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Rezension zu
Der unsichtbare Garten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Veränderte Perspektiven

Von: Melanie E.
03.07.2020

"Der unsichtbare Garten" verrät durch Klappentext und Titel des Romans recht viel vom Inhalt, sodass der Überraschungseffekt nicht besonders hoch ist, dennoch geht Karine Lambert sehr einfühlsam mit der fast vollständigen Erblindung des Protagonisten Vincent um. Vincent erhält seine Diagnose und hat wenig Zeit sich mit dieser Tatsache auseinander zu setzen. Die Lebersche Optikusatrophie wird dazu führen, das Vincents Leben komplett aus den Fugen geraten wird. Das Entsetzten darüber und auch das Verdrängen, was in den ersten Momenten absolut nachvollziehbar scheint, wird nicht lange anhalten, da er sich recht schnell in der Welt der Blinden zurecht finden muss. Positiv ist, das er Hilfe bekommt und sich meiner Meinung nach auf das neue Leben einstellen kann. Ich vermute fast, das es mir weniger gut gelingen würde. Vincent kann allerdings hell und dunkel voneinander unterscheiden, sodass sein Tag - Nacht - Rhythmus nicht komplett gestört wird. Das Zitat am Anfang des Buches der Schauspielerin Audrey Hepburn ist gelungen gewählt, da es die Aussage des Romans bestätigt. Vincent beginnt einen Garten im Haus seines Großvaters anzulegen, da dieses nun sein Zufluchtsort geworden ist. Zuvor ist seine Beziehung in die Brüche gegangen, da Èmilie sich nicht mit der Tatsache einer Sehbehinderung auseinandersetzen kann, zudem kann Vincent seinen Job als Tennislehrer nicht mehr nachgehen, sodass ihm wenige Möglichkeiten bleiben. Er ergreift die Flucht, wobei es ihm zum Nutzen sein wird, auch wenn er es nicht gleich erkennen kann. Interessant ist, das viele Gedanken Vincents im Buch aufgefangen werden, die Menschen oftmals ohne Nachzudenken hinausposaunen würden und die alle das Thema "Sehen" beschreiben. Es hat mich doch sehr nachdenklich gestimmt, zumal "Sehen" etwas ist, was ich als komplett selbstverständlich nehme. Würde mir diese Fähigkeit genommen, würde ich mich erst einmal nicht gut zurechtfinden. Das Spiel welches Vincent mit seiner Nachbarin spielt, einige Zeit mit verbundenen Augen verbringen und sich dabei auf die anderen Sinne wie Hören, Fühlen oder Riechen zu besinnen, ist mir aus meiner Ausbildung bekannt und ich erinnere mich, das es mir dabei nicht gut ging, geführt zu werden, ohne selbst sehen zu können. Vincent ist anfänglich sehr unsympathisch, was sich im weiteren Verlauf des Romans wandeln kann und damit meine ich jetzt nicht den Behindertenbonus, den man wahrscheinlich automatisch während des Lesens vergibt, Nein, Vincent reift und entwickelt eine sehr angenehme Persönlichkeit. Hinzu kommen familiäre Probleme, die sich nach und nach zwar nicht auflösen, sondern bestehen bleiben, dennoch sind manche Aussprachen nicht vermeidbar, um zumindest innerlich zu heilen. Schön ist auch, das sich zeigt, wer Freund oder Feind ist und sogar eine neue Liebe für Vincent möglich sein kann, denn warum sollte ein blinder Mensch sich nicht verlieben? Vincent verliert sich oft in Schwarzmalerei und steckt doch voller Energie und Potential, um diese veränderte Perspektive seines Lebens anzunehmen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an ein sehr farbenfrohes Buch, welches dem Einband, sobald der Schutzumschlag entfernt wurde, vollkommen gerecht wird. Anmerken muss ich aber dennoch, das es einige Seiten braucht, um mit Vincents Charakter warm zu werden, da er zunächst absolut oberflächlich erscheint und zum Ende hin dann wirklich ein netter Kerl ist, dem alle Wege trotz Sehbehinderung offen stehen werden. Das Ende ist nicht ganz schlüssig und dennoch genauso, wie es hätte sein sollen, denn Vincents Weg ist lange noch nicht beendet.

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