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Rezension zu
Die Leiche

Rührselige Freundschaftsgeschichte mit vielschichtigen Charakteren und viel Herz!

Von: Der Medienblogger
17.05.2020

Der US-amerikanische Schriftsteller Stephen King gilt weltweit zu den populärsten literarischen Vertretern der Gegenwart. Mit seinen Horrorromanen sichert er sich regelmäßig einen Platz auf den Bestsellerlisten. Zahlreiche seiner Werke wurden bereits verfilmt; mal weniger erfolgreich, mal in Oscar-prämierten Kassenschlagern. So auch die ursprünglich in der Anthologie "Frühling, Sommer, Herbst und Tod" veröffentlichten Novelle "Die Leiche", die 1986 mit "Stand By Me" überaus gelungen adaptiert worden ist. Diesen Monat erschien diese Geschichte als Neuauflage im Heyne-Verlag. Der Eindruck, den ich in seinen Werken wie "Es" oder "Das Institut" gewinnen konnte, bestätigt sich hier erneut: Bei Stephen King stimmt das Handwerk einfach. Er schafft es meisterhaft, seine jugendlichen Charaktere zu etablieren und zwischen ihnen ein starkes freundschaftliches Band aufzubauen. Zwischen den vier Hauptfiguren herrschte eine so starke Gruppendynamik, sodass ich mich als Leser oftmals zugehörig zu ihnen fühlte. Ihre emotionale Entscheidungsbasis wird jederzeit verständlich ausgeleuchtet, und vor allem die wunderbare Beziehung zwischen Chris und Geordie ist es, die direkt ins Herz trifft und dort noch lange nachklingt. "Die Leiche" greift mit zahlreiche, für die junge Altersgruppe relevante Thematiken auf, in deren Auseinandersetzung die Hauptfiguren ein deutlich stärkeres charakterliches Profil erhalten. In Konflikt mit dem Tod, häuslicher Gewalt und der Frage nach einem Plan für die ungewisse Zukunft trifft King genau den richtigen Ton, behutsam vorzugehen, die Problemstellungen der Jungs aber immer noch ernst zu nehmen. Den Pakt der Freundschaft erhebt er auf den höchsten Rang, stellt aber auch deren Zerfließen mit der Zeit dar, wie Sand, der durch die Hände rieselt, ohne dass man ihn aufhalten könnte. Aus Freunden werden Fremde. Auch das Eingestehen für sich selbst, andere und gegenüber anderen wird dem*der Leser*in als wichtiger Wert vermittelt. Der Roman verlässt seinen stringenten Aufbau zu keiner Zeit; er hat immer ein klares Ziel vor Augen, das er verfolgt. Einige Spannungsmomente beschleunigen das Tempo streckenweise; sonst birgt die Handlung nur wenige Überraschungen. Durch diese klare Struktur bleibt nur wenig Raum für Ausschweife, somit behält er sein Timing bei und bietet ein stets kurzweiliges Lesevergnügen ohne Längen. Den steten Erzählfluss durchbrechen einige geschickt eingesetzte Einschübe in Form von Kurzgeschichten und retrospektive Bemerkungen auf Metaebene. Die vorliegende Lektüre löst einen starken Kopfkinoeffekt aus, sodass das Lesepublikum dem Zauber der Natur vollends erliegen und es in nostalgischen Erinnerungen über die eigene Kindheit schwelgen kann. Man möchte sofort wieder Kind sein; die Lust auf Abenteuer brodelt in mir wie ein warmes Lagerfeuer, dessen Leuchten sich gegen das Ausbreiten der Dunkelheit wehrt. Die Schienen, auf denen die Charaktere unterwegs sind, sind ihr direkter Weg zu dem Leichnam, lassen sich aber auch als der Pfad auf einer Reise zu sich selbst interpretieren. Die teils grob umgangssprachliche und von Flüchen gezeichneten Ausdrucksweise fällt negativ ins Gewicht. Ja, dieses Stilmittel ist Mittel zum Zweck, die Jungen authentisch darzustellen und so ihren sozialen Hintergrund aufzuzeigen; es nimmt der Handlung aber auch einen Teil ihrer Poesie. Zu guter Letzt nimmt King noch mal den Fuß vom Gaspedal, schraubt das Tempo stark herunter und arbeitet ein rührseliges Ende heraus, das mir unter die Haut ging. Wenn man mich also fragt, wem ich "Die Leiche" weiterempfehlen kann, dann lautet meine kurz angebundene Antwort: Jedem. Dieser Roman kommt ohne jeglichen übernatürlichen Gruselelemente aus, sondern erzählt eine herzliche Geschichte über den Wert der Freundschaft. "Die Leiche" ist ein rührende und kurzweilige Freundschaftsgeschichte mit vielschichtigen Charakteren und ganz viel Herz.

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