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Rezension zu
Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schwere Zeiten

Von: Martinas Buchwelten
29.10.2020

Nach dem Cliffhanger im letzten Band war mir schon Angst und Bange, dass sich Mimis und Antons Mühen, sich etwas Neues aufzubauen, in Schall und Rauch aufgelöst hat. Doch das Schlimmste konnte verhindert werden. Meisten kommt jedoch ein Unglück selten alleine. Ein Betrüger scheint sich innerhalb der Druckerei zu bereichern und die politische Situation spitzt sich immer mehr zu.... 1914. Mimi und Anton sind inzwischen eingespielte Geschäftspartner geworden. Die ersten Erfolge stellen sich in der Druckerei ein und Mimi hat bereits neue Ideen für einen weiteren Adventkalender (bei uns in Österreich heißt es Adventkalender - ohne "s"!), als sich die politische Lage immer mehr verändert. Der Erste Weltkrieg bricht aus und im Nu sind alle jungen Männer in Münsingen eingezogen. Als der ersehnte Erfolg sich nicht so schnell einstellt, wie man zuerst gedacht hatte, werden auch die übrigen Männer an die Front geschickt. Obwohl Anton eigentlich untauglich ist, meldet er sich freiwillig. Ihm stehen schwere Zeiten bevor. Während die Männer im Krieg sind, fehlen sie natürlich in der Druckerei und auch bei Bernadettes Schafen. Bernadette muss sich aber nicht nur über ihre Schafe Gedanken machen, sondern auch um die Menschen in Münsingen, denn sie wird zur stellvertretenden Bürgermeisterin gewählt. Während langsam Druckfarbe und Papier ausgehen, sind die schwangere Corinne und wenige alte Männer für die kostbaren französischen Schafe zuständig. Die mehr als tausend Schafe sollen auf die weit entfernten Winterweiden gebracht werden. Während zuerst die Soldaten dachten sie wären zu Weihnachten wieder zuhause, trudeln die ersten Todesnachrichten in Münsingen ein... Dieser Band der Reihe ist etwas schwermütiger, denn er spielt in den Kriegsjahren. Es sind die Frauen, die das Leben aufrecht erhalten und oft für zwei arbeiten müssen. Petra Durst-Benning gelingt es hervorragend diese Stimmung einzufangen. Die Sorgen und Nöte und später der Hunger, der selbst auf der Schwäbischen Alb ankommt, wird sehr lebendig erzählt. Die Münsinger Frauen müssen über sich selbst hinauswachsen. Der Zusammenhalt unter ihnen, selbst in den schwierigsten Zeiten, hat mich immer wieder beeindruckt. Nur Bernadette und Corinne sind sich zu Beginn noch immer spinnefeind, was aber eher von Bernadettes Seite ausgeht. Zusätzlich wird die Französin im Krieg plötzlich mit anderen Augen gesehen, denn sie gehört doch eigentlich zu den Feinden... Während Anton an der Front als Sanitäter Grausames erlebt, vergnügt sich Alexander alias Paon in seinen gewohnten Künstlerkreisen. Bilderreigen mit Schlachten sind der momentane Hit unter den Adeligen, weshalb ihn Mylo überredet seine Themen zu ändern und sich eine Schlacht aus sicherer Entfernung anzusehen. Besonders in diesem Abschnitt wird dem Leser die Absurdität des Krieges vor Augen gehalten. Wir treffen wieder auf altbekannte Figuren und müssen von den einen oder anderen leider auch Abschied nehmen. Die Charaktere sind lebendig, vielschichtig und mitten aus dem Leben gegriffen. Dadurch, dass man sie alle bereits gut kennt, ist es wie ein nach Hause kommen. Die Geschichte wird in verschiedenen Handlungssträngen und Perspektiven erzählt. Wir bleiben nicht nur bei Mimi, Bernadette und Corinne auf der Schwäbisch Alb, sondern erleben mit Anton hautnah die schlimmsten Seiten des Krieges mit und verweilen auch etwas kürzer bei Alexander in Stuttgart. Die Identität von Mylo wird in diesem Band endlich aufgelöst und hat meine Vermutung bestätigt. Diesmal haben sich wirklich alle Charaktere weiterentwickelt (vorallem Bernadette, die nun auch meine Sympathie hat) und sind teilweise über sich hinausgewachsen. Besonders nahe gegangen sind mir die Szenen rund um Anton an der Westfront. Sie zeigen vor allem die Sinnlosigkeit des Krieges auf. Am Ende gibt es eine kleine Überraschung und einen weiteren Cliffhanger, der mich schon freudig auf den finalen fünften Band freuen lässt. Ein grober Fehler ist mir allerdings aufgefallen und das dürfte einer Autorin wie Petra Durst-Beninng und dem Lekorat von Blanvalet nicht passieren! Thronfolger Franz Ferdinand wird bei ihr zum Sohn von Kaiser Franz Joseph, statt zu seinem Neffen. Rudolf, sein einziger Sohn, beging Selbstmord in Mayerling und deshalb ging die Nachfolge an Franz Ferdinand über. Ein sehr schwerwiegender Fehler ist der Autorin hier passiert! Dafür gibt es einen halben Stern Abzug! Fazit: Dieser vierte Band der Saga hat mich mitgerissen und ich habe ihn in wenigen Tagen verschlungen. Die Wirren des Krieges, der Zusammenhalt der Frauen im Ort und die Hoffnung, dass endlich wieder Normalität eintritt, wurde von der Autorin wieder äußert lebendig erzählt. Ich freue mich schon auf den finalen fünften Band. Wegen eines schweren historischen Fehlers muss ich allerdings einen (halben) Stern abziehen.

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