sie versucht, mit ihrer Situation in der sie beherrschenden Familie klar zu kommen. Mit dem Druck durch den neuen Partner ihrer Mutter und mit der zunehmenden Distanz, die die Mutter zu ihr aufbaut. Die Mutter fühlt sich zwischen dem neuen Partner und der Tochter hin und hergerissen. Lex fühlt sich verlassen und reagiert wütend. Ihre Wut ist für sie nicht mehr kontrollierbar. Ihre Wut ist ihr Umgang mit der schlimmen Situation. Sie eskaliert die Situation immer weiter, und mit jeder Verletzung wird ihre Wut schlimmer. Das Buch schildert all dies sehr einfühlsam. Lex Bemühen um Akzeptanz und das immer Wiederabgewiesen werden, berührt mich sehr. Man leidet mit und lernt verstehen, wie sie sich fühlt. Die gute Absicht von Lex hat etwas tragisches. Immer wieder bemüht sie sich um Liebe und Unterstützung durch ihre Familie und wird regelmäßig abgewiesen. Die Erwachsenen stecken selbst in ihren Verstrickungen und lassen das Kind hilflos allein... Die Missverständnisse und die Eskalation durch die hilflosen Bemühungen der Protagonisten mit anzusehen, ist häufig schwer auszuhalten. Bis Lex entdeckt, dass ihre Wut auch ihre Stärke ist… Mit Begriffen wie emotionaler Missbrauch greift der Klappentext sehr hoch. Ich sehe in erster Linie ein einsames Kind zwischen einem (Stief-)Vater, der sich in hilflose Macht und Gewalt flüchtet und einer schwachen Mutter, die sich in ihren Abhängigkeiten verstrickt... es tut gut das Buch zu lesen... und das Ende überrascht. Die feministischen Positionen, die die Autorin in der zweiten Hälfte des Buches einfließen lässt, sind nicht wirklich hilfreich. Die Momente, in denen die Autorin auch die verzweifelte Schwäche des Stief-Vaters schildert und verständlich werden lässt, sind für mich eindeutig die stärkeren Momente. Hier liegen aus meiner Sicht als Coach die Ansätze zur Veränderung der Situation. Die liegen nicht in der Demontage und der verständlichen Freude über den schließlich besiegten Vater. Die liegen in der Arbeit der Männer und Väter an ihrer Hilflosigkeit und darin, zu erkennen, dass Stärke und Gewalt nicht dasselbe sind und dass sie andere Optionen als körperliche und psychische Gewalt haben. Dass familiäre Gewalt auch von Müttern und Frauen ausgehen kann, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Ein Jugendbuch für Eltern und Jugendliche, lest es und wenn euch etwas bekannt vorkommt, gibts am Ende einige Adressen, die gern Beratung und Unterstützung bieten... für Kids und Eltern: ihr seid nicht allein...

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