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Rezension zu
Unter Wölfen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein jüdischer Antiquar als Schaf im Wolfspelz, der zu seiner eigenen Sicherheit in die Gestapo eingeschleust und als verdeckter Ermittler tätig werden soll.

Von: Birgit Pirker
11.01.2020

Nachdem schon August Emmerich und sein Kollege Ferdinand Winter zu meinen Liebsten gehören, musste natürlich auch „Unter Wölfen“, der neueste Roman von Alex Beer bei mir einziehen. Eine spannende Geschichte, die uns ins Nürnberg der 1942er Jahre führt. Ein jüdischer Antiquar als Schaf im Wolfspelz, der zu seiner eigenen Sicherheit in die Gestapo eingeschleust und als verdeckter Ermittler tätig werden soll. Mitten unter den gefährlichsten und namenhaftesten SS-Offizieren ihrer Zeit … Schreibtechnisch liefert Alex Beer wie gewohnt Bestleistung ab. Sprachgewandt, detailverliebt und spannend verliert man sich von der ersten bis zur letzten Seite und man will das Buch auch nicht aus der Hand geben. Eingebettet im damaligen Nürnberg, einer der Hochburgen der Nationalsozialisten, wo es der jüdischen Bevölkerung unter dem fanatischen Antisemiten und Gauleiter Julius Streicher besonders schlimm erging, konnte mich das Setting und auch die atmosphärische Dichte absolut von sich überzeugen und auch die Gefahr, in der Isaak Rubinstein schwebt, war für den Leser konstant zum Greifen nah. Der Roman beschreibt eine fiktive Geschichte, in der zahlreiche historische Fakten verwoben werden. Die Atmosphäre in Nürnberg ist eine Stimmung voller Angst unter den dort verbliebenen Juden, die in Zügen zu tausenden in Richtung Osten abgefertigt werden. Das Grauen, das in der Reichshauptstadt vor sich geht, sorgt für Beklemmung. Die Autorin lässt die menschliche Tragödie auf ihre Leser wirken, so dass das mulmige Gefühl nie so richtig schwindet. Was unseren Protagonisten betrifft, hab ich dann doch zwei Kritikpunkte … Isaak Rubinstein wird ohne Vorwarnung und ohne besondere Vorbereitungszeit in das Leben des Kriminalsonderermittlers Adolf Weissmann und somit auch ins Hauptquartier der Gestapo geworfen. Es gelingt ihm innerhalb von wenigen Momenten, eine andere Person zu mimen, deren Lebensumstände absolut gar nichts mit den seinen zu tun haben. Hatte man, als jüdischer Mitbürger, 1942 noch das Privileg selbst nicht von den Schikanen der SS betroffen zu sein, musste man dennoch schon so viele Grausamkeiten mitansehen, dass Isaaks professionelles Auftreten und diese Leichtigkeit mit der er Weissmanns Leben übernimmt nicht sehr glaubwürdig rüberkommt. Natürlich denkt unser Protagonist immer wieder über seine Situation nach und wie er die nächsten Tage am besten überstehen soll, aber diese Unsicherheit wird letztendlich nicht in seinem Tun wiedergespiegelt. Irgendwie funktioniert alles etwas zu einfach und zu glatt … Nebenbei muss er sich auch noch um die Lösung eines Mordfalls kümmern, der – anders als man es von der Alex Beer kennt – für den Leser eher oberflächlich bleibt und in meinen Augen auch einige logische Denkfehler aufweist. Vielleicht hätten der Erzählung hier noch 50-60 Seiten mehr ganz gut getan … Nichts destotrotz freue ich mich über einen zweiten Fall für Adolf Weissmann. Auch wenn „Unter Wölfen“ noch nicht an die bisherigen Kriminalromane der Autorin heranreicht, denke ich doch, dass eine gute und interessante Grundbasis gelegt wurde, auf der man wunderbar aufbauen kann …

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