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Rezension zu
Blutige Nachrichten

Der Schrecken kehrt wieder - nur anders

Von: Alex Magpie
14.09.2020

Stephen King liebt seine Holly Gibney. Und wie alle seine Figuren liebt er sie auf eine ungewöhnliche Weise. Er selbst sagt, er will immer wieder nachsehen, wie es ihr geht – ob sie okay ist. Nur dumm für Holly – und alle anderen Figuren aus Kings Feder - dass es ihnen nur solange gut geht bis der Meister des Horrors „nach ihnen sieht“. Auch Holly ging es nach ihrer Begegnung mit dem Outsider recht gut, bis eines Tages in einer Schule eine Bombe explodiert und Menschen umkommen. „If it bleeds it leads“ der Originaltitel des Buches ist ein amerikanischer Ausspruch, der besonders bei der Berichtserstattung die unschöne Wahrheit ausdrückt, dass blutige, brutale Ereignisse besonders gute Schlagzeilen abgeben. Ob Holly will oder nicht, sie sieht sich diese „Blutigen Nachrichten“ an, die Aufnahmen vom Attentäter und die Berichterstattung des Reporters. Und etwas stimmt da ganz und gar nicht. „Blutige Nachrichten“ ist die Fortsetzung von Kings Roman „Der Outsider“ und Holly Gibney gebührt zum ersten Mal die Ehre der Protagonistin. Sie ist wieder auf der Spur eines Outsiders. Und der ist dieses Mal von einem ganz anderen Kaliber. Die Fortsetzung ist für mich durch die Einbettung in die oft schonungslose Medienwelt viel beunruhigender, lebensnaher und unangenehm gruseliger als das Outsider-Original. Der Neue ist um einiges fieser, psychopathischer und lebendiger. Ein starker Antagonist nach meinem Geschmack! Begleitet wird die Fortsetzung von drei unabhängigen, aber sich thematisch gut einreihenden Kurzgeschichten. Besonders experimentell ist hierbei die Geschichte „Chucks Leben“, die aus drei Teilen besteht, die rückwärts aneinandergereiht sind, was erst verwirrend, dann herzzerreißend und letztendlich bittersüß ist. Ein sehr philosophisches Werk mit viel Gefühl und einem lachenden und weinenden Auge erzählt. Das Universum ist wirklich endlos. Mehr muss man dazu nicht sagen. In „Mr. Harrigans Telefon“ geht schon eher in die klassische Richtung des Horrorgenres. Sie erzählt von der besonderen Beziehung eines Jungen zu dem älteren Herrn, dem er jede Woche Bücher vorliest und zu dem er auch nach dessen Tod eine etwas ungewöhnliche „Verbindung“ hat. Die Novelle setzt sich mit den Wundern und Nicht-Wundern moderner Technik auseinander. Ich selbst gehöre noch zu einer jüngeren Generation und finde es sehr interessant diese Errungenschaften in dem Rampenlicht betrachten zu können, welches sie verdienen. „Ratte“ handelt von Drew, einem Englischlehrer, der neben einem halben Dutzend Kurzgeschichten zwar von der großen Schriftstellerkarriere träumt, aber nicht viel mehr vorzuweisen hat. Ein richtiger Roman will ihm einfach nicht gelingen. Doch diese Idee, die er jetzt hat – ja, die wird funktionieren! Also lässt er Frau und Kinder zurück und fährt hinaus in die Hütte seines verstorbenen Vaters, um sein Buch zu schreiben. Dort stößt er wieder auf die altbekannten Probleme. Zudem wird er krank und steckt in einem Sturm fest. Mitten in dem Chaos findet er auf seiner Türschwelle eine halbtote Ratte, und als die dann auch noch anfängt mit ihm zu sprechen und ihm einen teuflischen Deal vorzuschlagen, nehmen die Dinge einen etwas anderen Lauf. Diese Geschichte hat mir von allen Novellen am besten gefallen. Dass King darin metaphorisch sein eigenes Leben als Schriftsteller und Familienvater in die Waagschale wirft und zum Spielball seiner Gedanken macht, ist für mich beinahe Fakt. Außerdem finde ich es persönlich immer wieder schön mich mit moralischen Entscheidungen auseinandersetzen zu können. Was wäre, wenn ICH diese Entscheidung treffen müsste? Würde ich sie überhaupt treffen oder würde ich mich einfach selbst einweisen, nachdem ich einen Dialog mit einer Ratte geführt hätte? Wer weiß … Mein Fazit: Ein super Buch! Interessante Gedankenspiele in den Novellen, eine kurzweilige Fortsetzung für alle Outsider und Holly Fans, und wie immer flüssig zu lesender, ausdrucksstarker Text mit typischem King-Humor.

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