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Rezension zu
Die vergessene Heimat

ein berührend großartiger Roman, Deana Zinßmeisters persönlichstes Buch

Von: leselieben
27.09.2020

1961, kurz vor dem Mauerbau zwischen Ost- und Westdeutschland beschließen Ernst und Leni, ein junges Paar, das in der DDR lebt, in den Westen zu fliehen. Besonders Leni fällt es schwer, sich von ihren Verwandten zu trennen, die sie vielleicht nie wiedersehen wird, wenn die Mauer steht. Allein die Fluchtvorbereitungen sind nervenzerreißend spannend erzählt. Als LeserIn taucht man tief in die Gedankenwelt der beiden Protagonisten ein und fiebert mit, hofft, dass sie nicht erwischt werden und auch, dass sie es rechtzeitig nach „Drüben“ schaffen. Zumal die Gruppe immer größer wird, plötzlich wollen neun Leute, darunter kleine Kinder, mitfliehen. Wie soll das bloß unbemerkt gelingen? Wo doch die Grenzsoldaten jederzeit von der Schusswaffe Gebrauch machen werden? Ernst und Leni klügeln einen nahezu perfekten Plan aus, doch an eines hat niemand gedacht... Parallel zu der sehr spannenden Fluchtgeschichte erzählt Britta, die Kochbuchautorin von der Erkrankung ihres Vaters, eben jener Ernst, der damals mit seiner Frau Leni aus der DDR floh. Im Gegensatz zu ihren beiden Geschwistern will Britta lange nicht wahrhaben, dass ihr Vater an Demenz erkrankt ist. Und auch die Ärzte finden anfangs andere Erklärungen für seinen sich ständig verschlechternden Zustand. Aber was ist diese Krankheit überhaupt, was macht sie mit einem Menschen und auch mit den Angehörigen? Wie geht die Familie damit um, wenn das einstige Oberhaupt der Familie mehr und mehr Erinnerungen verliert und immer hilfloser wird? Brittas Vater lebt fast nur noch in der Vergangenheit, der Zeit der Flucht, er fühlt sich von der Stasi verfolgt, die tatsächlich auch die Menschen, denen die Flucht gelang im Westen weiter bedrohte. Die Besonderheit dieses Romans ist, dass diese Geschichte auf Tatsachen beruht. Deana Zinßmeister erzählt hier ihre ganz persönliche Familiengeschichte mit aller Offenheit und Dramatik. Ein berührend großartiges und wichtiges Buch, nicht nur für Betroffene von Demenzerkrankten, sondern für alle, die sich für die Zeit- und Familiengeschichte interessieren.

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