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Rezension zu
Gullivers Reisen

Ein Muss für jeden Leser und Nostalgiker

Von: Birgit Pirker
17.12.2020

Bei „Gullivers Reisen“ aus dem Manesse Verlag handelt es sich um die Originalausgabe aus dem Jahre 1726, die wenig mit der Kindergeschichte zu tun hat, die wir vermutlich alle aus unserer Jugendzeit kennen. Jonathan Swift hat hier ein sehr sozialkritisches Buch geschrieben, dass die Missstände der herrschenden Oberklasse und der Menschen im Allgemeinen auf den Punkt bringt. Eine Satire der Extraklasse! Der Wundarzt Lemuel Gulliver begibt sich auf vier Schiffsreisen und bei jeder gerät er in Seenot. Als erstes strandet er in Lilliput. Dort gilt er als Riese, da die Lilliputaner selbst nicht größer sind als sein Finger. Ich fand es beeindruckend, mit welchen subtilen Stilmittel Swift hier die damalige Regierung unter König Georg I. anprangert. Seine zweite Reise führt ihn nach Brobdingnag, ins Land der Riesen. Hier ist Gulliver nicht größer als eine Maus. Diese Geschichte ist großartig geschrieben, aber man benötigt viel Denkvermögen, um sich immer wieder die herrschenden Maße vorzustellen zu können. Das Gefühl, auf etwas hinunter zu schauen ist uns vertraut, aber nach oben zu schauen und selbst der Kleine zu sein, ist etwas ganz anderes. In Laputa, einer fliegenden Insel, lernt Gulliver Bewohner kennen, die sich fast ausschließlich mit naturwissenschaftlichen Problemen befassen und so gut wie keine zwischenmenschlichen Beziehungen mehr pflegen. Und könnt ihr euch noch an die „Yahoos“ erinnern? Das ist nicht nur eine der ersten Suchmaschinen des Internet. So werden die Menschen im Land der Hoyhnhnmms genannt, in dem die Menschen den Pferden (Hoyhnhnmms) untergeordnet sind. Für mich persönlich war dies die lehrreichste Reise. Die Lebensweise und das Verhalten der Hoyhnhnmms machen deutlich, wie der Mensch im Inneren tickt. Nicht unbedingt die schönste Erkenntnis! „Gullivers Reisen“ hat eine wunderbare Erzählstimme, ist aber durch seine langen und verschachtelten Sätze nicht leicht zu lesen. Wenn man sich aber an das Konstruierte erstmal gewöhnt hat, kann man die Geschichte in vollen Zügen genießen und kommt sehr schnell voran. Außerdem ziehen sich diverse Fußnoten durch das ganze Buch, hinter denen Erklärungen und Anspielungen die auf die soziale und politische Lage im damaligen England, aber auch auf den Autoren selbst hinweisen. Diese Anmerkungen sind Gold wert! Es ist ein ganz anderes, aber reizvolleres Lesen, als wir es heute üblicherweise gewohnt sind. Auch wenn Jonathan Swift in seinem Buch selbst mit erhobenen Zeigefinger durch die Welt läuft, merkt man im Laufe der Geschichte doch, dass auch er nur ein Kind seiner Zeit ist und bei Frauen, Dienern und anderen Ethnien, dieselben Denkmuster inne hat, wie sie zu seiner Zeit gang und gebe waren. Diese wunderschöne Ausgabe aus dem Manesse Verlag ist ein Muss für jeden Leser und natürlich auch für jeden Nostalgiker!

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