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Rezension zu
I'm a Nurse

Wichtiges Buch über die Zustände im Gesundheitssystem

Von: Buchheldin
25.08.2020

Franziska Böhler ist Krankenschwester auf einer Intensivstation. In ihrem Buch „I’m a nurse“, das in Zusammenarbeit mit der Ghostwriterin Jarka Kubsova entstanden ist, schildert sie ihre Erlebnisse aus dem Krankenhausalltag und appelliert an uns alle, Gesundheit ernst zu nehmen und die Berufe des Gesundheitssystems stärker wertzuschätzen. Das Buch umfasst Geschichten aus verschiedenen Bereichen des Klinikalltags – angefangen bei der Geburtshilfe, erläutert Böhler Missstände im Kreißsaal und bei der Versorgung schwangerer Frauen. Böhler zeigt Schwierigkeiten im Umgang mit Kindern auf, beschreibt die aktuelle Situation in den Krankenhäusern auf Intensiv- und Normalstationen und erläutert die Wichtigkeit der Medizin am Lebensende. Sie gibt uns einen persönlichen Einblick in ihre Arbeitswelt, in ihren Alltag, den die meisten Menschen nur aus Krankenhausserien kennen, zeigt Missstände und Problematiken des deutschen Gesundheitswesens auf und appelliert an die Politik, an die Krankenhäuser, an das Klinikpersonal und an uns alle, etwas zu ändern. Böhler kennen viele auf Instagram unter dem Namen @thefabulousfranzi. Schön länger folge ich sie dort, ihre Gedanken und Geschichten zum Klinikalltag berühren mich. Nun hat sie mit Jarka Kubsova ein Buch geschrieben – ein Buch, das ich interessiert aufgeschlagen, zwischendurch wegen schwer verdaulicher Passagen weglegt, und doch in wenigen Tagen durchgelesen habe. Ja, Böhler beschreibt die Missstände des deutschen Gesundheitssystems deutlich. Sie zeigt auf, was alles nicht läuft – warum heutzutage bei Geburten immer mehr Interventionen angeordnet werden, was an Palliativmedizin bedeutend ist und wie es sein kann, dass Unternehmen Unterstützungen vom Staat in Milliardenhöhe erhalten, während bei Pflegekräften ein monatelang umkämpfter Bonus kleinlichst ausgerechnet wird. Ich arbeite selbst im medizinischen Bereich in einer großen Klinik, habe aus diversen Praktika während des Studiums in verschiedene Krankenhäuser Einblicke bekommen und kann nur sagen, ja, die Umstände, die Böhler schildert, sind vorhanden. Sie beschönigt nichts, sie dramatisiert nichts, sie zeigt nur die Realität auf, eine Realität, die erschreckend für den Leser ist, die der Leser aber insgeheim doch schon längst kannte. Spätestens seit der Corona-Pandemie sollte Pflegemangel jedem Menschen ein Begriff sein, dieses Buch ist ein Aufruf, mehr noch, er ist ein Schrei, ein Appell an uns alle, für gerechtere Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen zu kämpfen und den Pflegeberuf stärker wertzuschätzen. Böhler und Kubsova schaffen es, die Texte gleichzeitig sanft und leise zu schreiben und zugleich eine starke Botschaft mit Ausrufezeichen zu transportieren, ohne dabei zu aggressiv zu wirken. Zwischendurch kommen immer wieder Böhlers Follower zu Wort, die in kurzen Geschichten von ihren eigenen Erfahrungen und Berührungspunkten mit dem Gesundheitswesen berichten, was das Buch enorm bereichert. Das Buch heißt „I’m a nurse – Warum ich meinen Beruf als Krankenschwester liebe – trotz allem“. Und ja, es geht sehr viel um dieses „trotz allem“, um all das Schlechte, das Negative am Gesundheitssystem. Und ja, die Probleme sind zweifellos da, dürfen und sollen nicht verharmlost werden und haben ihre Daseinsberechtigung. Und doch hätte ich mir gewünscht, dass Böhler nicht nur die negativen Seiten aufzeigt, nicht nur beschreibt, was alles schiefläuft, so dass man Angst bekommt, selbst einmal ein Kind zu gebären, selbst einmal krank zu werden, selbst einmal eine Klinik aufsuchen zu müssen. Das Bild des Gesundheitssystems wäre runder geworden, wenn Böhler auch die guten Seiten erwähnt hätte, denn die gibt es durchaus auch, ich spreche aus eigener Erfahrung durch meine Arbeit in der Klinik. „I’m a nurse“ ist ein interessantes und wichtiges Buch über die Arbeit in Gesundheitsberufen. Ein Buch, das uns alle angeht. Super lesenswert!

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