Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Totenblass

Gelungenes Erstlingswerk

Von: Sandra Schultze
24.02.2020

Morde an Medizinstudentinnen und Ärztinnen der Uniklinik Frankfurt rufen das Ermittlerteam um Hauptkommissar Joachim Fuchs und die Fallanalytikerin Lara Schuhmann auf die Spur eines Serientäters. Der Mittvierziger und die Berufsanfängerin sind noch kein eingespieltes, aber ein sympathisches Team, dem es versehen mit langjähriger Berufserfahrung auf der einen und frischem Theoriewissen auf der anderen Seite gelingt, in der Zusammenarbeit harmonisch voneinander zu profitieren. Noch vor den Ermittlern stellt sich zu Beginn des Werks der Täter vor: „Verglichen mit einem Alkoholiker wäre ich ein Epsilon Trinker. Monaten der Abstinenz folgen Phasen exzessiven Konsums. Ein Trigger löst die Mordlust aus, und rasch nimmt sie Ausmaße an, die jedes Hungergefühl in den Schatten stellt. Ich habe nie geraucht, niemals Drogen genommen, doch ich schätze, ein Junkie weiß, wovon ich rede. Der Unterschied zwischen diesem Abschaum und mir ist der, dass ich nach dem Konsum meiner Droge nicht auf dem Boden einer Bahnhofstoilette herumliege, die Pupillen klein wie Stecknadelköpfe, Speichelfäden im Mundwinkel und ein seliges, aber dämliches Grinsen im Gesicht. Nein, meine Droge beflügelt mich. Sie schärft meine Sinne, lässt mich zur Höchstform auflaufen.“ Erinnert diese Selbstbeschreibung des Täters spontan an Psychopathen wie Francis Ackermann jr. (Ethan Cross) oder Hannibal Lecter (Thomas Harris), steht doch in diesem Buch nicht die Schilderung aus Sicht des Täters im Vordergrund, sondern die Aufklärung des Falls durch die Ermittler. Dem Autor Frederic Hecker gelingt es dabei schon in seinem Erstlingswerk durch einen angenehmen Schreibstil, dezent eingeflochtenen Humor in den Dialogen, einen klar verfolgten Spannungsbogen und eine schlüssig konstruierte Handlung zu überzeugen. Positiv fällt auch die Tiefenschärfte in der Charakterzeichnung der Protagonisten auf, die auf Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet und den Personen „Leben einhaucht“, ohne dabei den Fall in den Hintergrund zu rücken. Als Rechtsmediziner und Plastischem Chirurg gelingt es Autor Frederic Hecker (der selbst an der Uniklinik Frankfurt studiert hat), Tathergänge und Verletzungen anschaulich und detailgetreu zu beschreiben. Psychologisch gelingt es ihm überzeugend, sich in die Sichtweisen der Opfer, Täter und Ermittler einzufühlen. Möchte ich nun doch noch ein wenig auf hohem Niveau jammern, so überzeugt mich die Bezeichnung als „Thriller“ auf der Titelseite nicht. Das Buch ist in meinen Augen ein spannender, gut zu lesender Krimi, von einem „Thriller“ würde ich mehr Aspekte des Horrors und Grauens erwarten. Es gelingt mir als Leser gut, die Vielzahl der beteiligten Personen auseinanderzuhalten und die zeitliche Reihenfolge der Hergänge zu verfolgen, dennoch fällt es mir an einigen Stellen schwer, die „Leerstellen“ im Zeitlichen Ablauf mitzubekommen und zu bemerken, wenn ein Zeitsprung in der Handlung erfolgt. Wenn beispielsweise das erste Opfer morgens um 5.55 Uhr angegriffen und abends um 19.50 Uhr tot aufgefunden wird: warum wird dann gemutmaßt, dass der Täter das Opfer „des nachts“ zum Fundort gebracht hat? Handelt es sich hier um eine Fehleinschätzung der Ermittler oder lag zwischen Angriff des Opfers und dem Auffinden der Leiche ein ganzer Tag (oder womöglich mehrere Tage)? Fazit: Für die Krimi-Landschaft ist Frederic Hecker eine Bereicherung, ich freue mich auf weitere Bände des Autors. „Totenblass“ erscheint am 16.03.2020 bei Blanvalet, danke an die Verlagsgruppe Random House für das Bereitstellen eines E-Books als Rezensionsexemplar.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.