Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Der Bär und die Nachtigall

Eine märchenhafte Geschichte

Von: paperlove
26.01.2020

Der Bär und die Nachtigall ist mal wieder ein Buch, das aufgrund des Hypes auf Goodreads, auf meiner Wunschliste gelandet ist. Als ich gesehen habe, dass es endlich auf Deutsch übersetzt wird, wusste ich: Ich muss es haben! Ich habe kaum bis gar keine Ahnung von russischen Volkssagen und war deshalb umso gespannter, was mich im Buch erwarten würde. Die Handlung spielt im alten Russland im 14. Jahrhundert. Wir lernen Pjotr Wladimirowitsch als schwer arbeitenden Grundbesitzer und Bauer kennen, der mit seiner Frau zu Beginn des Buches vier Kinder hat. Unterstützt wird die Familie von dem Kindermädchen Dunja, das sich nicht nur um die Kinder kümmert, sondern ihnen auch regelmässig mystische Geschichten erzählt. Pjotrs Frau wird zu Beginn des Buches noch einmal mit einem fünften Kind schwanger. Einem Kind, das das Schicksal der Familie für immer verändern sollte. Und das beginnt damit, dass die Mutter kurz nach Wasjas Geburt stirbt. Wasja ist ganz anders als ihre vier älteren Geschwister. Sie ist ein richtiger Wildfang, unberechenbar und wird als äusserlich hässlich beschrieben. Doch Wasja ist etwas ganz Besonderes: Sie hat die Gabe Geister zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren. Vielleicht ist auch das einer der Gründe, weshalb sie es immer wieder in die Natur zieht, die von Wald-, Wasser- und Sumpfgeister nur so wimmelt. Die Handlung wird sehr überschaubar und chronologisch erzählt. Man kann nicht nur beobachten, wie Wasja allmählich älter wird, sondern auch, wie ihre Geschwister nach und nach das Nest verlassen, heiraten, Kinder bekommen und/oder ihrer beruflichen Bestimmung nachgehen. Auch ihr Vater heiratet einige Zeit nach dem Tod seiner Ehefrau seine zweite Frau - Anna - die ebenfalls die Gabe besitzt, Geister zu sehen. Im Unterschied zu Wasja, zweifelt sie aber dadurch an ihrem Verstand und wirkt nach aussen hin verwirrt und seltsam. Wasjas Rolle wird im weiteren Handlungsverlauf immer weiter in den Vordergrund gerückt, denn mit zunehmenden Alter nehmen auch die Gefahren zu, die nicht nur durch den Winterkönig, sondern auch durch einen ominösen einäugigen Mann im Wald verursacht werden. Wasjas Schicksal wurde bereits bei ihrer Geburt festgelegt und als sie im Buch das heutige Jugendalter (und damalige junge Erwachsenenalter) erreicht, muss sie sich dem stellen, wofür sie geboren wurde... Katherine Arden hat eine ganz wundervolle Geschichte im alten Russland geschrieben, die sehr ruhig und langsam erzählt wird. Aber gerade diese ruhige Erzählweise war es, die mir besonders gefallen hat. Man hat so die Gelegenheit, langsam in die Welt von Wasja einzutauchen und alle Charaktere - und deren gibt es viele - kennenzulernen. Dadurch, dass man Wasja beim Aufwachsen kennenlernen kann, wird einem als Leser*in ihre Bedeutung für den Verlauf der Geschichte auch immer deutlicher, denn sie zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Und trotzdem dreht sich nicht alles nur um sie, man erfährt auch einiges über den Rest ihrer Familie, ihre Stiefmutter oder die Nebencharaktere, wie etwa den neu hinzugezogenen Priester Konstantin, der Wasja das Leben schwer macht. Obwohl ich noch nie in Russland war und mich mit dem historischen Russland schon gar nicht auskenne, hatte ich den Eindruck, dass die Autorin die Kultur und die Stimmung der damaligen Zeit sehr gut eingefangen und beschrieben hat. Während der ganzen Geschichte konnte ich mir die Schauplätze sehr gut vorstellen und Teil der russischen Sagenkultur werden. Wie adäquat die Autorin die russische Folklore umgesetzt hat, kann ich natürlich nicht beurteilen. Gerade der Winterkönig fand ich aber sehr faszinierend (und das nicht nur, weil er mich an die weissen Wanderer aus Game of Thrones erinnert hat :D). Trotz all dem Lob, hat sich bei mir aber während dem Lesen nicht dieses Gefühl eingestellt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann und/oder ich unbedingt wissen muss, wie es weiter geht. Es war zwar jedes Mal ein Vergnügen in Wasjas Welt einzutauchen, aber ich konnte das Buch auch gut einige Tage zur Seite legen. Und das ist auch das einzige, was mir ein bisschen gefehlt hat: Dieses Gefühl, dass mich ein Buch packt und ich es unbedingt in einem Stück zu Ende lesen möchte. Aus diesem Grund konnte nicht die volle Sternezahl vergeben. Fazit: "Die Bär und die Nachtigall" ist eine ruhige, aber wundervoll erzählte Geschichte, die im historischen Russland spielt und dem Leser die russische Volkssagen näher bringt. Die Autorin lässt sich Zeit, die verschiedenen Charaktere einzuführen und lässt die Leser*innen an der Entwicklung der Protagonistin Wasja teilhaben. Eine schöne Erzählung, in deren Welt ich immer wieder gerne eingetaucht bin. Trotzdem hat mir ein bisschen das Gefühl gefehlt, dass mich die Story so packt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Von mir gibt es deshalb 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.