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Rezension zu
Vom Ende der Endlichkeit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wie umgehen mit Tod und Sterben...

Von: Frank Riepe aus Bremen
20.10.2020

O Mann, was für ein Ritt. Ein wirklich bemerkenswertes Buch. Wir kommen zwar der digitalen Seele nicht wirklich näher. Eine solch aufregende Themen-Kombination hab ich aber selten gelesen. Wie gehen wir mit Sterben und Tod um? Wie mehr oder weniger überzeugende Versuche im 21. Jahrhundert ausschauen, beides zu vermeiden oder möglichst weit hinauszuschieben, untersuchen und schildern die beiden Autoren ansehnlich. Es schüttelt mich und fasziniert mich gleichermaßen. Das Herangehen ist toll. Die erste Hälfte des Buches schildert Besuche der Autoren bei Menschen und Unternehmen, die sich mit verschiedenen Ansätzen bemühen, menschliches Leben und Bewusstsein mit Hilfe des Internet unsterblich werden zu lassen. Dabei entstehen unglaublich interessante Blickwinkel auf unser Leben und das notwendigerweise damit verbundene Sterben. Wieviel Aufwand betrieben wird, Menschen diesen letzten Weg zu ersparen oder, je nach Blickwinkel, zu verweigern, oder Menschen aus teils rührenden Motiven wieder zum Leben zu erwecken ist, erschreckend und faszinierend zugleich. Überraschend sind die Implikationen, die die beiden Autoren aufdecken, zu Macht- und Gewinnbestrebungen, sprich schlicht kapitalistischem Handeln. Wen überrascht es, dass wir hier den digitalen big five begegnen? Wer hat wohl die Macht und das Geld, solche Forschungen langfristig zu finanzieren und wer hat die Macht und die Infrastruktur, die so geschaffenen Erkenntnisse finanziell attraktiv auszuwerten? Dabei ergehen sich die Autoren nicht in schlichter schwarz-weiß-Malerei. Immer wieder drehen sie die Sichtweise. Kaum, dass man glaubt verstanden zu haben, welche Position der jeweils schreibenden Autor zu einem der vielen Subthemen vertritt, schon präsentiert er eine Anwendung, die doch eigentlich gar nicht soo schlecht ist, - …oder? Und was ist nun mit der digitalen Seele? Erst einmal scheint mir jede noch so gelungene Imitation der menschlichen Persönlichkeit eine Imitation zu bleiben. Eine KI wie menschenähnlich auch immer sie einst agieren wird, hat deshalb nicht schon ein Bewusstsein. …oder? Was ist das eigentlich, Bewusstsein. Und da sind wir schon wieder bei einem der vielen Themen, die dieses Buch Seite für Seite aufmacht und diskutiert. Das macht wirklich Spaß, ist sehr herausfordernd und ja, manchmal auch wirklich schwer auszuhalten. Dieses Buch hat das Potential Ihren Blick auf die (digitale) Welt deutlich zu verändern. Darüber hinaus ist für mich als Coach jeder Ansatz, die verdrängten Themen Tod und Sterben zu thematisieren, lobenswert. Und im Umkehrschluss zum Buch steht die Frage im Raum: Wie gehen wir eigentlich mit Sterben um? Was wäre, wenn wir all das Geld und den vielen Einsatz, den Menschen und Unternehmen in das Thema Digitale Unsterblichkeit investieren, in das Ausgestalten eines würdigen Sterbens und der Palliativmedizin investieren würden? Aber das ist ein anderes Buch. Lesen Sie dieses! Das Buch wird mich noch lange beschäftigen.

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