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Rezension zu
Die juten Sitten - Goldene Zwanziger. Dreckige Wahrheiten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schonungslos, aufwühlend und erotisch

Von: anne_vonbuchzubuch
24.10.2020

Reges Nachtleben, Varieté, Bubi-Kopf und Champagner-Exzesse - mit den "Goldenen Zwanzigern" verbindet wohl jeder ein ähnliches Bild. In "Die juten Sitten" lässt Anna Basener den Leser hinter die Kulissen blicken und nimmt den Leser mit in die "Ritze", einem berühmt-berüchtigten Etablissement im Scheunenviertel in Berlin. Geführt wird es mit Sachverstand, Berliner Schnauze und Herz von der resoluten Minna. Unter ihrem Dach finden sich Natalia, die kühle russische Domina, die umwerfend schöne Colette - und mittendrin: Hedi, Minnas Enkelin. Aufgewachsen im Bordell ihrer Großmutter weiß die mit ihren 8 Jahren schon weit mehr, als andere jemals im Leben wissen werden. Der Roman hat zwei Zeitebenen: 1954 - Hedi ist gefeierte Hollywood-Diva und verurteilte Mörderin. Sie erzählt dem Journalisten Noah in schonungsloser Offenheit von ihrer Kindheit in der "Ritze". In Rückblicken begleitet der Leser so Hedi, Minna, Colette und Natalia in die Monate ab Oktober bis Ende des Jahres 1927. Wer zartbesaitet ist und bei expliziten Ausdrücken rot wird, sollte das Buch vielleicht nicht lesen. Alle anderen erwartet ein zeitgeschichtlicher Roman, der mit entwaffnender Offenheit das damalige Leben von Prostituierten schildert - und zwar in all seinen Facetten. Die Sprache ist direkt, häufig vulgär - niemand nimmt ein Blatt vor den Mund, nicht mal die 8-jährige Hedi. Es schwingt, vor allem bei Minna, immer ein gewisser Humor mit, was nicht zuletzt an der sehr direkten "Berliner Schnauze" liegt. Ich habe alle Figuren ins Herz geschlossen. Das Buch lebt nur zum Teil von der Handlung, für mich standen vielmehr die Stimmung und die Gefühle der Protagonisten im Vordergrund. Zusammenfassend kann man sagen, dass Anna Basener ein hervorragender historischer Roman gelungen ist, der die dreckigen Wahrheiten hervorholt und zeigt, dass nicht alles so goldenen an den "Goldenen Zwanzigerjahren" war.

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