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Rezension zu
Das Nebelhaus

Düstere Sturmnacht statt Inselromantik - was geschah in der "Blutnacht von Hiddensee"?

Von: Poesie und so
02.05.2015

Hiddensee: windumtose Insel in der Ostsee. Keine Autos, stattdessen blühende Heidelandschaften, Dünen, Strände und Leuchttürme. Wer nun aber an Inselromantik und beschauliche Strandspaziergänge beim Leuchten des Abendrots denkt, ist auf dem falschen Dampfer. Bei Eric Berg geht’s neblig, stürmisch und düster zu, und mit seinem Krimi holt man sich eher Gänsehaut als Sonnenbrand. Worum geht’s? Während des Studiums waren Timo, Philipp, Yasmin und Leonie eine verschworene Einheit, wenn es darum ging, sich gegen Atommülltransporte an die Gleise zu ketten, Tiere vor dem Schlachter zu retten oder sonst irgendwie fürs Gemeinwohl aktiv zu werden. Aber das ist einige Jahre her, und inzwischen hat sich das Quartett aus den Augen verloren. Als sie sich im Internet wiederbegegnen, verabreden sie sich für ein Wiedersehen auf Hiddensee bei Philipp, inzwischen erfolgreicher Architekt mit vermeintlicher Bilderbuchfamilie. Doch das Treffen endet mit einem grauenvollen Verbrechen: In einer stürmischen Septembernacht werden drei Menschen erschossen, die vermeintliche Amokläuferin Leonie wird schwer verletzt und fällt ins Koma. Doch was genau damals in der „Blutnacht von Hiddensee“ geschah, ist zu Beginn des Buches – zwei Jahre nach eben jener Nacht – mehr schlecht als recht aufgeklärt. Welche Rolle spielte beispielsweise die kambodschanische Familie Yim, die direkt neben dem Nebelhaus wohnt und verschiedene Dienste für Philipp und seine Familie tat? Und warum wurde Steffen Herold, der damalige Freund der vermeintlichen Amokläuferin Leonie, nie zu den Geschehnissen vernommen? Die Berliner Journalistin Doro Kagel beginnt, den Fall neu aufzurollen. Nach und nach kommt sie den tatsächlichen Geschehnissen jener Nacht auf die Spur, und bald keimt ein schrecklicher Verdacht in ihr auf. Der Krimi wird auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Zum einen begleiten wir Doro Kagel in der Gegenwart bei ihren Recherchen. Zum anderen erleben wir nahezu minutiös die Erlebnisse auf Hiddensee zwei Jahre zuvor mit. Wir sind dabei, wenn die vier ehemaligen Weggefährten aufeinander treffen. Wir beobachten, wie diese vier ehemals so ähnlichen Menschen inzwischen völlig konträre Richtungen in ihrem Leben und Denken eingeschlagen haben und welche Konflikte und Feindseligkeiten sich daraus ergeben. Und wir verfolgen mit, wie nach den ersten beiden Tagen plötzlich ein Sturm auf Hiddensee zuhält und sich parallel dazu auch die Stimmung im Nebelhaus immer mehr zu einem heftigen Gewitter zusammenbraut. Ich muss zugeben, dass ich schon relativ zu Beginn des Krimis der festen Meinung war, als versierte Krimileserin die Sache durchschaut und den tatsächlichen Mörder entlarvt zu haben. Beinahe schon etwas missmutig habe ich dennoch weitergelesen, auch weil mich der sehr dichte und atmosphärische Schreibstil von Eric Berg wirklich in seinen Bann gezogen hat und das beinahe schon Kammerspiel-artige Setting perfekt dazu beigetragen hat, die Spannungskurve oben zu halten. Nun, ich muss sagen: zum Glück habe ich weitergelesen, denn am Ende war ich völlig von den Socken, was die tatsächliche Auflösung anging! Krimierfahrung hin oder her – Eric Berg hat mich auf ganzer Linie hinters Licht geführt und ich wage zu behaupten, dass es vielen Lesern so ging. Daher kann ich nur sagen: wenn ihr Lust habt auf einen intelligent konstruierten Krimi, der euch gnadenlos im Dunkeln tappen und euer Herz dank des ein oder anderen Schreckmoments schneller schlagen lässt – dann greift zu!

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