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Rezension zu
Meine dunkle Vanessa

Genial und dennoch erschreckend

Von: Fhina
16.08.2020

Triggerwarnung: Das Buch behandelt eine Beziehung zwischen einem erwachsenen Mann und einem Kind/Jungendlicher. Es werden Szenen von sexuellen Handlungen, Vergewaltigung sowie der Missbrauch von Alkohol und Drogen beschrieben. Meine Meinung Das Buch kursiert ja schon seit Anfang des Jahres durch die US Bookcommunity und wurde in dieser auch extrem gehypt. Allerdings ist das mit den Büchern, welche so extrem in den Himmel gehoben werden manchmal ja so eine Sache… Man freut sich extrem auf das Buch, hat sehr hohe Erwartungen, liest das Buch dann und am Ende fragt man sich, was alle an diesem Buch so toll finden. Bei “Meine dunkle Vanessa” war dies allerdings nicht der Fall. Ich hab mir beim Lesen ziemlich viel markiert und auch Gedanken herausgeschrieben. Im Buch selbst gibt es immer wieder Referenzen zu “Lolita” von Vladimir Nabokov, um nicht zu sagen, dass das Buch teilweise eine zentrale Rolle spielt in der Beziehung zwischen Vanessa und Strane. Hier bin ich mir nicht sicher, ob es eventuell hilfreich ist, wenn man dieses Buch vorher gelesen hat, allerdings bekommt man durch die Referenzen sehr schnell mit, um was es grob geht. Nenia von Readasaurus schreibt dazu: "The novel LOLITA is central to this book, which makes sense since, like LOLITA, the narrator of MY DARK VANESSA is unreliable. Unlike LOLITA, however, MY DARK VANESSA is narrated from the POV of the victim of abuse, not the abuser." Wir steigen 2017 in das Buch ein als Vanessa 32 Jahre alt ist. Sie liest einen Facebook-Post einer jungen Frau, Taylor, die Jacob Strane – ihrem ehemaligen Lehrer – vorwirft, sie missbraucht zu haben. Vanessa selbst hat noch immer Kontakt zu Strane und wir erfahren grob, wie alles begonnen hat. "Vanessa, du warst jung und hinreißend schön. Du warst ein Teenager, voller Erotik und so lebendig, dass es mir eine Heidenangst eingejagt hat." Ihr Unterbewusstsein gibt ihr immer wieder den Impuls, dass das was zwischen ihr und ihm passiert ist falsch war und dass diese Beziehung auch heute noch folgen für Sie hat. Sie trinkt und konsumiert Drogen und hat keinen Lebensstil, den man als Gesund bezeichnen würde. Danach wechseln die Kapitel immer zwischen der Vergangenheit und Gegenwart. Vanessa, damals 15 Jahre jung nach dem Sommer zurück an der Broswick Schule, besucht die 10. Klasse und wir bekommen den Einblick in ein typisches Teenagerleben. Sie ist ein wenig ein Außenseiter, hat keine Freunde und niemand versteht sie. Sie ist zerstreut, unordentlich und unorganisiert. Zudem hat sich sich im vergangenen Schuljahr noch mit ihrer besten Freundin zerstritten. Als sie gezwungen ist sich eine Aktivität außerhalb des Stundenplans zu suchen fällt die Wahl auf den Kurs Kreatives Schreiben, welcher von Strane – ihrem Englischlehrer – gehalten wird. Die Annäherungen passieren langsam und subtil, mit einem Handauflegen hier, einer kleinen Berührung da, aber dann verwickeln sich die beiden schnell in eine Beziehung, die so falsch ist und verboten ist, was aber keiner der beiden sehen will. Die sexuellen Handlungen, welche beschrieben werden gehen immer von ihm aus und sie lässt diese über sich ergehen, weil sie sich ihm gegenüber dazu verpflichtet fühlt, auch wenn sie eigentlich weiß und sich immer wieder bewusst ist, dass es falsch ist, was er mit ihr macht. Nein sagt sie dazu nie, wünscht sich sogar manchmal seine Nähe und dass er sie befriedigt. Es dauert nicht lange und die ersten Gerüchte kommen in Umlauf, welche beide abstreiten. Strane frisiert sie, sagt, was alles auf dem Spiel steht, nicht nur für ihre “Beziehung” sondern auch für ihn und sie. Er würde im Gefängnis landen und sie wohl oder übel im Heim. Man könnte sogar sagen, dass sich eine Art Abhängigkeit oder vielleicht Besessenheit von beiden Seiten entwickelt, weshalb sie alles daran setzen, zusammenblieben zu können. Die Besessen – und Abhängigkeit zieht sich bin in die Gegenwart hinein durch Nessas Leben. Unterdessen bekommt Taylor immer mehr Zuspruch auf ihren Post und die Enthüllungen und auch andere Stimmen werden laut, beschuldigen den Lehrer an Missbrauch und sexuellen Übergriffen. Selbst wenn Vanessa weiß, dass es Missbrauch wahr, setzt sie alles in eine andere Relation. "Aber ich nehme hier nicht nur Strane in Schutz, sondern auch mich selbst. Denn obwohl ich mitunter den Begriff >>Missbrauch<< verwende, um gewisse Dinge zu beschreiben, die mit mir angestellt wurden, nimmt das Wort, wenn es ein anderer ausspricht, einen so hässlichen, absoluten Klang an." Es ist diese alte Besessenheit, die sie nicht los lässt, die sie nicht sehen lässt, was damals alles passiert ist. Strane selbst hat sich die ganze Zeit nie als das was er war – nämlich ein abartiger Pädophiler – gesehen und selbst Vanessa hat er so gut manipuliert, dass sie das auch als Erwachsene noch immer nicht so sieht, immerhin war sie ja bereits 15…”praktisch eine Frau”. Auch in der Gegenwart ist Strane immer noch ein zentraler Teil ihres Lebens, welches er auf grandiose Weise ruiniert hat. Das schockierende ist, dass das vermutlich täglich passiert, ob nun an Schulen oder außerhalb. Im Buch bekommt man einen sehr guten Eindruck wie beeinflussbar junge Menschen sind, vor allem wenn ihnen die Konsequenzen dargelegt werden. Auch die Folgen solcher Erlebnisse werden meiner Meinung nach gut beschrieben, das Verdrängen und teilweise hängenbleiben an der Person. Aber auch, dass ein solches Trauma meist Einfluss auf weitere zwischenmenschliche Beziehungen hat und es viel Arbeit ist das alles aufzuarbeiten. Kate hat einen flüssigen Schreibstil, sodass man geradezu durch die Seiten fliegt und das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Ich möchte an dieser Stelle nochmals sagen, dass dieses Buch sexuelle Übergriffe eines Erwachsenen auf eine Minderjährige beschreibt sowie den Konsum von Alkohol und Drogen. Eine direkte Triggerwarnung gibt es am Anfang des Buches zwar nicht, auch wenn der Klappentext explizit auf den Inhalt deutet, hätte ich es gut gefunden, wenn eine im Buch gewesen wäre. Alles in Allem ein wirkliches gelungenes Debüt, allerdings hatte ich mir erhofft, dass unsere Protagonistin schärfer reflektiert und zu Sinnen kommt. Auch die Lösung, welche für Strane gewählt wurde finde ich nur suboptimal. Deswegen ein Stern Abzug. Es ist ein Buch, welches man sicherlich dennoch ein zweites Mal lesen kann und da dann noch einmal etwas Neues entdeckt.

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