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Rezension zu
Das Erbe

Unnötige Nebenhandlungen verwässern das Thema

Von: schillerbuch
08.02.2020

Dieser Roman hat mir wesentlich besser gefallen als „Der Verrat“, auch wenn er für mich nicht an „Die Vergessenen“ herankommt. Wie in Die Vergessenen legt Ellen Sandberg mehrere Erzählebenen an, die sie nach und nach zusammenführt. Mona ist die eine Hauptfigur aus der Gegenwart, eine junge Frau, die sich in ihrer Familie nie wirklich angenommen und akzeptiert fühlt. Sie ist mitfühlend und das, was man einen Gutmenschen nennt: Sie hat immer einen Euro für die Menschen auf der Strasse und einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, wofür ihre Eltern und Geschwister, aber auch ihr Freund Bernd, kein Vertständnis haben. Als sie langsam merkt, daß das Haus möglicherweise unter fragwürdigen Umständen in den Besitz von Klaras Eltern gelangte, muss sie entscheiden, wie sie handeln wird: Kann sie ihren eigenen moralischen Ansprüchen gerecht werden oder wird sie sich für ein Leben entscheiden, in dem sie mit ihrem Geld ein sorgenfreies Leben, in dem sie auch viel Gutes bewirken könnte? Als zweite Hauptfigur der Gegenwart lernen wir Sabine kennen. Sie ist Hartz IV Empfängerin und voller Neid auf alle, die Geld haben und ein sorgenfreies Leben führen können. Eines Tages entdeckt sie ein Tagebuch ihrer dementen Großmutter, und kommt einem Familiengeheinmnis auf die Spur: Ihr Vater scheint nicht der leibliche Sohn ihrer Großmutter gewesen zu sein und die Spur führt zu einer reichen Familie. Sabine und ihr Mann wittern eine Chance, an das große Geld zu kommen. Im dritten Handlungsstrang steht Klara im Mittelpunkt, begeistertes Jungmädel, mit einer vornehmen Mutter und einem zurückhaltenden, nachdenklichen Vater, von dem ihre Mutter hofft, daß er im neuen Regime als Staatsanwalt Karriere machen wird. Ein wenig verachtet Klara ihren Vater, der so gar nicht dem neuen Männerbild entspricht, aber er hilft Mirjam, Deutschland zu verlassen. Bevor auch ihre Eltern gehen können, werden sie von der Gestapo verhaftet und kommen ums Leben. Wie weit die Unterstützung ihres Vaters für Mirjams Familie ging, erkennt Klara erst, als es zu spät ist. Diese 3 Handlungsfäden hält Ellen Sandberg souverän in der Hand und auch das Thema, die Enteignung der Juden im Dritten Reich und die Entschädigung der Nachkommen war mir zwar nicht neu, aber trotzdem spannend erzählt. Allerdings fand ich einige Dinge deutlich überzeichnet: Mona findet gegen Ende des Buches heraus, warum sie sich in ihrer Familie immer so fremd und abgelehnt fühlte – darauf hätte ich ebenso gut verzichten können wie auf die kriminelle Einlage, die sich Mona’s hysterische Schwester leistet. Die Figur der Sabine – die geldgierige und skrupellose Hartz IV – Empfängerin gegen die gute, empathische Mona – war mir zu sehr schwarz-weiß gemalt, weniger hätte hier mehr sein können. Den inneren Konflikt, den Mona mit sich ausfechten muss, nämlich sich der Frage zu stellen, ist meine Moral abhängig von der Sympathie für diejenigen, denen vielleicht etwas zusteht, was mir gehört, finde ich jedoch durchaus spannend. Fazit: Ein spannendes Buch mit gut konstruierter, vielschichtiger Handlung. Manchmal lag jedoch die Krimiautorin mit der Romanautorin im Clinch, was ich schade finde, denn so wurde das Thema durch unnötige Nebenhandlungen verwässert. Trotzdem taugt das Buch für einige spannende Lesetunden, die nachwirken.

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