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Rezension zu
Emily Eternal

Künstliche Intelligenz und Dystopie

Von: Roman-Tipps.de
05.07.2020

Künstliche Intelligenzen haben mich schon immer fasziniert, weshalb ich auch sehr gerne Bücher darüber lese. Da in „Emily Eternal“ von M. G. Wheaton das Thema „KI“ sogar noch mit einer Dystopie kombiniert ist, war ich schon unglaublich gespannt auf diesen Science-Fiction und hatte hohe Erwartungen. Allerdings lässt mich diese Geschichte mit gemischten Gefühlen zurück: Einerseits fasziniert sie mich, andererseits bin ich irritiert und auch ein bisschen enttäuscht. Die Sonne stirbt – ihnen bleiben noch 6 Monate: „Emily Eternal“ spielt in einer Zeit, in welcher die Sonne allmählich abkühlt und sich somit das Ende allen Lebens auf der Erde nähert – wobei ihnen noch ca. 6 Monate bleiben, bis sich die äußeren Schichten der Sonne aufblähen, Sonneneruptionen die Erde erreichen und somit das Leben vernichten. Da es keine Möglichkeit gibt, das Überleben der Menschheit zu sichern, wird geplant, digitale Kopien der Menschheit anzufertigen und diese auf einem Speichermedium ins Weltall zu schicken. Und dafür brauchen sie Emily, eine künstliche Intelligenz, die sich selber als künstliches Bewusstsein sieht und und bereits seit 5 Jahren existiert. Doch als Emily beginnt, die ersten Menschen zu scannen, um eine Kopie anzufertigen, fällt ihr auf, dass einige Menschen Tendenzen einer evolutionären Weiterentwicklung aufweisen, die es ihnen unter den schlimmsten Umständen ermöglichen könnte, zu leben. Kaum versucht sie mehr darüber herauszufinden, als plötzlich alle ihr nahestehenden Personen umgebracht werden und jemand gnadenlos Jagd auf sie macht. Positives und Negatives: Wie schon erwähnt, konnte mich der Klappentext sofort überzeugen und ich hab mich richtig auf die Geschichte gefreut. Die Story hat Stärken, aber auch recht viele Schwächen und konnte mich nicht so mitreißen, wie ich erhofft hatte, aber dennoch faszinieren. „Emily Eternal“ wird aus der Sicht der künstlichen Intelligenz Emily erzählt in Form der Ich-Erzählweise. Sie existiert bereits seit fünf Jahren, lebt auf einem Campus, denkt von sich selber, dass sie ein künstliches Bewusstsein ist und ist als Therapeutin tätig. Sie versucht, ihr gesamtes Leben an die Menschen anzupassen, um menschlicher zu werden und weil sie die Menschheit liebt. Und sie sucht immer nach der mitfühlendsten Lösung. Ich finde Emilys Gedankengänge sehr gut dargestellt, sodass man merkt, dass sie eine künstliche Intelligenz mit sehr viel Mitgefühl ist. Und obwohl ihre Gedankengänge so detailliert geschildert werden, ist das alles doch irgendwie ohne Leben und emotionslos. Emily und die anderen Charaktere wirken recht oberflächlich, erreichen keine Tiefe – und leider konnte mich keiner sonderlich beeindrucken und der Handlung richtig Spannung verleihen. Und wenn mal etwas Emotionales aufkommt, so kratzt dieses nur an der Oberfläche und zieht sozusagen beinahe ohne Wirkung vorbei. Das hat es mir auch schwer gemacht, mit den Charakteren mitzufiebern. Was hier allerdings gut gelungen ist: Die Untergangsstimmung. M. G. Wheaton hat ein unglaublich erschreckendes Zukunftsszenario ohne Hoffnung auf einen Ausweg geschaffen. Auch wenn alles ziemlich distanziert erzählt wird, merkte ich schon richtig gut die beklemmende und drohende Stimmung. Und ich hatte gespannt darauf gewartet, wie Emily denn vielleicht alles abwenden könnte. Von dem ersten Ergebnis war ich dann auch enttäuscht: Die Rettung besteht darin, dass Emily einfach Kopien der Menschheit anfertigt, diese speichert und es dann in den Weltraum geschossen wird? Unter Rettung von Lebewesen verstehe ich etwas Anderes. Der Anfang ist dementsprechend recht zäh und sehr ausschweifend, obwohl der Schreibstil definitiv locker und gut zu folgen ist. Später nimmt die Handlung dagegen einiges an Fahrt und Spannung auf, als Emily von der evolutionären Entwicklung einiger Menschen erfährt, diesem Geheimnis auf den Grund gehen will, plötzlich die ihr nahestehenden Personen grausam ermordet werden und Emily auf der Flucht ist, wobei sie von zwei Menschen noch Hilfe bekommt. Leider geht auch diese Spannung bald wieder verloren, sodass ich mich zum Lesen regelrecht aufraffen musste. Eine kleine Liebesgeschichte flackert hier am Rande, bleibt aber größtenteils fade. Ebenfalls sind die technischen Ideen in „Emily Eternal“ äußerst faszinierend und beeindruckend, sodass ich manchmal aus dem Staunen nicht mehr herauskam. So z. B. gibt es einen Chip, den man tragen muss, um Emily sehen zu können und demjenigen dann vorgegaukelt wird, dass sie eine feste Form hat. Oder auch, dass Emily ganz interessante Möglichkeiten dann offenstehen, wenn jemand diesen Chip trägt. Am Ende läuft es auf eine spektakuläre Lösung hinaus, die sowohl faszinierend als auch sehr merkwürdig ist. Und zu dem Zeitpunkt wurde ich Emily gegenüber ziemlich missmutig, weil sie immer nur in die Richtung denkt, der Menschheit zu helfen. Aber was ist mit der Erde? Mit den Tieren und Pflanzen? Das scheint absolut keine Rolle zu spielen, was die Story dahingehend immer weiter beeinflusst, dass es unglaubwürdiger wird. Ja, ich weiß, es ist ein Science-Fiction, aber irgendwie erhoffte ich mir eine plausible und beeindruckende Lösung. Fazit: Sehr gute technische Ideen, der Grundsatz von der Geschichte ist auch interessant und es wird eine sehr beklemmende Untergangsstimmung erschaffen. Leider ist die Story ziemlich zäh, sodass ich mich oft durch die Seiten kämpfen musste, hat nur selten Spannungsbögen und wird zum Ende hin recht bizarr.

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